Prolog

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1. Tag:
Hinflug

2. Tag:
Phoenix -
Grand Canyon

3. Tag:
Grand Canyon -
Blue Canyon

4. Tag:
Hope Arch -
Window Rock -
IR 13 - Ship Rock

5. Tag:
Bisti De Na Zin
Wilderness -
Aztec Arches -
Angel Peak

6. Tag:
Ah Shi Sle Pah
Wilderness Study
Area - Bisti
Wilderness
(North Unit)

7. Tag:
Ghost Town
Guadalupe - Rio
Puerco Valley

8. Tag:
Lybrook Badlands

9. Tag:
Lake Abiquiu -
Echo Amphitheater
- Plaza Blanca

10. Tag:
Rio Rancho
Badlands

11. Tag:
Quebradas Road -
Valley of Fires -
White Sands

12. Tag:
White Sands -
Geronimo Trail -
Ghost Town Lake
Valley

13. Tag:
City of Rocks
State Park -
Ft. Bowie

14. Tag:
Chiricahua National
Monument

15. Tag:
Ghost Towns
Courtland &
Gleeson - Wyatt
Earp Days in
Tombstone

16. Tag:
Box Canyon -
Madera Canyon -
Hwy 86 "Ajo Way"

17. Tag:
Organ Pipe Cactus
National Monument
- Ajo Mountain
Drive

18. Tag:
Kofa Mountains -
Palm Canyon

19. Tag:
Imperial Wildlife
Refuge - Yuma
Territorial Prison

20. Tag:
Fahrt nach
Phoenix - Apache
Trail bis Tortilla Flat

21. Tag:
Rückflug

Fazit

Sonntag, 24. Mai 2009

"Die Verlockung"

Der Wecker war auf 6.30 Uhr gestellt, aber drei Minuten vorher erhielt ich eine SMS. Schon durch den Vorhang sah ich, dass draußen die Sonne schien, so strahlend hell war es. Also Sonnenbrille aufgesetzt und erst dann die Tür geöffnet. Die Motelbesitzer stellen auf einem Tisch vor der Lobby jeden Morgen Thermoskannen mit Kaffee und süße Frühstücksteilchen für ihre Gäste bereit. Dort nahm ich mir einen Kaffee und rauchte dann erstmal meine Guten-Morgen-Zigarette.

Schon bei der Planung meiner diesjährigen Tour hatte ich mich dazu entschlossen, während der letzten Woche manche Tage etwas ruhiger anzugehen. Und so einer war heute!

Nachdem ich mit allem fertig war und noch einen Kaffee getrunken hatte, bummelte ich in die Allen Street, um im Longhorns Restaurant zu frühstücken. Es war herrlich: Heute früh hatte ich die Allen Street fast für mich alleine. Bis auf ein Paar, welches bereits in Kostümen daher schlenderte, war niemand zu sehen


Auch im Restaurant war kaum was los. Gestärkt mit einem "Old Cowboy Breakfast" (Spiegeleier, Bacon, Würstchen, Hashbrowns und Toast) lief ich zurück zum Trail Riders Inn.

Dort hielt ich ein Tratscherle mit dem Eigentümer-Ehepaar (Lauren & Paul) und zwei andere Gäste gesellten sich dazu, ein Paar, beide schon entsprechend kostümiert. Bei dem Schwätzchen erfuhr ich, dass in der Nacht ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr da war. Der Grund: Ein Biker und seine Freundin waren nachts sternhagelvoll vom Festtrubel zurückgekommen und haben dann eine lautstarke Streiterei begonnen, sodass die Leute in den umliegenden Zimmern wach wurden. Ich hab nix mitbekommen. Ich glaube, man hätte mir das Bett unter dem Hintern klauen können. Die beiden vergangenen Wochen waren so voller Eindrücke gewesen, und der Schlaf ist auch viel zu kurz gekommen.

Um 10.20 Uhr machte ich mich dann aber endlich auf den Weg. Lauren und Paul versicherten mir nochmals, wenn was ist, soll ich anrufen bzw. wenn ich bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht wieder da bin, starten sie eine Suchaktion.

Bevor ich Tombstone verließ, fuhr ich noch zur Tankstelle, um das übliche Programm (Tanken, Eis kaufen und Kühlbox auffüllen) zu absolvieren. Gleich daneben ist der Boothill Graveyard und der Verlockung, dort noch mal kurz vorbeizuschauen, konnte ich nicht widerstehen
Auf dem Parkplatz und dem Shop war schon massig viel los. Es brummte wie in einem Bienenstock und alle freuten sich auf den bevorstehenden Tag - das große Festival mit Contests, Stunt Shows, Live Music usw. Das steckte irgendwie an.

