Donnerstag, 27. September 2012 - "Happy"

Um 6 Uhr wachte ich wie gerädert auf. Ich war nachts mehrmals wach geworden, einmal knallte im Nachbarzimmer wohl die Tür gegen die Wand, Autotüren zuschlagen, lautes Gequatsche draußen mitten in der Nacht...
Zudem die Lage vom Motel, es liegt mitten im Zentrum und genau davor war auch noch eine Ampel, d.h. die Autos mussten immer wieder anhalten und dann anfahren. Und das mitten im Stadtkern, der quasi eine Häuserschlucht ist, wo es dann noch besonders nett hallt.
Das Wetter tat sein Übriges zur Stimmungshebung - es regnete.

Heute früh gab es nur ne Katzenwäsche, der Blick in den Spiegel bestätigte die unruhige Nacht. Die Ringe unter meinen Augen hatten den Durchmesser von Herdplatten. Ich schleppte mich nach draußen, um eine zu rauchen. Gerd schaute auch aus seinem Zimmer und gemeinsam gingen wir zur Rezeption. Dort war niemand und auf unser Klingeln hin erschien eine noch sehr derangiert aussehende Asiatin, die uns bedeutete, in einer halben Stunde wiederzukommen

Gerd und ich beschlossen, in der Zwischenzeit etwas zu frühstücken. Ich geb's zu, ich war ja schon voreingenommen - aber meine negativen Erwartungen wurden noch übertroffen. Der Frühstücksraum war ein winziges Kabuff und niemand hatte den einzigen vorhandenen Tisch mal zwischendurch abgewischt. Kaffeeflecken (hoffentlich war es wirklich nur Kaffee), Krümel... Und das auf der Theke "aufgebaute Angebot" verdiente nicht mal den Namen.
Nachdem offensichtlich die ganze Horde Arbeiter, die ebenfalls im Motel wohnen, durch war, hat es niemand für nötig befunden, evtl. was nachzufüllen. Süße Teilchen (hoffentlich maschinell hergestellt - und somit einigermaßen hygienisch) gab es nur noch eins oder zwei. Das Toastbrot war in der Verpackung ohne Zange etc., sodass da jeder reingreifen muss und dabei weitere Scheiben befingert Im Kühlschrank eine Flasche mit Waffelteig. Die sah so versifft aus, die würde ich nicht mal mit Handschuhen anfassen. Butter war ebenfalls im Kühlschrank, so ein großer Plastikbecher, eine Familiengroßpackung, auf der der Deckel nicht mal richtig drauf war und in die jeder mit seinem Messer reingeht. Entsprechend Krümel - und ich will nicht wissen was vielleicht noch alles - waren da auch drin... Lecker... Da war es nur eine Frage der Zeit, bis hier langfellige Kulturen im Kühlschrank wachsen würden...
Bei diesem Gesamteindruck war ich nur froh, dass ich im Frühjahr meine Tetanusimpfung aufgefrischt hatte.

Gerd und ich haben uns auf einen Kaffee beschränkt. Der war so heiß, da war hoffentlich alles, was evtl. mit der Kanne oder dem Becher in Berührung gekommen war, abgetötet. Und - einziger Pluspunkt dieser Absteige - er hat ganz ordentlich geschmeckt.

Also wieder zur Rezeption und wir mussten wieder ne ganze Weile warten. Ich entdeckte ein Schild, auf welchem von einer 24 h cancellation policy die Rede war. Also konnten wir uns sicher sein, dass wir wenigstens die letzten beiden Übernachtungen erstattet bekommen würden. Irgendwann war die Tussi offensichtlich mit Schminken fertig und bequemte sich an ihren Arbeitsplatz. Wir schilderten unser Anliegen, aber sie musste erst mit dem Manager Rücksprache halten, bevor wir dann endlich unsere Gutschriften bekamen. Auf den Kosten der kommenden Nacht sind wir sitzengeblieben - scheiß drauf! Hauptsache weg von dort.

Wir fuhren zum Super 8 und hatten Glück, wir würden auch heute schon die Zimmer bekommen. Um die Zeit natürlich noch nicht. Aber für heute Nachmittag wären die Zimmer für drei Nächte bereit.
Mann, waren wir froh! Gerd und ich sprachen im Laufe des Tages auch immer wieder davon, wie froh wir sind, nicht mehr ins Sage Motel zu müssen.

