|
|
|
Montag, 17. Juni 2013 - "Unbekannte Straßen"
|
Kurz nach 6 Uhr stand ich auf und versuchte heute mal nicht so sehr zu trödeln, denn es lag eine sehr lange Etappe vor mir. Trotzdem checke ich erst gegen 8 Uhr aus, denn am Abreisetag gibt es morgens doch immer hier und da was, was man noch einpacken muss und nicht schon am Abend vorher erledigen kann.
Aber egal, ich würde heute nach Arizona fahren, da bekam ich ja ne Stunde wieder. Mir gefällt die Zeit dort sowieso besser, denn ich bin auch daheim kein Freund von der Sommerzeit.
Mausi wurde noch vollgetankt und dann machte ich mich auf den Weg. Ich fuhr zuerst wieder den Bisti-Highway nach Süden und wechselte dann via der Indian Service Road 5 auf den Hwy 491. So sparte ich mir die verkehrs- und ampelreiche Strecke zwischen Farmington und Shiprock, wo zudem auch noch eine Baustelle war.
Es war recht frisch, das Thermometer zeigte nur 66°F. Und es war bewölkt. Die Wolken im Süden sahen nicht sehr vertrauenerweckend aus, so als ob sich dort was zusammenbrauen würde. |
|
Ich war gespannt, ob meine Zeitplanung aufgehen würde. Ich hatte zwei Stunden bis Gallup veranschlagt, und dann nochmal zwei Stunden nach Show Low. OK, etwas länger wegen zwei Shopping-Pausen. Die Strecke ab Show Low konnte ich überhaupt nicht mehr einschätzen. Das war für mich absolutes Neuland.
Genau eine Stunde nach Abfahrt in Farmington bog ich auf den Hwy 491 ab - bis Gallup waren es noch 63 Meilen. Die blöde Baustelle vom letzten Jahr gab es noch immer und auf diesem Abschnitt sind nur 45 mph erlaubt. Das zog sich mal wieder wie Kaugummi
Der Himmel hatte sich verdunkelt und in der Ferne vor mir schossen Blitze auf die Erde. Ich hing meinen Gedanken nach. Daheim waren für diese Woche auch heftige Gewitter gemeldet. Da würde mein armer Karlie wieder große Angst haben und sich total verschreckt unter dem Schreibtisch verkriechen.
Ab Naschiti war die Baustelle zum Glück vorbei und man konnte wieder zügiger fahren. So schaffte ich es fast auf die Minute genau zwei Stunden nach Abfahrt nun in Gallup auf den I 40 abzubiegen. |
Ich war gerade die N5 abgebogen, da klatschten ein paar Regentropfen auf die Frontscheibe. Einige Meilen, bevor man den Hwy 491 erreicht, führt die Straße über eine Kuppe und der Anblick, der sich mir bot, nahm mich wieder total gefangen. Vor mir lag eine Ebene, in der sich eindrucksvoll einzelne Monolithen erhoben und in der Ferne sah man im Norden den Ship Rock.
|
Leider war auch hier noch die bekloppte Baustelle vorhanden, die mich vor neun Monaten schon genervt hatte Aber wenigstens war sie nicht mehr ganz so lang wie damals. Kaum war die Baustelle vorbei, hätte mich fast ein Truck von der Straße geschubst. Er wollte rechts rüberziehen und ich war wohl in seinem toten Winkel. Ich wusste sofort, was ich in den vergangenen zwei Wochen nicht vermisste hatte: hohes Verkehrsaufkommen und Truck Racing.
Um 10.40 Uhr überquerte ich die Stateline nach Arizona, jetzt war es offiziell wieder 9.40 Uhr. Und das Thermometer hatte endlich wieder eine 8 vornedran und zeigte 80°F.
Im Visitor Center vom Petrified Forest National Park machte ich um 10.20 Uhr eine Shopping-Pause, denn ich wollte für meinen zuverlässigen Chauffeur Andy ein paar Route 66 Mitbringsel als Deko für sein Biker Clubhaus besorgen. Etliche $$ ärmer ging es dann um 10.45 Uhr weiter.
Die nächste Shopping-Pause folgte nur wenige Meilen weiter. Auch im Painted Desert Indian Center wurde ich fündig und hatte nun alle Mitbringsel zusammen. Inkl. ein Paar Ohrringe für mich
Um 11.40 Uhr verließ ich in Holbrook den Interstate und fuhr nach Süden. Eine Stunde später erreichte ich Show Low, wo ich Mausi gleich nochmal volltankte. Kurz darauf verkündete ein Schild, dass es noch 87 Meilen bis Globe sind. So weit... das hätte ich nicht gedacht.
