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Mittwoch, 12. Juni 2013 - "Blut geleckt"
Auch heute wachte ich wieder gegen 6 Uhr auf. Beim Kaffee-Kochen gab die Kaffeemaschine leider in der Hälfte den Geist auf. Kein Kaffee am Morgen geht gar nicht. Da im Motel kein Frühstück angeboten wurde, zog ich mich fix an und fuhr zwei Blöcke weiter runter an eine Tankstelle und holte mir einen großen Kaffee. Getankt habe ich natürlich auch gleich, dies war die erste Tanke während meiner ganzen Touren, an der meine tatsächliche Postleitzahl akzeptiert wurde. Zurück am Motel stellte ich fest, dass ich mich ausgesperrt hatte Zum Glück war die Rezeption schon besetzt und der Angestellte ließ mich in mein Zimmer.
Gegenüber vom Motel war so ein kleiner Laden, in dem man sich am Tresen sein Frühstück auswählte und bestellte und es einem dann an den Tisch gebracht wird. Leider öffnete dieser erst um 8 Uhr und so war es dann so gegen 8.45 Uhr, bis ich die Spiegeleier mit Speck, Hashbrowns und Toast verputzt und Mausi beladen hatte und endlich aufbrechen konnte. War aber nicht wirklich schlimm. Aufgrund der Hitze hatte ich den ursprünglichen Plan, heute den kompletten Chesler Park Trail zu laufen, schon vor ein paar Tagen verworfen. So viel Wasser, wie ich für die gesamte Tour brauchen würde, kann ich gar nicht tragen. Durch die Plankürzung hatte ich daher heute auch genug Zeitpuffer.
Ich verließ Monticello nach Norden. Am Himmel gab es wieder ein paar Schleierwolken und das Thermometer vermeldete 74°F, also eigentlich recht angenehm für eine Wanderung, aber dabei würde es ja nicht bleiben.
Der erste Fotostopp erfolgte am Newspaper Rock. Im DA-Forum hat ihn erst vor kurzem jemand als "das Forum der damaligen Indianer" bezeichnet
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Dann fuhr ich weiter. Es war wie 2004 - auf dieser Straße in den Needles District kam ich einfach nicht vorwärts. Ständig musste ich anhalten und fotografieren. Die Landschaft ist so wunderschön |
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Um 10.45 Uhr hatte ich dann endlich den Parkeingang erreicht und fuhr direkt zum Parkplatz am Elephant Hill. Die letzten drei Meilen sind eine ungeteerte Schotterpiste, es ist aber vollkommen 2WD tauglich. Ich empfand das Stück trotzdem als unangenehm, denn die Straße schlängelt sich quasi einspurig zum Parkplatz am Fuße des Elephant Hill hinab und wieder hinauf. Es gibt mehrere "blind curves" und meine große Angst war ständig, dass mir jemand entgegenkommt Bei der Hinfahrt blieb mir dies zum Glück erspart, bei der Rückfahrt war es dann glücklicherweise an Stellen, an denen ich in eine Bucht an der Seite fahren konnte.
Um 11.15 Uhr parkte ich Mausi auf dem Parkplatz, hier standen einige andere Autos rum. Der Rucksack wurde mit kalten Getränken aus der Kühlbox bestückt und los ging es. Nur, wo lang Etwas ratlos stand ich erstmal vor dem vor mir aufragenden Hügel und versuchte, den Trail zu erkennen. Meine Laune sank etwas, denn ich hasse bergauf. Und es ließ sich auch nicht wirklich gut laufen, viel Geröll oder Sand auf den Felsen, was diese sehr rutschig machte. Der Gedanke, dass ich dort dann auch wieder runter muss, würde mir die ganze Zeit im Hinterkopf rumspuken
Oben angekommen, machte ich eine kurze Pause, um erstmal wieder zu Atem zu kommen und stiefelte dann los. Innerhalb kürzester Zeit war ich gefangen von dem, was ich um mich herum erblickte.