Mittlerweile hatte der Regen aufgehört und es klarte sich an manchen Stellen etwas auf. An einer Tanke holten wir uns zwei belegte Brötchen, denn irgendwann mussten wir ja mal frühstücken. Dann ging's aber endlich los. Erstes Ziel war der Rainbow Park, aber nach den ersten hundert Metern auf der ungeteerten Straße drehten wir um, es war einfach viel zu matschig.

Also fuhren wir ins Dinosaur Quarry, die Dino-Knochen ließen wir aber im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Uns ging es eindeutig um die Landschaft und die konnte sich sehen lassen.

Und vor allem Gerd kam auf dieser Strecke voll auf seine Kosten, denn hier gab es mehrere Locations mit Petroglyphs and Pictographs. Das ist jetzt nicht soooooo meine Leidenschaft, aber ich war so happy, dem Schmuddel-Motel entkommen zu sein. Ich fand jedes einzelne Strichlein wunderhübsch und faszinierend

Während Gerd die Infos auf den Felsen quasi übersetzte , machte ich es mir auf einem Stein mit einer Zigarette bequem und genoss die immer wärmer werdenden Strahlen der Sonne

Dann erreichten wir jedoch so eine Ecke, in der ein riesengroßer Lurchi in den Fels gemalt? / gehauen? (den Unterschied werde ich mir nie merken können!) war und der beeindruckte mich dann doch.

Zurück am Eingang gingen wir noch in's Visitor Center und erkundigten uns nach der Echo Canyon Road. Wir erhielten die Auskunft, dass diese bald frei sein würde und machten uns daher auf den Weg zu diesem Teil des Parks.

Aber dort wurden wir am Visitor Center mit einem Closed-Schild empfangen und mit dem Hinweis, dass die Echo Park Road ebenfalls geschlossen ist.
Den Umweg hätten wir uns also sparen können

Daher zurück zum Ausgangspunkt von heute früh, neuer Versuch mit dem Rainbow Park. Und jetzt klappte es. Die Piste war soweit getrocknet, dass man wieder gut drauf fahren konnte.

Zuerst ging es erneut zu indianischen Hinterlassenschaften.

Aber dann stand Natur pur im Vordergrund und wir hielten an einem Overlook, von dem man einen fantastischen Blick auf Rainbow Island hat. Eine herrliche Flusslandschaft, die der Green River hier geformt hat!

Nur die Sonne spielte leider nicht so mit. Ausgerechnet hier verkroch sie sich immer mehr hinter den Wolken. Wir warteten noch eine Weile, aber leider vergebens. Aber egal - auch so war es beeindruckend und wunderschön

Auf dem Rückweg haben wir noch "Kugeln" geguckt, Gerd hatte diese irgendwo im Internet ausgegraben und sie lagen ja quasi auf dem Weg.

Gegen 16.30 Uhr waren wir zurück in Vernal und konnten nun im Super 8 Motel einchecken. Was war ich selig, als ich von der üblichen Motelausstattung umgeben war.

Dann fuhren wir zu einer Autowaschanlage und befreiten Gerds Auto von dem Matsch, der sich in den Radkästen angesammelt hatte. Im Walmart wurden noch die Getränkevorräte aufgefüllt und dann ging's zum Ranch Restaurant. Die Gemüsesuppe, die ich als Vorspeise hatte, hätte man als Tapetenkleber nehmen können, die war sowas von dickflüssig und gleichzeitig nach nichts schmeckend. Aber dafür waren die Spare Ribs mit Pommes und Salat hervorragend. Gerd hatte sich für Beef Ribs entschieden, war aber nicht so richtig begeistert.

Zurück am Super 8 Motel (ich kann den Namen gar nicht oft genug wiederholen) tranken wir auf dem Parkplatz noch gemütlich ein Bier, bis wir gegen 19.30 Uhr auf unsere Zimmer gingen.

Nach der Katzenwäsche von heute morgen genoss ich nun die heiße Dusche, machte es mir dann mit dem Netbook und einer Dose MGD am Tisch bequem und tippte bis ca. 22 Uhr meine Notizen. Immer mal unterbrochen von einem kleinen Spaziergang nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen.

Ich verkündete die gute Nachricht vom Motelwechsel noch im Forum und lag gegen 23 Uhr in den Federn. Ich war ganz schön groggy, der Schock gestern Abend, in der Nacht schlecht geschlafen, heute viele neue Eindrücke und morgen wartete wieder ein volles Programm.

Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 172

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