Dienstag, 6. Oktober 2015 - "Insektarium"

Zum Glück war ich auch heute so zeitig wach, denn kurz nach 5 Uhr ging das Gewerkel und Rumoren an Anhänger und Boot weiter. Nachdem ich also wie jeden Morgen zweieinhalb Stunden Trödelzeit hinter mir hatte, traf ich mich um 7 Uhr mit Gerd zum Frühstück. Heute gab er mal keine Wetterprognosen von sich. Im Moment lachte jedenfalls die Sonne vom strahlend blauen Himmel.

Unser heutiges Programm bestand aus Plantagen-Hopping entlang der Louisiana River Road im Mississippi Valley.

In meiner Vorstellung reihten sich die weißen Plantagenhäuser, eingebettet in eine liebliche Landschaft, wie Perlen auf einer Perlenkette aneinander. Die Realität sah etwas anders aus, denn heute reiht sich hier eine Fabrik an die nächste , und die Plantagen liegen vereinzelt dazwischen.
Wenn man die dann erreichte, konnte man die Eindrücke der hässlichen Fabrik-Klotze aber auch sofort wieder ausblenden und sich an den weißen Säulen der Häuser erfreuen, inmitten üppiger Gärten und Alleen mit Spanish Moss behangenen Bäumen .

Aber der Reihe nach. Unser erstes Ziel war die Destrehan Plantation. Die Fassade wäre zwar aufgrund des Sonnenstandes einigermaßen angestrahlt gewesen, die großen Bäume im Garten davor warfen jedoch lange Schatten auf das Gebäude. Egal. Mir hat trotzdem alles gefallen.

Auf der Weiterfahrt sah ich aus dem Augenwinkel ein großes Mural und fragte Gerd, ob wir hier nochmal vorbeikommen. Da dies nicht der Fall war, machten wir ein Dreherle und fuhren zurück. Das Wandbild befindet sich an der Fassade der Cashio's Food Villa in Destrehan. Das 130 feet lange Mural (das sind fast 40 m) zeigt 300 Jahre Geschichte des St. Charles Parish. Es sah klasse aus und ich freute mich wie Oskar, dass ich was entdeckt hatte, von dem Gerd gar nichts gewusst hat . Ist ja wirklich extrem selten, dass sowas vorkommt.

Weiter ging es zur Ormond Plantation und auch hier spendeten die großen Bäume wieder Schatten.

Anders war es bei der San Francisco Plantation.

Diese wurde gerade so richtig schön von der Sonne angestrahlt und bot trotz dem Zaun ein schönes (wenn auch irgendwie sehr kitschiges) Motiv.

Nun überquerten wir den Mississippi und steuerten die Evergreen Plantation an. Hier mussten wir nun etwas gegen das Gegenlicht ankämpfen.
Dieses Plantagen-Hopping machte richtig Spaß! Vor allem auch, weil man die alle so gut von der Straße aus sehen konnte .

Bei der Laura Plantation war dies jedoch nicht der Fall. Selbst vom Parkplatz aus konnte man nichts vom Haus erspähen, da alles dicht bewachsen war. Egal!

Weiter ging es zur St. Joseph Plantation. Hier machten wir auch nur vom Eingangsbereich aus ein paar Fotos.
Nun sollte wieder einer meiner Träume wahr werden. Denn das nächste Ziel war die Oak Alley Plantation. Schon am Parkplatz konnte man sehen, dass wir hier nicht die einzigen Besucher sein würden, denn der war schon gut gefüllt. Am Kassenhäuschen zahlten wir unseren Obolus und steuerten dann erstmal den Gift Shop an, da sich dort die Toiletten befinden.

Dann schlenderten wir den hinteren Teil der Eichenallee entlang, vorbei an den Sklavenquartieren bis zum Haupthaus.
Das Wetter war herrlich. Keine Schwüle, Temperatur in meinem Wohlfühlbereich von ca. 30°C und die Sonne schien durch die moosbehangenen Äste.

Ich freute mich über das Ensemble.
G: "das sieht auf den Fotos besch%$*&/ aus."
( Ich befürchtete schon, diese täglichen Wetteraussagen könnten sich bei mir zu einem traumatischen Erlebnis entwickeln. Wenn das so weiterging, würde ich noch im übernächsten Schaltjahr beim Psychologen sitzen .)

Als wir am Haupthaus ankamen, mussten wir nur wenige Minuten warten, bis die nächste Führung begann. Und da herrschte ordentlicher Andrang. Hier wuselten mehr Leute rum, als ein Affe Flöhe hat.