Eigentlich wollte ich ja heute über die Middlemarch Road nach Osten fahren, dann die Ghost Towns Courtland und Gleeson besuchen und über die Gleeson Road zurück nach Tombstone. Aber irgendwie hatte ich gar keine Lust auf stundenlange Fahrten durch das Hinterland Entgegen meiner Erwartungen lockte mich der Trubel in der Allen Street. Die Stimmung in der Stadt hatte mich angesteckt. Ich hatte das Gefühl "jetzt bin ich schon mal hier, während so was stattfindet, da möchte ich auch dabei sein, ich will was mitkriegen". Also strich ich kurzerhand die Hälfte des Planes und fuhr nur über die Gleeson Road nach Courtland und Gleeson. Außerdem wusste ich von Sandra, dass die Middlemarch Road eine sehr steile Passage hat, was nun ja wieder gar nix für meine Nerven ist. Daher fiel es mir auch nicht schwer, diesen Punkt zu kippen und nur die einfachen Sachen zu machen. Somit würde ich nun in Ruhe die Ghost Towns besuchen und mich dann am Nachmittag in das Festgetümmel stürzen.
Die Gleeson Road war absolut harmlos. Breit, kaum Washboard, nur ab und zu etwas gröberer Split. Also ein Backcountry Interstate. Gleeson kann man auch erreichen, ohne dass man den Teer verlassen muss, denn von der anderen Seite her ist die Zufahrt asphaltiert.

Ich fuhr aber gleich weiter nach Courtland. Die Gravel Road hat nun den niedlichen Namen "Ghost Town Trail" und ich knipste dort zwei Ruinen.

Dann ging es zurück nach Gleeson. Auch hier war die Ausbeute mager : Nur zwei Ruinen und ein restauriertes Gefängnis.

Ich erblickte in der Ferne noch das eine oder andere Haus, aber Gleeson ist wohl nicht ganz verlassen. Hier und da sah man Autos, aber keine kompletten Schrottautos, und daher mied ich diese Ecken. Ich mag das nicht, komme mir dann vor, als würde ich durch das Wohnzimmer anderer Leute latschen.

Es stört mich nicht, dass man manchmal nicht bis komplett an die Häuser hin darf und einige Meter vorher ein Zaun ist. Ich muss nicht alles mit der Lupe untersuchen. Aber mir sind solche richtigen Ghost Towns einfach lieber, die wirklich komplett verlassen sind, wie dieses Jahr z.B. Guadalupe und Lake Valley.

Um 13 Uhr war ich zurück beim Motel und gab natürlich Bescheid, damit keine Suchaktion gestartet werden muss. Auf der Veranda rauchte ich noch eine Zigarette, kramte bissl im Zimmer herum und ging dann zur Allen Street. Ich war froh, so nahe am Geschehen zu wohnen, denn Parkplätze waren rar bzw. alle belegt.

Die nächsten beiden Stunden schlenderte ich die Allen Street rauf und runter.

(Und wer schon mal in Tombstone war und weiß, dass dies vielleicht ca. 500 Meter sind, weiß, dass ich da oft rauf und runter gelaufen bin... )

Ich genoss die Atmosphäre, guckte in die Läden und kaufte das eine oder andere Andenken.


Vor allem aber beobachtete ich die Leute und war richtig begeistert, wie liebevoll sich manche kostümiert hatten. Ich versuchte mich an ein paar Schnappschüssen, aber hier verhielten sich die Leute wie die Häschen, wenn ich sie fotografieren wollte: Entweder sie standen blöd zur Kamera oder bewegten sich, als ich den Auslöser drückte. Also sprach ich sie dann einfach an und fragte, ob ich sie fotografieren darf. Dadurch ergab sich natürlich immer wieder ein kleines nettes Gespräch.

So langsam sehnte ich mich danach, mal für ein paar Minuten die Füße auszuruhen und der Appetit auf ein kühles Bier wurde immer stärker. Die großen Saloons waren brechend voll, daher entschied mich für einen Saloon, der zwar etwas "runtergekommen" wirkte, aber das Bier war kalt und erfrischend.

Nach erneutem Auf- und Abschlendern ging ich dann um 17.30 ins Longhorn Restaurant. Eigentlich etwas früh zum Abendessen, aber ich hatte gestern gesehen, wie brechend voll die Restaurants ab 18 Uhr waren. Die Leute standen dann in langen Warteschlangen vor der Tür. Das Restaurant war auch jetzt schon ganz gut gefüllt, aber ich bekam noch problemlos einen Tisch. Ich bestellte mir ein "Half Rack Spare Ribs" - ein Gedicht!

Anschließend machte ich noch einen letzten Bummel über die Allen Street. Bei einer Zigarettenpause vor dem Big Nose Kate Saloon sah ich die Leute, die gestern am Nachbartisch saßen. Ich hatte gemerkt, dass es Deutsche waren und sprach sie einfach mal an. Sie kannten das Wyatt Earp Festival noch vom vorherigen Jahr und hatten die diesjährige Tour extra so ausgerichtet, dass sie wieder zu diesem Zeitpunkt hier sein können. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und tauschten Südwest-Erfahrungen aus.

Ich versuchte erneut ein paar Eindrücke der Abenddämmerung über der Allen Street festzuhalten und ging dann zurück ins Motel.

Nach einer Dusche verstaute ich meine Einkäufe, packte bissl mein Zeugs zusammen und kramte die Unterlagen für den morgigen Tag hervor. Mit einem Bier, meinen Zigaretten und dem Notebook setzte ich mich dann wieder auf die Veranda und genoss den herrlich warmen Frühsommerabend

 

Tagesetappe: 43 Meilen / 72 Kilometer


Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.