Dienstag, 28.04.2015 – Rundherum zufrieden

Auch heute schlug der Jetlag wieder erbarmungslos zu und ich wachte wieder so zeitig auf. Die Uhr zeigte gerade mal 4.30 Uhr. Seltsam, das kannte ich fast gar nicht mehr, in den vergangenen Jahren hatte ich damit nie Probleme. Ich vermutete, dies lang an dem ganzen Stress der letzten Monate und der damit verbundenen Nervosität.

Rotgeränderte Augen starrten mir aus dem Spiegel entgegen Ich warf die Kaffeemaschine an und ging erstmal nach draußen eine rauchen. Dann schaltete ich das Netbook an, ich kam wieder nicht an meine Mails ran, weil die Seite so damit beschäftigt war, die Werbung einzulesen und die Eingabefelder zum Mail-Aufruf blockierte… Der Vorteil: Ich tippte heute Morgen alle Notizen, war also up to date. Für irgendwas muss der Jetlag ja gut sein!

Um 7 Uhr trafen Gerd und ich uns zum Frühstück. Eine russische Klein-Reisegruppe war auch gerade anwesend und das Platzangebot spärlich. Gerd und ich konnten aber noch einen der Tische ergattern. Das Frühstücksangebot war nicht so der Brüller, nur Toast, süße Teilchen und Cornflakes. Während wir frühstückten inspizierten wir die anderen Anwesenden. Dabei fiel uns eine der Russinnen besonders auf, denn die stöckelte in High Heels durch die Gegend, die man eigentlich in einer gewissen Branche als „Arbeitsschuhe“ bezeichnet werden könnte

Um 7.30 Uhr starteten wir zu unserem Tagesprogramm. Ursprünglich war der Plan, heute einen erneuten Versuch zu den Adeii Eechi Cliffs zu wagen. Aber der Regen der letzten Tage ließ Gerd davon Abstand nehmen. Und es wäre auch gleich zu Beginn meiner Tour ein ordentlicher Fußmarsch gewesen, vor dem mir irgendwie graute, da ich mich noch gar nicht „eingelaufen“ und akklimatisiert hatte. Also Planänderung und Tagesprogramm „entschärft“. Zuerst ging es nochmal auf den Sunset Crater – Wupatki – Loop, heute früh ohne Gegenlicht bei den San Francisco Peaks. Und auch die Pueblos Wukoki und Wupatki konnten wir heute von der anderen Seite ablichten.

Nächster Halt war dann bei den Elephant Feet. Ich muss während meiner bisherigen Touren schon mal an denen vorbei gekommen sein, aber das war der Tag mit seltsamen Warnlämpchen am Auto am White Mesa Arch und trübem Wetter am Blue Canyon, da bin ich wohl einfach dran vorbei gerauscht

Heute bewunderte ich die Füßchen nun im schönsten Licht mit blauem Himmel und dekorativen Schäfchenwolken.

Nun ging es zurück nach Tuba City und auf den Highway 264. (Eigentlich hätten wir die Verbindung durch den Blue Canyon nehmen können, aber Gerd traute dem Frieden nicht, am Tag vorher hatte er noch an so kleinen Nebenstraßen tiefe Matsch-Rillen gesehen.)

Hier hatte Gerd gestern aus dem Augenwinkel eine Felsformation erspäht, die in einer alten Karte als „Three Wise Men“ bezeichnet wurde. Wir hielten gemeinsam danach Ausschau und praktischerweise gab es kurz darauf einen Abzweig auf eine Dirt Road, die nach nur ein paar Hundert Metern genau dorthin führte. Die Road war übrigens komplett abgetrocknet und fest.

Die „Three Wise Men“ sind zwar eine Location für den Nachmittag, denn dann wird deren Schokoladenseite von der Sonne angestrahlt aber so knipsten wir sie halt von ihrer Rückseite. Ein schöner Rücken kann auch entzücken

Unser nächstes Ziel waren die Concretions in der Nähe von Tuba City. Wir wollten testen, ob die Piste befahrbar ist und wir hinkommen. Sowohl das erste Stück, eine breite "Gravel-Autobahn“ (wäre auch absolut PKW-tauglich gewesen), als auch das zweite Stück, Two Tracks (hier war High Clearance erforderlich), waren wieder ebenfalls problemlos befahrbar. Der „Parkplatz“ befand sich auf einem Hügel und wenn man hinab blickte, konnte man die Concretions erkennen. Ich war erst etwas zögerlich, ob ich da runter soll, denn es war recht steil und sah rutschig aus… und ich bin ja ein examiniertes Schussel… Aber Gerd überredete mich und vorsichtig tastete ich mich nach unten. Und das hat sich auch gelohnt, denn hier konnte man die Kullern aus hübschen Perspektiven fotografieren.

