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Freitag, 28. September 2012 - "Stress at Sunset"
Wunderbar ausgeruht wachte ich um 5.30 Uhr auf. In der Nacht hatte ich das Fenster einen Spalt offen gelassen und bei der frischen Luft sehr gut geschlafen. Während die Kaffeemaschine blubbernd ihrer Arbeit nachkam, ging ich nach unten, um eine Zigarette zu rauchen. War reichlich frisch draußen.
Eigentlich wollte ich noch kurz meine Mails checken, aber die Internetverbindung hatte nicht so recht Lust. Um 7 Uhr traf ich mich mit Gerd zum Frühstück. Schlechtes Timing, denn hier war es gerade ziemlich voll und rappelig.
Gegen 8 Uhr starteten wir. Unser erstes Ziel sollte "Devils Playground" sein. Dort angekommen ragten die Türmchen quasi aus einem See heraus. Das ganze Gebiet war eine einzige große Pfütze Hier hatte sich das ganze Regenwasser angesammelt und da es sehr lehmhaltiger Boden war, versickerte es nicht so schnell. Von der Straße bis zu den Hoodoos waren es vielleicht gerade mal 150 Meter und ich testete, ob man hinlaufen konnte. Die ersten Meter ging es ganz gut, dann drehte ich fast eine Pirouette mit doppeltem Rittberger und mir zog es die Füße in alle Richtungen. Jetzt weiß ich, was "schmierseifig" wirklich bedeutet Ich rettete mich zurück zur Straße und tauschte meine vollgematschten Turnschuhe gegen die Wandersandalen.
Hmpf... erstes Ziel des Tages nicht erreichbar... das würde doch hoffentlich kein Omen sein. Wir wollten jetzt die Zufahrt zum Fantasy Canyon testen, denn dort sollte es heute Abend zum Sunset hingehen. Still und etwas angespannt hockte ich auf dem Beifahrersitz, beäugte die Piste und signalisierte nach oben, dass ich keine Pfützen sehen will.
Und wir hatten Glück, hier war alles schon wieder getrocknet und man kam ohne Hindernisse zum Parkplatz vom Fantasy Canyon
Nach einer kurzen Zigarettenpause ging es dann aber auch schon weiter. Gerd hatte sich hier 2011 schon bissl umgeschaut und dabei ne Ecke entdeckt, die er mal genauer unter die Lupe nehmen wollte. Das Gebiet liegt hinter dem Fantasy Canyon, bzw. etwas westlich davon. Dort gab es auch interessante Felsformationen, wenn auch nicht so fragil, wie im Fantasy Canyon. Aber durchaus sehenswert |
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Nachdem wir hier bestimmt ne Stunde rumgestrolcht waren, ging es weiter zum Dinosaur National Monument.
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Der Visitor Center war offen, Postkarten gab es aber keine mehr - off season. Aber eine gute Nachricht: Die Echo Canyon Road war wieder frei
Die Fahrt in den Echo Park war sehr schön. Die Strecke ist wirklich toll, wenn auch anfangs nix für schwache Nerven. Vor allem, da mir Gerd gestern noch erzählt hatte, dass die Ami-Bremsen nicht viel taugen, weil die immer gleich stinken, wenn sie mal bissl arbeiten müssen. Solche Infos sind natürlich sehr, sehr tröstlich, wenn es bitterböse steil abwärts geht...
Es war meine erste Erfahrung, in einem großen Canyon immer tiefer hinab zu kommen und die einzelnen Zwischenplateaus richtig zu erleben. |
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Wir kamen nicht wirklich vorwärts, denn immer wieder animierte uns die Landschaft zum Anhalten und Fotografieren. |
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Unten angekommen traf mich jedoch fast der Schlag. Ich hatte "das typische Bild" des Steamboat Rocks die ganze Zeit vor Augen, so malerisch, so ruhig, so idyllisch. Und auf den Fotos wirkt alles recht weitläufig. |
Aber nun, als ich selbst hier war und es mit eigenen Augen sah, schaute es irgendwie gedrängt aus.
Das hätte mich jedoch kaum gestört.
Das ganz Schlimme war aber, dass eine größere Rafting-Gruppe hier angelegt hatte. Zig Boote, ein Haufen Leute, überall Gequäke und das alles schön vor dem Steamboat Rock... das ganze Motiv war kaputt
Hier wuselten mehr Menschen am Ufer umher, als es in Berlin Dönerbuden gibt!