Dies führte dazu, dass man während der Führung in den einzelnen Räumen wie die Ölsardinen in der Dose rumstand und der Guide diverse Stories von sich gab. Der hörte sich glaub selber gerne reden, denn er kam vom 100sten ins 1000ste. Irgendwann hab ich meine Löffel auf Durchzug gestellt, denn es war alles sehr langatmig.
Anschließend gingen wir nochmal zurück zum Visitor Center, denn ich wollte dort noch bissl im Shop stöbern, aber irgendwie fand ich nix Gescheites. Auch mit Postkarten sah es eher mau aus. Das fiel mir irgendwie jeden Tag aufs Neue auf: Im Südwesten gibt es von den Attraktionen zig verschiedene Motive auf Postkarten, hier in den Südstaaten konnte man froh sein, wenn man wenigstens eine Karte von der Sehenswürdigkeit bekam.

Nun hätte es eigentlich erstmal wieder auf die andere Seite vom Mississippi gehen sollen, denn wir wollten die Houmas House Plantation besuchen, aber über die Brücke dehnte sich ein Monsterstau, es ging überhaupt nicht vorwärts. Gerd hatte darauf keine Lust und ich war innerlich sehr dankbar, fiel mir doch gleich wieder das "Stauchen" vor Mobile ein.

"Ersatzprogrammpunkt" sollte dann die Madewood Plantation sein, aber dort fanden gerade Filmaufnahmen statt. Überall schwirrten Leute rum und es war alles abgesperrt.

Egal, denn ich war aber auch so schon genug überwältigt und hätte ein weiteres dieser Schmuckstücke evtl. gar nicht mehr richtig würdigen können. Die sind alle so schön und mir dudelte den ganzen Tag die Titelmusik von "Vom Winde verweht" im Kopf rum.

Auf einem kleinen Parkplatz machten wir eine Zigaretten-Pause. Mittlerweile waren auch schon wieder ein paar dick geblähte Wolken unterwegs.
Wir nahmen nun direkten Kurs auf Lafayette, machten später aber doch noch einen kleinen Abstecher und fuhren zur Shadow of the Teche Plantation. Das hätten wir uns aber auch sparen können. Da stehen so dermaßen viele Bäume im Vorgarten, dass schöne Fotos eigentlich unmöglich sind.

In Lafayette steuerten wir die vorreservierte Travelodge an. Wie auch in den vergangenen Tagen machten wir hier die Erfahrung, dass, wenn man mit ABN Code reserviert hat, immer die Zimmer bekommt, die am Ende des Motels liegen. Das war mir bisher egal, aber als ich hier das Zimmer betrat, fiel mir gleich die extrem minimalistische Einrichtung auf. Und als ich die Tür schloss, entdeckte ich dann den riesigen Spalt unter der Tür . Nö, das war nicht akzeptabel! Da würden abends Käfer und was weiß ich noch als Parade reinmarschiert kommen und Stechmücken in Formation einfliegen, wenn durch den Spalt Licht nach draußen dringt. Das Zimmer würde dann sofort problemlos dem Insektarium der Stuttgarter Wilhelma Konkurrenz machen können!

Ich wetzte also wieder vor zur Rezeption und reklamierte. Kurz darauf bezog ich ein anderes Zimmer viel weiter vorne, ohne Spalt unter der Tür und weitaus liebevoller eingerichtet.

Zum Abendessen gingen wir ins Blue Dog Cafe, welches sich quasi auf dem Motelgelände befindet. Dieses hatte uns auch der Motelbesitzer empfohlen. Und das war wirklich ein sehr guter Tipp! Wir entschieden uns beide für "Chicken Bayou Teche" (Seafood stuffed chicken breast topped with our bacon rotel cream sauce. Served with dirty-dog rice, corn maque choux and vegetable du jour.) Was soll ich sagen, Cajun Cuisine vom Feinsten!

Mir tat es richtig leid, dass ich die wieder viel zu große Portion nicht geschafft habe. Auch das Bier war süffig. Wir hatten das Andygator gewählt und es schmeckte uns so gut, dass wir gleich noch eine zweite Runde bestellten.

Anschließend saßen wir noch recht lange an einem Tisch im Pool Bereich, genossen den warmen Abend und besprachen den nächsten Tag. Morgen sollte endlich mal wieder mehr die Natur im Vordergrund stehen - und ich freute mich drauf. Und vielleicht würde ich irgendwie ne halbe Stunde herauswirtschaften können, sodass ich endlich auch mal etwas Pool-Time bekomme. Bisher fehlte entweder die Zeit oder das Wetter hat nicht mitgespielt oder die Pool Area war tatsächlich schon dicht.

Es war schon 21.30 Uhr als wir in unsere Zimmer gingen. Beim Überspielen der Fotos bekam ich einen Schreck, denn ich entdeckte einen unschönen Sensorfleck. Hoffentlich würde Gerd da morgen helfen können. und ich nahm mir vor, ihm dann morgen auch alle evtl. Wettermeckereien zu verzeihen.
Hier fiel mir nun ein, dass die Bedienungsanleitung meiner Kamera offensichtlich daheim lag. da liegt sie gut. Aber im www wurde ich sofort fündig und lud sie vorsichtshalber gleich mal runter.

Heute war es kurz vor 24 Uhr, als ich das Licht ausknipste.