Mittwoch, 06.05.2015 – „Ernüchtert“

Auch heute weckte mich der innerliche Wecker wieder um 5.45 Uhr. Ich genoss es, mit einem Becher Kaffee und einer Zigarette auf den Stufen vor meiner Cabin zu sitzen und den Vögelchen bei ihrer Frühstückssuche zuzusehen.

Punkt 7 Uhr saßen Gerd und ich wieder bei Marcella. Heute genehmigte ich mir ein Spanish Omlette. Dann ging es auf dem Hwy 85 erneut nach Süden und um 8.45 Uhr nahmen wir den Puerto Blanco Drive unter die Räder. Als Gerd und ich vor ein paar Wochen erfahren hatten, dass dieser nun nach zig Jahren wieder offen ist, stand fest, dass wir den fahren werden. Wir hatten hohe Erwartungen und freuten uns sehr auf diesen Teil vom Park. Aber die Freude sollte uns bald vergehen…

Die ersten paar Meilen kannten wir, die waren ja schon immer offen. Und bald danach wurde die Piste sehr ruppig und ungemütlich.

Gerd war nicht gut drauf: Das Licht gefiel ihm nicht, die Aussichten nicht, die Piste nicht und er schimpfte immer wieder vor sich hin Ich wurde auf meinem Sitz immer kleiner, denn ich kann mit solchen Stimmungen nicht umgehen Ich komme mir dann immer vor, als hätte ich was angestellt – obwohl ich ja gar nix dafür kann! Ich versuchte immer wieder, ihn mit netten Motiven abzulenken, aber dies gelang nur bedingt…

Ab der Hälfte änderte sich dann auch noch das Landschaftsbild und wurde ziemlich nichtssagend.

Da konnte mir auch eine verlassene Mine keine Entzückungsschreie entlocken.

Das einzig interessante war, dass man bis zum Grenzzaun zu Mexico kam. Nur wenige Meter entfernt führt dort der Mexican Federal Highway 2 parallel zur Grenze entlang.

Dort sausten die Autos nur so entlang, während wir uns auf der blöden Gravelroad durchschütteln lassen mussten

Nach etwas mehr als drei Stunden erreichten wir wieder den Hwy 85. Waren wir morgens noch voller Euphorie aufgebrochen, so waren wir nun ernüchtert. Die ruppige Piste entschädigt einen nicht durch großartige Landschaften.

Fazit: Kann man sich getrost schenken, ohne Angst zu haben, was verpasst zu haben. Man sieht dort nix, was man nicht auch auf dem Ajo Mountain Drive sieht. Im Gegenteil, entlang dem Ajo Mountain Drive sieht man mehr. Die Landschaft ist spektakulärer, die Vegetation ebenfalls. Und die Piste ist in einem viel besseren Zustand. Der um einiges längere Puerto Blanco Drive ist zur Hälfte sehr ruppig, ein ewiges Geschaukel, Steine, Löcher usw. Man hat eigentlich gar keine richtige Muse, sich auf die Landschaft zu konzentrieren. Es gibt zwar ein paar nette Stellen, aber die kann man irgendwie an einer Hand abzählen. Und die andere Hälfte der Strecke führt durch eine eher nichtssagende Ebene, in der man vereinzelt Saguaros aufragen sieht.

Die Fotos, die ich hier jetzt gezeigt habe, die sind an drei, vier Stellen entstanden - auf einer Gesamtlänge von knapp 40 Meilen!!!

Wir fuhren noch kurz nach Lukeville und warfen einen Blick auf den Grenzübergang.

Gegen 13.15 Uhr waren wir zurück in Ajo. Gerd hatte in einem Flyer was von einem Ajo Scenic Loop gelesen und der stand nun noch auf dem Plan.

Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt. Und hier noch der GPS-Track.

Der kleine Loop ist nur 10 Meilen lang und hat ein paar nette Views zu bieten.

Um 14 Uhr waren wir zurück und drehten noch eine Runde durch Ajo. Irgendwie war das Mural passend zum Ort

Dann machten wir „Feierabend“ und fuhren zurück zum La Siesta Inn. Ich überspielte gleich die Fotos und den Track, dann ging ich an den Pool, drehte dort ein paar Runden und setzte mich dann an einen Tisch mit Sonnenschirm und schrieb Postkarten. Kurze Zeit später erhielt ich Gesellschaft, denn Beate und Gaby trudelten auch im Motel ein und wollten auch eine kleine Pool-Pause machen, bevor sie noch ins Organ Pipe National Monument fuhren. Wir tratschten noch ein paar Minuten und verabredeten uns zum Abendessen. Ich blieb bis 16 Uhr am Pool, dann vertrieb mich der Wind und ich verzog mich in meine Cabin, wo ich schon mal die Tagesnotizen tippte.

Um 19 Uhr kamen Beate und Gabi zurück und wir fuhren – in Ermangelung an Alternativen - zu Marcela's. Wir alle entschieden uns für das gleiche Gericht Taqui-irgendwas, es bestand aus einem kleinen Steak, einer Enchilada und noch irgendwas. Ok, das Steak war nicht so der Brüller aber die leckere Guacomole machte das wieder gut.

Gegen 21 Uhr waren wir zurück im Motel und gingen wir noch auf ein schnelles Bier in die Cabin von Beate und Gaby, denn um draußen zu sitzen, dafür war es einfach zu windig. Beate zeigte mir ihr neustes Urlaubsmaskottchen, eine Spielzeug-Packrat. Ich musste so lachen, denn Beate hatte sich die Packrat aus dem gleichen Grund gekauft, wie ich letztes Jahr: Die Hinterpfoten von dem Plüschtier sahen aus wie die Hinterpfoten von Katzen.

Gegen 22 Uhr wünschten wir uns alle eine gute Nacht.