Dienstag, 05.05.2015 - „Zurück in die Zukunft“

Heute stand die nächste Etappe der Tour auf dem Plan. Als wir uns um 7 Uhr zum Frühstück trafen, zeigte sich Gerd von seiner sensibelsten und charmantesten Seite und schmetterte mir „Ajo – partly cloudy“ an den Kopf...

(Dies bewog mich, den Tagestitel so zu wählen. Den Bericht dieser Südwestreise habe ich nach der Südstaaten-Reise geschrieben, die ja erst im Herbst 2015 stattfand. Und als ich dann so meine damaligen Notizen als Bericht tippte, bemerkte ich, dass diese morgendlichen Begrüßungen schon da angefangen hatten. Solche Déjà Vu hatte ich beim Schreiben von diesem Bericht öfters.)

Auf meine Frage nach den Temperaturen erhielt ich dann zur Antwort „Anfang der 80iger, aber Temperaturen sind egal“.

Toll, wenn man so deutlich zu verstehen bekommt, wie wichtig die eigenen Bedürfnisse für andere sind Ich litt doch etwas darunter, dass hier im Südwesten die aktuellen Temperaturen nicht so waren, wie sie zu dieser Jahreszeit eigentlich sein sollten.

Abfahrt am Motel war um 8 Uhr, das Thermometer zeigte 64 F. Den geplanten Abstecher zum Painted Canyon schenkten wir uns. Die Ecke lag im Morgendunst und sah überhaupt nicht „painted“ aus, sondern blass, farblos und dunstig.

Gegen 9.30 Uhr tauchte auf der rechten Seite ganz viel Wasser auf, der Salton Sea. Hier machten wir einen kurzen Fotostopp, aber wegen dem Dunst konnte man das Bergmassiv hinter dem See nur undeutlich erkennen. Das Thermometer zeigte nun 76 F.

Hier auf dem Highway gefiel mir die Fahrerei wieder. Vorher auf dem Interstate war es mir zu nervig, zu hektisch. Die Strecke hier war nett, auch wenn mir fast schlecht wurde, wegen der ganzen Dips.

Und da wir gestern Abend noch meine MP3s auf CD gebrannt hatten (dummerweise hatte Mr. Mouse keinen USB-Anschluss und mein USB-Stick war daher nutzlos…) tobten endlich auch die Jungs von ACDC, Kiss, Van Halen, Twisted Sister, White Lion, Def Leppard, Aerosmith, usw … durch das Auto. Das ist mein Fahren in Amerika. Nicht viel los, Weite ringsherum, Fenster auf und die Musik aufgedreht, so dass man die Bässe im Magen spürt.

Es folgte eine Ecke, die ziemlich von Landwirtschaft gezeichnet war. Es war interessant, den ganzen Maschinen, bei ihrer Arbeit anzuschauen. Das waren riesige Dinger, dagegen sah ein ausgewachsener deutscher Traktorwie ein Spielzeugauto aus.

Die Strecke führte dann an den Imperial Sand Dunes vorbei, die sich zu Füßen der Chocolate Mountains erstrecken. Ziemlich große Fläche, die sie da einnehmen… Ich kenne ja die Kelso Dünen, die Dünen im Death Valley NP und die Dünen im Great Sand Dunes NP – aber diese hier hatten von der Ausdehnung her ganz anderen Dimensionen.

Trotzdem, Sand bleibt Sand und so mega-spannend finde ich Sand einfach nicht (es sei denn er ist am Strand ) .

Auf dem Highway bis zum Interstate ging mir dann mal wieder der Begriff „Titty Twister“ durch den Kopf . Die Landschaft erinnert einfach an den Film.

Gegen 12 Uhr Yuma. Wie auch 2009, als ich zum ersten Mal hier war, roch es wieder so unheimlich gut nach frisch gemähtem Gras. Und das Thermometer war jetzt auf kuschelige 85 F geklettert.