Wieder ging es durch Tuba City hindurch und an dessen östlichem Ortsende bogen wir erneut auf eine Dirt Road ab. Nach nur wenigen Meilen stellten wir das Auto auf einem „Parkplatz“ ab, der wohl oft als Schießstand genutzt wurde. Wahnsinn, was da an leeren Patronenhülsen rumlag. Ich überlegte schon ob ich auf dem Rückweg laut singen soll, damit man uns im Fall des Falles hört…

Nun stand der Tuba Arch auf dem Programm. Gerd war schon mal dort gewesen, allerdings war er an einer anderen Stelle gestartet. So kam es, dass wir dann zu meiner großen Freude erstmal querfeldein über Stock und Stein latschten

Dann ging es runter in einen Wash und auf der anderen Seite wieder aus dem raus, noch kurz um ne kleine Ecke biegen und da lag bzw. stand er auch schon vor uns. Auch hier waren wir nicht zur optimalen Tageszeit, aber egal. Schön war er trotzdem.

Der Rückweg war dann deutlich einfacher, denn wir liefen bequem auf dem trockenen und festen Boden im Wash zurück.

Bis jetzt waren für Gerd alle Programmpunkte „alte Bekannte“, nun sollte es auch für ihn zu einer neuen Location gehen. Die letzte Station war die Tutuveni Petroglyph Site. Die Fahrerei ab dem Hwy 160 zieht sich ziemlich und war abschnittsweise auch etwas holprig. Ich verfolgte unsere Strecke auf dem GPS Gerät und bemerkte dann: "Wenn wir nicht bald da sind, sind wir wieder auf dem Hwy 98. Gerd bestätigte dies, die Site liegt ganz in der Nähe vom Hwy 98".

Schließlich erreichten wir die Tutus. Das Areal ist von einem recht stabil wirkenden Metallzaun mit einem schmalen Durchgang (damit niemand Steine rausschleppt) umgeben und es ist ein Schild vorhanden, dass man das Gebiet nur mit einem Permit betreten darf. Wer dieses ausstellt war leider unkenntlich gemacht… Die beiden vorhandenen Kameras waren aber definitiv tot, da muss jemand wohl mit Steinen mal Zielschießen gemacht haben.

Wir ließen uns sehr viel Zeit und ich glaube, es gibt keine Motive, welches nicht von Gerd übersetzte wurden

Mein Interesse ist da nicht so riesig, aber auch ich fand durchaus ein paar Exemplare, die mir sehr gut gefallen haben.

Vor allem das Bild von einem kleinen Vögelchen hatte es mir angetan. Und auch sonst gab es schöne Motive mit den roten Felsen und gelb blühenden Blümchen.

Dann setzte ich mich einfach auf einen Stein, rauchte eine Zigarette, genoss die warmen Sonnenstrahlen, während Gerd sich fotografisch dort austobte.

Ich mag es gerne, die Gedanken einfach mal schweifen lassen. Ich war einfach rundherum zufrieden .

Gegen 17.40 Uhr waren wir zurück in Flagstaff. Gleich neben dem Super 8 Motel war ein Barnes & Nobles. Diese Kette hat auf Gerd die gleiche Wirkung wie die Kette DSW (Designer Shoe Warehouse) auf mich – magische Anziehungskraft.

Ich plagte mich in der Zwischenzeit mit meinem Netbook rum, so langsam wurde ich mega-nervös, denn ich wollte wenigstens gewährleistet haben, dass ich regelmäßig an meine E-Mails komme. Schließlich habe ich meinen Karlie-Sittern zugesichert, dass ich täglich per Mail erreichbar bin. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es von Mal zu Mal langsamer und chaotischer wurde.

Nachdem Gerd erfolgreich von Barnes & Nobles zurückgekommen war, fuhren wir nochmal los, denn unsere Obstvorräte waren aufgebraucht und vor allem benötigten wir was, um das 0815-Motel-Frühstück aufzupeppen. Süße Teilchen und Toast & Marmelade, da kriegt man ja nen Zucker-Schock. Da im Discover America alles so von Whole Foods geschwärmt hatten, nahmen wir diesen Laden ins Visier. Nach nur wenigen Minuten verließen wir ihn aber ziemlich ernüchtert. Das Obst und Gemüse dort wirkte irgendwie welk und nicht sehr ansprechend. Die Preise waren aber dafür ca. 4x so hoch als beim guten alten Walmart Also war dieser unser nächstes Ziel.

Anschließend fuhren wir zu irgendeinem Mexicaner - ich weiß den Namen nicht mehr. Wir hatten uns den richtigen Tag ausgesucht, denn das Special des Tages waren Chicken Fajitas für 8,78 $ - da konnte man wirklich nicht meckern und wir genehmigten uns noch eine House Margarita dazu.

Gegen 20 Uhr waren wir zurück im Motel und „schraubten“ noch bissl an meinem Netbook rum. Irgendwie schaffte es Gerd, dass ich plötzlich wieder Mails empfangen und senden konnte. Puhhhh, ich war wieder erreichbar!

Vollkommen erledigt plumpste ich um 0:20 Uhr ins Bett.