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Auf der rechten Seite erhoben sich hohe Felsen und leuchteten vor dem strahlend blauen Himmel, auf der linken Seite befand sich der Einschnitt eines kleinen Canyons.
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Der Trail führte auf eine Wand aus einzelnen Felsen zu, die quasi den Eingang in einen von Felsen umschlossenen Kessel bildeten.
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Ehrfürchtig um mich blickend durchwanderte ich die von Felsen eingeschlossene Ebene.
Der Fotoapparat bekam einfach keine Pause. |
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Und es gab hier herrlich viele Kakteen, die wunderschön blühten. Das gefiel mir und kostete Zeit.
Als ich dieses Wüsten-Becken durchquert und an der anderen Seite angekommen war, hier war auch der Abzweig zum Druid Arch, ließ ich mich im Schatten einer Felswand nieder. Mittlerweile war es wieder recht heiß geworden und meine Trinkvorräte flossen schneller durch die Kehle, als ich eingeplant hatte.
Nach einer kurzen Rast ging ich weiter. Wieder bildete erneut ein kleiner Durchgang den Eingang zum nächsten von Felsen umschlossenen Kessel. Hier stockte mir der Atem im wahrsten Sinne des Wortes.
Dieser Kessel wurde nun von Felsen begrenzt, die ich bisher von Fotos als "The Needles" kannte. Wie schmale Einzelfelsen mit einem sanft gerundeten Kopf schmiegten sie sich aneinander und bildeten so eine gezackte Wand.
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Der Anblick war atemberaubend.
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Weniger schön war, was sich am Himmel abspielte. Das intensive Blau von vorhin verschwand nun immer mehr hinter einem weißen Schleier. Das Sonnenlicht wurde von den Wolken gefressen. Es fehlte immer mehr der Hintergrund für die mit weißen Streifen durchsetzten Needles und die ganze Szenerie verblasste immer mehr
Das dämpfte meinen Enthusiasmus. Dazu kam, dass ich eigentlich nun auch noch vor meinem eigentlichen Wendepunkt umdrehen müsste, denn ich hatte mir fest vorgenommen, nur so weit zu gehen, wie die Hälfte meines Wassers reicht. Oder sollte ich mir diese selbst auferlegte Grenze doch überschreiten? |
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Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Der Trail ist "holprig", immer wieder lugten Steine hervor oder es gab kleine Stufen. Und als ich von einer solchen Stufe hinuntertrat, kam ich mit dem Fußballen blöd auf einem Stein auf und ein stechender Schmerz fuhr durch den Mittelfuß. Ich humpelte zu einem Stein im Schatten eines kleinen Strauches, setzte mich hin und wartete bis der Schmerz etwas nachließ. Nach ein paar Minuten wurde es zwar besser, aber bei jedem Auftreten war doch noch zu spüren, dass ich mich da geprellt hatte
Der Wolkenschleier, die nur noch vorhandene Hälfte des Wassers und der schmerzende Fuß waren die Gründe für die Umkehr. Beim Rückweg machte ich deutlich mehr Pausen und er dauerte länger. Als der zweite Durchgang hinter mir lag und ich fast wieder oberhalb vom Parkplatz war, hatte ich die Wolken hinter mir gelassen und über mir wölbte sich wieder der blaue Himmel. Das hob meine Stimmung wieder und animierte erneut zum Fotografieren.
Der Weg nach unten war rutschig und machte keinen Spaß, aber ich kam gut unten an. Zurück am Auto schmiss ich erstmal den Rucksack auf den Rücksitz, schnappte mir ein kaltes Gatorade aus der Kühlbox und die Wasserflasche, die ich als Aschenbecher benutze, und setzte mich an einen Picknicktisch. Ich wollte die Eindrücke nochmal an mir vorüberziehen lassen. Die Gegend war wunderschön.