Ab hier zog sich die Fahrerei dann aber auch. Ich merkte, wie ich einen „starren Blick“ bekam. Und es waren noch locker 140 Meilen bis Ajo…

In Gila Bend tankten wir und ich hätte gerne eine kurze Pause mit einer Hallo-wach-Cola gemacht. Aber als ich vom Zahlen wieder aus der Tanke kam, saß Gerd schon angeschnallt im Auto und wartete, dass es weiterging.

Um 14.20 Uhr erreichten wir endlich das La Siesta Motel in Ajo. Ich war noch nicht richtig aus dem Auto ausgestiegen, da „überfiel“ mich Gerd schon, ob wir gleich weiter in den Organ Pipe Park fahren.

Hmmmm, eigentlich hatten wir doch ganz andere Pläne für den späteren Nachmittag und nach der ganzen Fahrerei hatte ich mich auch auf eine Runde im Pool gefreut. Stress, Hektik und straffe Zeitpläne habe ich schließlich das ganze restliche Jahr! Im Urlaub wollte ich keine Hetzerei

Begeistert war ich nicht , aber ich ließ mich auf einen Kompromiss ein: Ich darf erst bissl an den Pool, dann fahren wir noch runter. Da ich aber wusste, dass Gerd nun quasi wartete, hatte ich innerlich keine richtige Ruhe um die Pool-Pause zu genießen und so saßen wir exakt 30 nach dem Einchecken schon wieder im Auto.

Um 16 Uhr waren wir im Visitor Center vom Organ Pipe National Monument. Hier kauften wir ein paar Postkarten und erkundigten uns nach dem erst seit kurzem wieder geöffneten Puerto Blanco Drive, den wir für den morgigen Vormittag geplant hatten.

Dann nahmen wir den Ajo Mountain Drive unter die Räder. Ich habe schon in mehreren Berichten gelesen, dass dies die schönste Einbahnstraße ist – und dem kann ich nur zustimmen. Im herrlichen Nachmittagslicht leuchtete die wunderbare Fels-Kakteen Kulisse.

Also wenn mich jemand fragen würde, "welcher Park, Saguaro oder Organ Pipe?" – meine Antwort wäre ganz eindeutig „Organ Pipe“. Die Landschaft ist so dermaßen abwechslungsreich

Ab 18 Uhr stand die Sonne dann aber schon zu schräg, da waren wir jedoch auch mit dem Loop durch und fuhren zurück nach Ajo.

Dort steuerten wir gegen 19 Uhr das Estrella Cafe an, gingen aber gleich wieder raus, als ich feststellte, dass hier Plastikbesteck auf dem Tisch steht. Neeee, das mochte ich gar nicht.

Also auf zur guten Bekannten, der Marcella.

Ich probierte heute mal ein Chimichunga – war ok, aber häufiger brauch ich das nicht. Es schmeckte mir irgendwie zu arg nach Huhn. Aber die zwei Coronas flossen zügig durch die Kehle.

Gegen 20 Ihr waren wir zurück am La Siesta und es folgte das übliche abendliche Programm, unterbrochen von der einen oder anderen Zigaretten-Pause. Zum Draußen-Sitzen war es zu kalt, es wehte schon den ganzen Tag ein Wind und dieser war jetzt am Abend stärker geworden. Aber auch heute stellte ich beim Lesen der Live-Kommentare der anderen Südwestreisenden vom DA Forum fest, dass wir es hier unten mit dem Wetter wirklich noch gut erwischt hatten.

Kurz vor 23 Uhr machte sich dann die Müdigkeit bemerkbar und zum Schlafen wollte ich noch den Deckenventilator abschalten. Aber ich kam nicht ran, selbst mit Stuhl war die Decke zu hoch. Also klopfte ich bei Gerd und schilderte ihm mein Problem. Da gab er mir den Tipp, es doch mal mit der Fernbedienung zu versuchen…