Amargosa Opera House & Hotel

Der kleine Ort Death Valley Junction liegt östlich vom Death Valley, südlich des Amargosa Valley. Dort treffen die California State Route 190 und die California State Route 127 aufeinander.

Durch die Suche nach Gold und Bodenschätzen entstanden ab dem Jahr 1873 in der Gegend des Death Valley immer wieder kleine Camps oder Siedlungen. Die meisten endeten als Ghost Towns, da die Einwohner abwanderten, sobald die Minen erschöpft waren.

Death Valley Junction erlebte seinen Aufschwung, als 1915 weitere Borax Minen gefunden wurden.

Das Borax wurde von Ryan mit einer Schmalspurbahn nach Death Valley Junction transportiert und die Pacific Coast Borax Company erbaute dort einen U-förmigen Komplex aus Verwaltungszimmern, Gemischtwarenladen, Schlaf-saal, Wohnräume für die Angestellten und einem Hoteltrakt. Für Versammlungen, Gottesdienste, Tanzveranstaltungen und Vorführungen wurde eine "Gemeindehalle" mit einer kleinen Bühne errichtet, die so genannte Corkhill Hall. Das Gebäude wurde in spanisch-kolonialem Adobestil erbaut und der lange Mittelteil, in welchem sich auch das Hotel befindet, erhielt eine Kolonnade über die gesamte Länge.

Als 1927 der Borax-Abbau zum Erliegen kam, blieb der kleine Ort erhalten, denn man hoffte, dass er eine neue touristische Bedeutung finden würde. Obwohl das Death Valley 1933 den Status eines National Monuments erhielt, wirkte sich dies wegen der "Great Depression" nicht auf Death Valley Junction aus, der erhoffte Touristenstrom blieb aus.

Erst Jahrzehnte später erhielt der Ort einen Aufschwung:

Die künstlerisch vielseitig begabte New Yorker Ballerina Martha Becket verbrachte nach einer Kalifornien-Tournee im Frühling 1964 mit ihrem Mann einen Camping-Urlaub im Death Valley. Eines Morgens stellten sie an ihrem Wohnmobil einen Reifenschaden fest und ein Park Ranger empfahl ihnen, nach "Death Valley Junction" zu fahren, um dort den Reifen reparieren zu lassen. Während ihr Ehemann sich um die Reparatur kümmerte, schlenderte Martha durch den Säulengang des Amargosa Hotels und wurde von dem höchsten Gebäude, am nördlichen Ende des Komplexes, regelrecht angezogen. Sie umrundete diesen Teil und an der Rückseite fand sie ein Loch in einer Tür. Martha lugte hindurch und sah den Innenraum eines Theaters vor sich: Eine kleine Bühne, verschlissene Vorhänge und hölzerne Sitzbänke. Alles war sehr verwahrlost, aber Martha war wie hypnotisiert: Das Gebäude schien zu sagen "nimm mich... mache etwas mit mir... ich biete dir das Leben..."

Da sie das stressige Leben in New York satt hatte, entschloss sie sich, in Death Valley Junction zu bleiben. Sie mietete das Theater und begann es mit Unterstützung durch Freunde und Sponsoren zu renovieren. Die Corkhill Hall wurde in Amargosa Opera House umbenannt.

Am 10. Februar 1968 gab Martha vor einem zwölfköpfigen Publikum ihre erste Vorstellung. Seit diesem Tag öffnete das Amargosa Opera House für ein Publikum aus Einheimischen und Touristen jeden Freitag, Samstag und Montag seine Türen. Es gab auch Tage, an denen kein einziger Zuschauer erschien.

Aber die Geschichte des Amargosa Opera House verbreitete sich langsam und fand den Weg in die lokale Presse.

Im Juli 1968 begann Martha, die Wände und Decke des Theaters zu bemalen. In vier Jahren entstand ein königliches Publikum entlang der Wände, zwei weitere Jahre arbeitete sie an dem Deckengemälde.

Freunde bezeichneten sie als verrückt, soviel Zeit und Geld in ein gemietetes Objekt zu investieren, denn die Wandgemälde ("Murals") würde man niemals an anderer Stelle ausstellen oder sogar verkaufen können.

Noch heute finden von Anfang Oktober bis Anfang Mai Aufführungen von und mit Martha Beckett im Amargosa Opera House statt. Das Repertoire ist vielseitig und beinhaltet Komödien, klassisches Ballett und Pantomime. Wer in den Genuss einer solchen Darbietung kommen möchte, sollte sich rechtzeitig ein Ticket reservieren, denn die Vorführungen sind immer ausgebucht und die Fans von Martha Becket kommen aus der ganzen Welt. Die abgeschiedene Lage dieses Theaters, die dramatisch karge Landschaft, das Hotel mit den Kolonnaden, sind ein zusätzlicher Reiz.

Auch in den Räumen des Hotels findet man Murals von Martha Becket. In der Lobby kann man Marthas Vision von Death Valley Junction in der fernen Zukunft bewundern. An die gegenüber liegende Wand ist ein Seidenschal gemalt, der so plastisch und natürlich wirkt, dass man ihn erst als Gemälde erkennt, wenn man direkt davor steht.

Am Anfang des Flurs befindet sich eine kleine Nische, die Martha als kleinen Pavillon gestaltet hat und durch ein Deckenlicht fällt das natürliche Sonnenlicht hinein. Die Wände im Speisezimmer sind mit Elementen eines spanischen Gartens des 16. Jahrhunderts verziert.

Eine Übernachtung im Amargosa Hotel ist ein Erlebnis. Um alles so ursprünglich wie möglich zu erhalten, verzichtet man in den Zimmern auf jegliche Modernität der heutigen Zeit, kein Telefon, kein Fernseher. In meinem Badezimmer waren ein paar Fliesen gesprungen, das Waschbecken war auch nicht mehr das Jüngste.

Nur eine alte, klapprige Air-Condition (die trotzdem noch gute Dienste leistet), eine versteckte Steckdose und eine normale Toilette mit Wasserspülung sind Zugeständnisse an die heutige Zeit.

Großen Komfort findet man gewiss nicht - dafür eine phantastische Atmosphäre: Wenn man in der Dämmerung auf den Bänken vor dem Zimmer sitzt, plötzlich ein paar Pfaue über den Hof laufen sieht, die Grillen zirpen und das Licht der Laternen gespenstige Schatten auf die Säulen wirft ... - man hat das Gefühl, sich plötzlich in der Gründerzeit von Death Valley Junction zu befinden.

Ein unvergessliches Erlebnis.

Übersichtskarte:

Die Karte wurde mit Topo USA von DeLorme www.delorme.com erstellt.

 

Informationen basieren auf meinem Besuch im Mai 2007


Startseite Übersicht der Infoseiten