Mittwoch, 29.04.2015 - „Rehabilitiert“

Der Jetlag schien sich zu verabschieden, denn heute wachte ich erst um 5.30 Uhr auf. Während der Kaffee aus der Maschine blubberte startete ich das Netbook, denn zum Fotos überspielen und Sicherungen machen war ich gestern Abend erst zu beschäftigt und später zu müde. Zwischendurch ging ich mal nach draußen, um eine zu rauchen. Es war recht frisch hier am frühen Morgen.

Um 7 Uhr traf ich mich mit Gerd zum Frühstück, heute mit lecker gewürztem Pastrami-Toast und frischer Tomate. Nach dem Frühstück packte ich noch in Ruhe meinen Krempel zusammen und Gerd fuhr schon los, denn heute hatten wir „getrenntes Programm“.

Nach dem Auschecken folgte das morgendliche übliche USA-Ritual: Tanken, Scheiben putzen (Ergebnis: nicht schön aber selten...), Kühlbox neu mit Eis auffüllen und um 8.30 Uhr war ich abfahrbereit. Das heutige Ziel war nicht weit entfernt, denn für die nächsten beiden Tage stand Sedona auf dem Plan.

Während der Fahrt durch den Oak Creek Canyon musste ich grinsen: Eigentlich bin ich ja immer diejenige, hinter der die Schlange herfährt, aber heute schaffte es jemand, noch langsamer zu sein

Der Himmel war wolkenlos und das Thermometer zeigte 58 °F und im Schatten des Oak Creek Canyons war es ganz schön kühl.

Gegen 9.15 Uhr kam ich in Sedona am Visitor Center an. Dort musste ich zwar etwas warten, hatte dann aber eine sehr nette Dame, die mich beriet. Mir war nach einem netten, kleinen Trail, ohne bemerkenswerte Höhenmeter und sie empfahl mir den Fay Canyon.
Der Drops war gelutscht, der Plan stand fest

Dann fuhr ich runter zum Village of Oak Creek, dort hatten wir im Days Inn Zimmer für die nächsten zwei Nächte reserviert. An der Rezeption entschuldigte ich mich gleich, weil es noch so früh am Morgen war, aber ich wollte noch nach Cottonwood zum Walmart und dann in den Fay Canyon. Da ich vor allem auf Walmartparkplätzen mein Auto nicht vollbeladen abstellen möchte, fragte ich an der Rezeption, ob ich mein Gepäck im Motel irgendwo sicher deponieren kann. Der nette Angestellte meinte, das wäre gar nicht nötig, da ich mein Zimmer schon beziehen kann. Klasse, somit hatte ich 2 Stunden, nachdem ich in Flagstaff ausgecheckt hatte, schon wieder im nächsten Motel eingecheckt

Um 11 Uhr enterte ich den Walmart. Dieser war vor drei Jahren der „Walmart des Schreckens“, wo ich damals mit hochrotem Kopf erleben musste, wie alle meine Kreditkarten versagten und ich gerade noch genügend Bares hatte, um meine Einkäufe bezahlen zu können. Heute funktionierte die Kreditkarte problemlos und der Laden war somit rehabilitiert. Nach einer Runde Intensiv-Shopping schleppte ich meine Errungenschaften eine Stunde später zum Auto.

Gegen 12.45 Uhr war ich am Parkplatz vom Fay Canyon. Das Autothermometer zeigte schnuckelige 84°F an. Der Bär, der sich hier letztes Jahr rumgetrieben hatte, war lt. Auskunft der Visitor Center Angestellten weitergezogen, aber das Warnschild war noch da, nebst diversen Sicherheitshinweisen, z.B. dass man sich laut unterhalten soll. Ok, im Fall des Falles also Selbstgespräche führen…

Aber darüber brauchte ich mir keine Gedanken machen, denn unsere asiatischen Touristen-Kollegen, die dort ebenfalls unterwegs waren, sorgten wie üblich für einen entsprechenden Geräuschpegel. Und natürlich auch für diverse unfreiwillige Pausen.... Es dauert ja immer etwas, bis sich alle vor einem Motiv einzeln, in Paaren und in Gruppen sortiert fotografiert haben

Der Trail gefiel mir sehr gut. Sehr angenehm zu laufen, schöne Landschaft, ein Arch – Herz was willst Du mehr?

(Heute würden mir ganz spontan Plantagen, gepflegte Parkanlagen und Gärten, Friedhöfe, Flüsse, Sumpfgebiete, mit Spanish Moss behangene Bäume und vieles mehr einfallen )

Knapp zwei Stunden später war ich zurück am Auto. Die Fahrt zum Motel zog sich, denn in Sedona war ziemlich viel Verkehr und man zuckelte von einer roten Ampel zur nächsten

Kurz nach 15 Uhr traf ich am Motel ein. Gerd war auch schon da und gegen halb vier machten wir uns auch schon wieder auf den Weg: Rote Felsen gucken entlang der Dry Creek Road und Boynton Pass Road.

Anschließend stand die Crescent Moon Picnic Area auf dem Programm. Aber schon während der Hinfahrt wurden wir zum einen oder anderen Stopp verführt. Die Aussichten waren einfach zu schön, um dran vorbei zu fahren.

Bei der Crescent Moon Picnic Area lotste ich Gerd zu einer Stelle am Oak Creek, etwa in Höhe vom Entrance Häuschen. Dort hatte ich vor ein paar Jahren nette Reflection Fotos vom Cathedral Rock gemacht.

Dies war heute aber nicht möglich, denn in dem kleinen natürlichen Pool dort plantschten Leute mit ihren Kindern und Hunden rum, sodass das Wasser einfach nicht glatt war. Zudem latschten weiter vorne an einem kleinen „Strand“ immer wieder zwei Teenager-Buben ins Wasser und zurück.

Im ersten Moment habe ich mich geärgert und wollte schon vor mich hinschimpfen, dann hab ich mich aber besonnen, denn schließlich wohnen sie hier und haben da viel mehr das Recht auf die Nutzung ihrer Heimat als wir Touristen. Würde ich hier wohnen, würde ich mir nach einem langen Arbeitstag dieses Vergnügen eines erfrischenden Bades auch gönnen. Wieso sollte ich so eine Arroganz an den Tag legen und über das normale und absolut nachvollziehbare Verhalten der Leute schimpfen, wenn es deren Heimat ist?

Gegen 18 Uhr saßen wir dann in der Oak Creek Brewery. Zur Vorspeise teilten wir uns eine Portion Onion Rings, die hier mit einem Sour Cream Dip serviert wurden, der mit einer dicken Zimtschicht bedeckt war. Im ersten Moment vielleicht etwas ungewöhnlich, aber der Geschmack war überzeugend. Als Hauptgericht hatte jeder einen BBQ Chicken Salad bestellt, der war genauso lecker, wie im letzten Jahr.

Eineinhalb Stunden später waren wir zurück im Motel. Wir räumten den Tisch und die Stühle von meinem Zimmer nach draußen. Diesen Act hätten wir uns aber sparen können, denn es war zu dunkel, um am Netbook wirklich was machen zu können und gegen 21 Uhr wurde es dann auch recht frisch. Wir wünschten uns also eine gute Nacht und gingen auf unsere Zimmer.

Während ich duschte rödelten die Fotos auf die Festplatte, dann stöberte ich noch bissl im Discover America Forum rum und las endlich mal bissl nach, was sich da so in den vergangenen Tagen ereignet hatte.

Das Licht knipste ich um 0.30 Uhr aus.