Montag, 8. Oktober 2012 - "GOING SOUTH"
Wie auch in den vergangenen Tagen trafen Gerd und ich uns um 7 Uhr zum Frühstück. Für ein Days Inn war es ein recht umfangreiches Frühstücksangebot, nicht nur Toast, Marmelade und süße Teilchen, sondern auch gekochte (Beton-)Eier, Obstsalat (ok, aus der Dose) und verschiedene Joghurt Sorten.
Dann hieß es Abschied nehmen , denn heute trennten sich die Wege von uns wieder. Wir hatten eine tolle Zeit und ich bin Gerd unheimlich dankbar, dass er mir so wunderschöne Stellen in Colorado gezeigt hat . Ohne ihn hätte ich mich da oft schwer getan und auch manches so nicht erlebt.
Punkt 8 Uhr rollte ich mit Dollarchen vom Hof. Heute war das Motto des Tages "GOING SOUTH" - irgendwie musste ich ja zurück Richtung Phoenix. Das Thermometer zeigte gerademal 36°F und ich kuschelte mich in meine Fleecejacke und drehte das Knöpfchen der Heizung ein gutes Stück in die rote Richtung.
Gegen 8.30 Uhr passierte ich die Stateline zu New Mexico. Toll, wie der Shiprock und seine Geschwister in der Ferne im Morgendunst lagen. Etwa 15 Minuten später erreichte ich dann den Ort Shiprock. An der Kreuzung mit dem Hwy 64 war eine Shell Tanke und dort tankte ich, was recht zeitraubend war, denn die Zapfsäule hat gesponnen und immer wieder abgeschaltet So konnte ich Dollarchen nur schlückchenweise füttern. Innen war es dann brechend voll und alles irgendwie sehr chaotisch Als ich vom Zahlen wieder raus kam und zum Auto ging, wurde ich von einem recht ungepflegt wirkenden Typen nach einer Zigarette angeschnorrt. Zum Glück lagen meine nicht sichtbar im Auto und so konnte ich ihn abwimmeln
Schnell fuhr ich weiter, ich empfand Shiprock fürchterlich. Es hat eine lähmende Atmosphäre von Hoffnungslosigkeit und ist ein Ort, wo ich mich gar nicht wohlfühlte.
Je näher ich Gallup kam, desto angenehmer wurden die Temperaturen, mittlerweile zeigte das Thermometer schon 56°F. Die Badlands, an denen man vorbeifährt, leuchteten in einem wunderbaren Licht, aber ich verzichtete auf's Fotografieren, überall standen störende Strommasten im Weg. Ich fuhr diesen Highway zum ersten Mal und war überrascht, wie viele kleine Siedlungen es hier gibt. Ich dachte immer, da ist weit und breit gar nix.
Gegen halb 11 Uhr, kurz vor Gallup, machte ich noch mal eine kleine Pause, denn ich musste dringend meine Fleecejacke ausziehen. Punkt 11 Uhr wechselte ich dann in Gallup auf den I40 und wurde von einer Baustelle begrüßt...
Am Arizona Welcome Center machte ich eine Pinkelpause und setzte mich dann auf ein Mäuerchen, um eine zu rauchen. Das Welcome Center selbst war geschlossen, an der Tür prangte groß ein "closed" Schild. Daneben befand sich offensichtlich ein Prospektständer, der jedoch leer war. Ein Paar - sie Modell Fregatte, er eher ein Kanu - welches sich unüberhörbar in einem süddeutschen Dialekt unterhielt, ging zielstrebig auf die Tür zu. Ob sie das Schild übersahen oder ignorierten...- jedenfalls zerrte und drückte sie an der Tür rum. Ich befürchtete, es würde gleich eine Alarmanlage anspringen... Daher machte ich sie darauf aufmerksam, dass das Welcome Center geschlossen ist. Sie erstarrten, als hätten sie in die Augen der Medusa geblickt.
Dann kam die Frage, woher sie denn nun kostenlose Karten und Prospekte bekommen würden. Und das in einem Tonfall, bei dem ich automatisch zu schrumpfen begann...
Am liebsten hätte ich erwidert "ja bin ich denn der brennende Busch" - war dann aber doch zu wohlerzogen und verwies auf das Visitor Center vom Petrified Forest National Park und der Chamber of Commerce in Flagstaff. Mit einem kurzen Nicken rauschte sie davon und zerrte ihr Männchen hinterher.