Aber egal - mir war bewusst, dass dies ein knackiger Fahrtag werden würde. Bis hierher lief es ja recht flott - nun würde wohl die Strecke kommen, die sich zieht...
Die nun kommende Strecke war jetzt Neuland für mich. Erst fuhr man ne ganze Weile durch Wälder, Wälder und Wälder. Irgendwann lichteten sich diese und man bekam wieder Ausblick. Und der war schön. Eine nette Landschaft mit sanften Hügeln ringsherum, hier und da sah man rote Klippen hervorblitzen.
Und dann wurde es ganz spektakulär: Ich erreichte den Salt River Canyon. Die Straße windet sich an den Hängen der Schlucht entlang und bietet fantastische Ausblicke. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst sehen sollte.
|
|
|
|
|
|
Dann kam endlich ein Scenic View und ich glaube, die Autoschlange, die sich mittlerweile hinter mir gebildet hatte, machte geschlossen eine La Ola, als ich auf den kleinen Parkplatz am Rand fuhr.
|
|
|
|
Davon abgesehen, dass ich hier gar nicht schnell fahren will, man darf es gar nicht. Aber dies schien mal wieder nur für mich zu gelten...
Ich war total begeistert. Zu der Landschaft hatte ich mir gar keine Gedanken, Vorstellungen gemacht. Für mich war es einfach eine Strecke von Holbrook nach Tucson, ohne den Interstate zu benutzen. Aber es war hier landschaftlich unheimlich schön.
Dann wurde es Gottseidank wieder etwas eintöniger, so dass ich wieder schneller fahren konnte, sonst würde ich erst um 21 Uhr in Tucson eintrudeln.
Gegen 14.30 Uhr erreichte ich Globe. Noch 100 Meilen bis Tucson... Ufff...
|
Je südlicher ich kam, desto weiter kletterte das Thermometer in die Höhe. 70 Meilen vor Tucson zeigte es dann 104°F.
So sehr mich die Strecke begeistert hatte, und sie war noch immer schön, jetzt nervte es nur noch. Es war viel Verkehr und jeder war hier irgendwie nur aufs Rasen aus. Ich war nur noch gestresst. Die Strecke führte nun konstant aufwärts und die Temperatur sank wieder etwas. Als ob die Straße nochmal alles an Steigerung gibt, um dann in den Glutofen von Tucson zu führen.
Ab Oro Valley wurde es richtig zäh, denn hier schunkelte sich die Blechlawine von einer roten Ampel zur nächsten. Hier zeigte das Thermometer nun 108°F an.
Ohne Dreherle erreichte ich gegen 16.20 Uhr mein reserviertes Motel, das Best Western Foothills. Nachdem ich meinen Krempel aufs Zimmer gebracht hatte, machte ich es mir bis 18 Uhr am Pool bequem. Hier konnte von kaltem Wasser keine Rede mehr sein. Es war sogar fast unmöglich, barfuß die paar Meter von der Liege bis zum Wasser zu laufen, so aufgeheizt war der Boden.
Die Anlage vom Best Western Motel war zwar ganz nett, konnte aber nicht mit meinem Liebling in Phoenix (Best Western Papago) konkurrieren. Das Motel in Tucson war um einiges größer und leider entsprechend trubelig. Eine Family mit 5!!! Kids (drei davon im Teenageralter, die gaben sich besonders wild) belagerte den Pool und alle anderen flüchteten, denn die waren so "einnehmend" - man hätte meinen können, da wären 4x so viele Leute drin. Ich hoffte nur, dass die morgen weg sind.
Zum Abendessen ging ich ins Village Inn genau gegenüber. Das ist so eine Diner-Kette wie Denny's. Während der letzten beiden Tage hatte ich mich so an eine Suppe zum Abendessen gewöhnt, dass ich mich heute für eine Soup & Sandwich Combo entschied.
Anschließend ließ ich mich im Innenhof der Motelanlage in der Nähe des PJ's Poolside Café & Bar/Lounge mit dem Netbook häuslich nieder. Während ich genüsslich zwei Margaritas schlürfte, tippte ich meine Notizen und surfte im DA Forum rum.
Gegen 21 Uhr ging ich ins Zimmer, überspielte die Fotos, machte die Sicherungen und lag gegen 22.30 Uhr dann unter der Decke. Außer Autofahren hatte ich zwar heute nicht viel, aber ich war trotzdem irgendwie erledigt. |
Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.
Gefahrene Meilen: 428 |
|
|
|