Ich war richtig fassungslos und meine Laune sank auf ein Level, dass ich sogar eine Lachmöwe zum Verstummen hätte bringen können. Ärgerlich und murrend versuchte ich auf der linken Seite auszuweichen, damit ich doch Fotos ohne dieses ganze Theater machen kann. Irgendwann klappte es nicht mehr, von Stein zu Stein zu hopsen und ich tapste mit den Füßen ins Wasser.
Toll... ein Paar Schuhe voller Matsch, ein Paar Schuhe nass...
Gerd, der mittlerweile für meine diversen Stimmungsschwankungen sensibilisiert war, dirigierte mich dann mit gutem Zureden auf die rechte Seite und dort wurde ich dann auch wieder friedlich, denn da konnte man Fotos ohne die Rafting Gruppe machen. Den Geräuschpegel konnte man jedoch nicht so einfach ausblenden und so fiel unser Aufenthalt dort unten recht kurz aus.
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Wieder oben, entschieden wir uns Richtung Harpers Corner zu fahren. Die Strecke zieht sich ganz ordentlich. Am Parkplatz angekommen entschieden wir uns aber dagegen, den Trail zu laufen. Mit nassen Schuhen wollte ich das lieber nicht machen, ich habe ein Talent dafür, mir dann schmerzhafte Blasen zu holen. Die wie üblich knappe Zeit sprach auch dagegen und zudem war es sehr dunstig. Wir hielten nur noch an ein paar der View Points.
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Daher machten wir uns auf den Weg zum Fantasy Canyon. Und das war auch gut so.
Die Formen begeisterten mich total. Was für Gebilde! Ich war überwältigt. |
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(An den Teapot, den 2006 der Wind von seinem Sockel geweht hat, was unter manchen USA-Freaks zu großen Jammereien und fast gegenseitigen Beileidsbezeugungen geführt hat, dachte ich überhaupt nicht. Wenn man damals in die Foren geschaut hat, hätte man denken können, dass sich nun ein Besuch vom Fantasy Canyon gar nicht mehr lohnt. Als ich nun hier war, hab ich nicht einen Gedanken daran verschwendet, was da mal war - so sehr war ich von dem fasziniert, was da ist.) |
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Gerd und ich hatten nun regelrecht Stress, denn die Sonne sank viel schneller, als wir dachten.
So hetzten wir zwischen den Türmchen, Fabelwesen und anderen Gebilden umher, immer wieder auf der Jagd nach dem guten Licht. Es war ein regelrechter Wettlauf gegen die untergehende Sonne |
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Motive gab es mehr als genug. Ich kam mir vor wie ein Flummi, der unkontrolliert durch die Gegend springt.
Gerd hatte mir auf der Hinfahrt erzählt, dass ich dort aufpassen soll, weil es im Fantasy Canyon kleine Klapperschlangen gibt. Aber als ich dann dort hin und her wetzte, war jeder Gedanke daran verschwunden. Ich weiß nicht, an wie vielen ich vielleicht vorbeigekommen bin
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Dieses Foto treibt mir fast die Tränen in die Augen. Es lässt mich an eine kleine urzeitliche Echse denken, die ihrer versunkenen Welt nachblickt und nun ganz alleine ist. |
Kurz nach 20 Uhr waren wir zurück in Vernal und fuhren fast bis ans westliche Ende vom Ort, denn dort hatten wir gestern einen Mexicaner entdeckt. In der Casa Rita verspeisten wir leckere Chicken Fajitas und genehmigten uns eine süffige Margarita.
Gegen 21 Uhr tranken wir dann auf dem Parkplatz am Super 8 Motel noch ein Bier, bevor wir auf unsere Zimmer gingen. Hier war meine erste Aktion, die schlammverkrusteten Sandalen einzuweichen. Es folgte das übliche Abendprogramm: Bilder und Tracks überspielen, ins Forum schauen und um 23.30 Uhr lag ich in der Falle.
Das war ein knochenharter Tag (und das, obwohl ich nicht mal fahren musste) mit einem 12 Stunden-Programm und so vielen neuen Eindrücken. |
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