Nach dieser "erfrischenden Begegnung" fuhr ich gegen 11.30 Uhr weiter bzw. hier war es 10.30 Uhr, denn mit Überqueren der Stateline zwischen New Mexico und Arizona bekam ich eine Stunde geschenkt.
Heute stand der Petrified Forest National Park auf dem Plan. Da ich aber unbedingt noch in den Indian Shop wollte, in dem ich in den letzten zwei Jahren immer die schönen Sandbildgläser gekauft hatte, fuhr ich erstmal an der Ausfahrt zum Park vorbei. Der Umweg war nicht zu groß und lohnte sich. Ich wurde auch dieses Jahr wieder fündig
Selbstverständlich blieb es in diesem Shop mal wieder nicht bei einem Sandglas, es wanderte auch eine wunderschöne Kette mit einem Türkis in meinen Besitz. Die Verkäuferin im Shop konnte sich sogar noch an mich erinnern und wir hielten ein kleines Schwätzchen.
Bevor ich weiterfuhr, zog ich das Jeanshemd aus und Turnschuhe wurden gegen Sandalen getauscht, denn das Thermometer zeigte nun freundliche 76°F. So langsam kam die Temperatur wieder in meinen Wohlfühlbereich
Um 12 Uhr fischte ich am Kassenhäuschen vom Petrified Forest aus dem Innenleben meiner Tasche den National Park Pass raus und machte mich dann ans "View-Point-Abklappern".
Obwohl ich heute eigentlich zur denkbar ungünstigsten Zeit hier war, nämlich im grellen Mittagslicht, gefielen mir die Aussichten heute besser als bei meinem letzten Besuch. Vor allem im Bereich der Painted Desert kam ich nur langsam vorwärts. |
Am Parkausgang ging ich noch in den Shop und erbeutete zwei weitere Mitbringsel für die Lieben daheim und eine schöne kleine Vase für mich, dann verließ ich den Park gegen 14.30 Uhr.
Die folgende Strecke war nun sehr einsam. Zwischen dem Parkausgang und dem nächsten Ort Concho kamen mir gerademal drei Autos entgegen. Ich hab mich über jedes gefreut, denn wären sie nicht da gewesen, hätte ich mich irgendwann mal gewundert, ob die Straße später gesperrt ist und ich das Schild übersehen hatte. Zum Glück standen auch ab und zu Häuser da, so dass man nicht zu sehr das Gefühl hatte, ganz allein zu sein.
Gegen 16 Uhr erreichte ich Show Low und war erstmal etwas erschlagen von den mittlerweile ungewohnten Ausmaßen des Ortes. Ich suchte das reservierte KCMotel und checkte nach einem Dreherle dort ein. Dann machte ich mich aber auch gleich wieder auf den Weg, denn es stand noch ein Besuch bei Bootbarn auf dem Programm. Sehr, sehr günstig - denn ich habe dort nichts entdeckt, was in meinen Besitz wandern sollte.
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Dann fuhr ich noch zum Walmart, um noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen, die ich immer mit nach Hause nehme (Zahnpasta, bestimmte Medis, Schoki für meine Kollegin usw.)
Gegen 17.45 Uhr fuhr ich zum Licano's Restaurant. Dies war eine Empfehlung aus dem Discover America Forum und machte auf mich einen sehr gemütlichen Eindruck. Ein Kellner mit so hoher Stirn, dass sie fast bis zum Nacken reichte, lächelte mich unter Einsatz seiner sämtlichen Zähne an, hieß mich willkommen und nahm die Bestellung auf. Das Essen war wirklich sehr gut, endlich ein richtig gutes Steak und für ein Filet Mignon sogar recht günstig
Durch das Fenster konnte ich beobachten, wie sich die Nacht herab senkte und gegen 18.30 Uhr war es fast stockdunkel.
Zurück im Motel folgte das übliche Programm: duschen, Fotos und Tracks überspielen und vor allem die Notizen von drei Tagen tippen.... Das war heute richtig, richtig Arbeit, nur ab und zu von einer Zigarettenpause vor dem Zimmer unterbrochen.
Kurz nach 22 Uhr hatte ich aber alles erledigt, surfte noch im Discover America Forum vorbei und knipste gegen 23.30 Uhr das Licht aus.
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