Ich hatte "Blut geleckt". Und eines Tages würde ich wiederkommen. Aber nicht, wenn es so heiß ist, damit die Wasservorräte länger reichen. Lange konnte ich meinen Gedanken jedoch nicht hinterherhängen, denn die Idylle wurde gestört.
Kurz zuvor war ein Womo herangefahren und ein Paar stieg aus. Der Mann ging mit dem Foto auf die Pirsch und die Frau fing, glaub ich, an, das Womo umzuräumen. Gefühlte 370 x hat sie in den paar Minuten, die ich da saß, die quietschende Womo-Tür auf- und zugemacht. Ich bin bald verrückt geworden. Mein Fuß tat weh, ich war geschafft und wollte einfach nur meine Ruhe - und dann dieses ständige Quietschen...
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Gegen 15.15 Uhr fuhr ich vom Parkplatz am Elephant Hill wieder weg. Mittlerweile hatte sich der Himmel auch hier fast ganz zugezogen. Man sah nur noch wenige freie Stellen. Das Thermometer zeigte jedoch noch immer 92°F.
Ich fuhr noch bis ganz hinten zum Big Spring Canyon Overlook und machte dort ein paar Fotos.
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Auf der Rückfahrt zwang mich dann ein herrlich blühender Blumentümpel zu einer Vollbremsung.
Dann schlenderte ich noch durch das Visitor Center und machte mich gegen 16.30 Uhr auf den Rückweg Richtung Parkausgang.
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Es war nun eine ganz eigenartige Stimmung im Park, irgendwie trübes Licht, schwül...
Am Newspaper Rock hielt ich nochmal an und kramte eine Cola aus der Kühlbox, denn ich hatte gerade einen richtig toten Punkt.
Für den Rückweg wählte ich die Harts Draw Road, die mir gestern von der Motel-Chefin so warm empfohlen wurde.
Und das hat sich gelohnt. Die Straße schraubt sich den Abajo Mountains nach oben und man hat einen wunderbaren Ausblick. Leider aber auch Gegenlicht. |
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Der landschaftliche Unterschied war einfach ganz krass. 20 Meilen westlich von hier die Felswüste von Canyonlands und hier die Berge inmitten des grünen Manti Sal National Forest.
Gegen 18 Uhr war ich am Motel, machte mich kurz frisch und fuhr 15 min später zum Roughlock Restaurant, das einige Meilen außerhalb von Monticello liegt. Dies war ein Tipp von Werner aus dem DA-Forum und der war wirklich gut. Das Restaurant hat ein tolles Ambiente, alles ist wunderschön mit alten Gegenständen dekoriert. Auf den Tischen lagen richtige Tischdecken, Platzdeckchen und Stoffservietten. Die Petroleumlämpchen verbreiten ein weiches Licht.
Ich schaute mich lange um, damit ich auch ja nichts übersehe. Und das Essen, ich hatte mich für "Grilled Chicken Breast, served with Crisp Green Salad, Special Line Camp Beans, Garlic Toast & Roughlock Potatoes" entschieden, war klasse. Super lecker, aber leider natürlich wieder viel zu viel. Und weil es mir immer peinlich ist , wenn ich soviel liegen lasse, ließ ich mir das nicht verzehrte Fleisch und das Knoblauchbrot einpacken.
Um 19.30 Uhr saß ich dann frisch geduscht und quasi schon bettfertig vor meinem Zimmer, meldete mich im Forum und schrieb meinen Lieben daheim eine Mail. Dann bekam ich noch Besuch von einer großen roten Katze, die ich natürlich gleich säuselnd ansprach. Die Katzensprache ist international, denn sie kam sofort her und schmuste. Und ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen, weil Karlie gerade auf seine nächtlichen Schmuseeinheiten verzichten muss. (Er kommt nachts oft ins Schlafzimmer, weckt mich, lässt sich ein paar Minuten beschmusen und setzt dann seinen Reviergang fort).
Im Bett las ich dann noch ein paar Seiten, aber kurz vor 24 Uhr war endgültig Feierabend. |
Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.
Gefahrene Meilen: 139 |
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