Sonntag, 23. September 2012 - "Herrlich unspektakulär"

Wie auch schon während den letzten Wochen wachte ich gegen 4 Uhr auf. Daher war der Morgen am Abreisetag auch recht entspannt und ich konnte in Ruhe meinen restlichen Kram einpacken. Karlie schaute mal kurz vorbei, hatte aber nicht viel Zeit, die zwitschernden Vögelchen draußen waren viel interessanter. Mir war es ganz recht, denn für mich wäre es schlimm gewesen, wenn er mir nachgeblickt hätte.

Auch dieses Jahr brachte mich Andy zum Flughafen in Stuttgart, wo wir gegen 7.30 Uhr eintrafen. An den Delta-Schaltern hatten sich noch keine Schlangen gebildet und ich konnte meinen Trolley einchecken. Nach einer Latte Macciato und einer Zigarette vor dem Terminal verabschiedete ich mich von Andy und ging zum Security Check. Dann folgte das obligatorische Urlaubsbier - und zwei weitere Zigaretten später war es dann auch schon Zeit, zum Gate zu gehen.

Nach der ebenfalls schon rituellen Bloody Mary wurde das Mittagessen serviert - "Chicken or Pasta". Ich entschied mich für den Flattermann. Dieser wurde zusammen mit Spinat und Kartoffelbrei in einer Gorgonzolasoße serviert und schmeckte fast richtig gut.

Dies war jedoch zusammen mit dem Duty free Einkauf quasi schon die einzige Abwechslung - gefühlt dauerte der Flug so lange wie noch nie

Etwa eine Stunde vor der Landung begannen Turbulenzen und der Flieger ritt mal wieder in Delphinsprüngen gen Atlanta.

Auf dem Weg zur Immigration standen zwei Angestellte, die im Chor immer aufsagten "connection flight to the left, final destination to the right" und entsprechend der Richtung gestikulierten. Nach dem langweiligen Flug war das endlich mal ne Auflockerung.

Nach dem Stress in 2010, als ich nur 2 Stunden Zeit zum Umsteigen hatte und es an der Immigration wahnsinnig voll war, versuche ich immer eine Verbindung mit einer Umsteigezeit von mind. drei Stunden zu bekommen. Klappte natürlich nicht immer so - und so hatte ich dieses Jahr knapp vier Stunden Aufenthalt bis zum Anschlussflug.
Da ich so viel Zeit hatte, ging es heute selbstverständlich recht flott an der Immigration. Es waren viele Schalter geöffnet und die Schlangen davor recht überschaubar. Der Angestellte war so freundlich wie eine Statue im Park und nach "Fingerchen auflegen", "in Linse schauen" und "vacation flöten" war ich durch.

Koffer abholen, durch den Zoll, Koffer abgeben - fertig. Ich hatte noch locker drei Stunden Zeit, bis es weitergeht. Erstmal ins Raucherkabuff im Terminal E. Und als der Nikotinspiegel wieder im Lot war, ging es via Ground Transportation zum Terminal A. Dort ließ ich mich in der Budwiser Brewery häuslich nieder, stärkte mich mit zwei Bierchen und einem Chicken Caesar Salad, während ich in meinem Krimi schmökerte, ab und zu eine Zigarette rauchte und auf den Anschlussflug wartete.

Das Boarding war pünktlich. Ich hatte den Gangplatz in der Dreierreihe und traf als erste ein. Dies verschaffte mir die Möglichkeit, die anderen beiden Sitznachbarn genauer zu betrachten.
Es waren zwei Freundinnen, wie sie eigentlich ungleicher nicht sein können. Die eine wankte im Businesskostümchen und auf Absätzen, die jede Stripperin umbringen würde, auf die Sitzreihe zu. Das Make up in ihrem Gesicht hätte ausgereicht, um der Golden Gate Bridge einen neuen Anstrich zu verpassen und ihre Lippen erinnerten mich an ein rotes Schlauchboot.
Die andere hatte einen unübersehbaren Hang zu spiritueller Zigeunermode und Haare wie Cher nach ihrer Bleichaktion. Behangen mit diversen Kieselsteinen und Amuletten an Schnüren machte sie den Eindruck, als ob sie moderne Technologie für Teufelswerk hält und bei Vollmond die Grünpflanzen besingt. Eigentlich verwunderlich, dass sie in ein Flugzeug einsteigt - aber wahrscheinlich brauchte sie deshalb auch das niedliche Hundchen, welches direkt auf ihrem Schoß sitzen durfte und ein Geschirr mit einem großen Aufhänger "I am working" trug.

Der Flug nach Phoenix war recht ruhig und angenehm, phasenweise hab ich immer mal kurz gedöst, denn da kam dann mein toter Punkt.

Um 21.40 Uhr landeten wir in Phoenix. Bis ich am Baggage Claim ankam, dauerte es dann nochmal gut eine Viertelstunde. Da das Band noch nicht lief, bin ich natürlich erst mal raus, um eine zu rauchen und wurde vor der Tür von 30°C Wohlfühltemperatur begrüßt Oh, war das angenehm warm.

Zurück am Baggage Claim gab es dann nochmal ne kurze Wartezeit, dann kam mein Trolley angezuckelt. Der Taxistand war praktischerweise gleich gegenüber und mit einem Pauschalpreis von 15 $ ging es zum Best Western Airport Inn. Die Lounge hatte leider schon geschlossen. So musste das Ankunfts-&Gute-Nacht-Bier ausfallen und ich zog mir aus dem Automaten nur ein Wasser für die Nacht.

Erstmal duschen und was Frisches anziehen, dann ging ich nach draußen, um die warme Luft genießen. Nach so vielen Stunden in Aircondition-Luft war das die reinste Wohltat. Nach einer Zigarette machte ich noch kurz das Notebook an, meldete mich per Mail bei meinen Eltern und bei meiner Karlie-Sitterin Petra. Sie hatte ja nun schon ihren ersten Einsatz hinter sich und ich freute mich, dass ich von ihr schon eine "alles-hat-prima-geklappt-Mail" erhalten hatte. Ich schaute noch kurz ins Forum und gegen
0.15 Uhr lag ich dann im Bett.
So herrlich unspektakulär können Anreisetage sein!

<<Prolog