Donnerstag, 20. Juni 2013 - "Ein würdiger Abschluss"

Heute weckte mich der innere Wecker schon um 6.40 Uhr. Mit einem Kaffee setzte ich mich gemütlich nach draußen an meinen kleinen Tisch und suchte in Ruhe raus, wie ich heute fahre. Anschließend genoss ich nochmal das wirklich vielfältige Frühstücksbuffet.

Als ich später meinen Kram ins Auto packte, fiel mein Blick auf den Rücksitz. Da lag noch einiges rum. Ich fragte mich, wie ich das heute Abend alles noch in meinen Trolley reinkriegen soll...

Um 9.30 Uhr war ich startklar und checkte aus, das Thermometer verkündete 91°F.

Über die Ina Road brauste ich gen Westen und bog dann auf die Picture Rock Road ab. Dort war die Fahrerei fürchterlich , ständig kamen von hinten Autos angerauscht, die nur schnell von A nach B wollten. Mir stand der Sinn aber nach Kakteen gucken und ich wollte lieber vor mich hinbummeln. Daher flüchtete ich ständig in irgendwelche Haltebuchten, um die Drängler vorbeizulassen.

Erst auf der N Kinney Road war das Fahren wieder entspannt und ich konnte die Szenerie genießen.

Im Red Hills Visitor Center kaufte ich mir noch zwei Bücher dann fuhr ich zum Bajada Loop Drive. Diese kurze Staubpiste schlängelt sich durch eine malerische Landschaft aus sanft gerundeten Hügeln und den vielfältigen Pflanzen der Sonora Desert. Und die großen Saguaros sind hier natürlich das hervorstechendste Merkmal.

Inmitten dieser wunderschönen Umgebung genoss ich nun zum letzten Mal in diesem Urlaub meine "Desert Breeze"

Immer wieder musste ich anhalten, um auch wirklich nichts zu übersehen.


Je näher ich dem Ende des Loops kam, desto aufgeregter wurde ich innerlich. Ich suchte einen bestimmten Saguaro, dem ich vor Jahren den Namen "Boxer" gegeben hatte. Würde es ihn noch geben?

Ich empfand fast Traurigkeit, als ich ihn nirgends sehen konnte. Aber als ich um die nächste Kurve rum war, breitete sich ein Lächeln in meinem Gesicht aus, denn da war er. Stolz stand er am Straßenrand und reckte seine Arme nach oben, als würde er jeden wegschubsen wollen, der ihm zu nahe kommt.

Wieder an der Sandario Road angekommen, machte ich nochmal eine Zigarettenpause und genoss einfach den Anblick. Ich könnte ewig hier rumfahren, denn immer wieder boten sich wunderschöne Kompositionen aus den ganzen verschiedenen Pflanzen, den Saguaros, den Jollas, den Bergen im Hintergrund... einfach wunderschön hier.

Der Besuch vom Saguaro National Park West war ein würdiger Abschied der Tour.

Kurz nach 12 Uhr war ich wieder in Tucson und tankte an der Ina Road zum letzten Mal für ein paar Dollar etwa 2,5 Gallonen nach. Ich schaffe es nie, meinen Mietwagen fast leer zurückzubringen, das ist nix für meine Nerven. Ich würde also noch genug Sprit im Tank haben, um mich zu verfahren. Da an der Tanke praktischerweise auch eine Autowaschanlage war, bekam Mausi nochmal eine Dusche und um 12.40 Uhr war ich dann auf dem Interstate Richtung Phoenix.

Diesen letzten Tag vor dem Heimflug empfinde ich dann doch immer als sehr stressig, vor allem, weil ich ihn eigentlich nicht stressig und noch mit etwas Erholung haben will. Aber da geht mir doch immer einiges durch den Kopf. Angefangen, ob ich auf Anhieb das Motel finden würde oder erst wieder diverse Dreherle stattfinden müssten...??? Dann im Hotel einchecken und ausladen, Mietwagen abgeben, mit Shuttle zum Airport fahren. Dort wollte ich versuchen, gleich noch meine Bordkarten abzuholen, dann das Motel-Shuttle rufen - ein Haufen Zeug, was noch organisiert werden muss...

Die Gedanken waren natürlich komplett unnötig und alles klappte wie am Schnürchen.

Gegen 14.15 Uhr kam ich am Best Western Airport Inn in Phoenix an. Ich checkte ein und schnappte mir wieder einen Gepäckwagen, damit ich meinen ganzen Krempel in einem Rutsch ins Zimmer befördern konnte.

Nach einer eiskalten Cola und einer Zigarette fuhr ich zum Rental Car Center. Den Campingstuhl und den Tisch hatte ich im Auto gelassen, auch eine halbe Packung von den in Plastikfolie eingeschweißten Wasserflaschen war noch übrig und der Angestellte, der Mausi und mich in Empfang nahm, freute sich. Ich kontrollierte nochmal, ob ich wirklich alles rausgeräumt hatte. Dann wurde es Zeit, mich von meiner treuen Mausi zu verabschieden. Puhhhh, da hatte ich tatsächlich feuchte Augen Letztes Jahr ging die Mietwagenrückgabe so hektisch ab, dieses Jahr hatte ich "Muße" für den Abschiedsschmerz.

Mit dem Shuttle Bus fuhr ich dann zum Airport (da musste ich eh hin, da mich dort dann das Motel Shuttle aufsammeln würde), meldete ein zweites Gepäckstück an und druckte meine Bordkarten aus. Zufrieden, dass ich das schon mal erledigt hatte und mich nicht morgen früh damit befassen muss, rief ich dann im Best Western an und bestellte das Shuttle. Der Fahrer war wohl schon unterwegs, denn nur ein paar Minuten später war das Shuttle schon da.

Gegen 16 Uhr war ich zurück im Motel und suchte mir für die nächsten zwei Stunden ein schattiges Plätzchen am Pool. Hier herrschte eine wohltuende Ruhe im Gegensatz zum quirligen Trubel im Poolbereich in Tucson. Und auch das Wasser war schön kalt, sodass es auch wirklich erfrischte.

Der erfrischende Effekt war jedoch vorüber, als ich wieder im Zimmer war. Die Endphase des Packens erforderte sämtliches Organisationstalent und Diplomatie... Nach wenigen Minuten standen mir die ersten Schweißtropfen auf der Stirn... Jede noch so kleine Lücke wurde ausgestopft. Und immer wieder kontrollierte ich mit der Kofferwaage. Diese wurde schnell zu meinem Feind, denn die Anzeige auf dem Display führte dazu, dass in der gestern eigentlich schon fertig gepackten Reisetasche wieder rumgewühlt und ausgetauscht wurde... Ich hasste mich mal wieder selber!

Eineinhalb Stunden später hatte ich dann den Kampf gewonnen und zog zur Siegesfeier ins benachbarte Rodehouse (kein Tippfehler, das Ding schreibt sich wirklich so) Restaurant. Die Bedienung ließ sehr lange auf sich warten, bevor ich überhaupt erstmal die Speisekarte bekam. Auch meine bestellte Margarita wurde wohl erst vom anderen Ende von Phoenix geholt... und die Kuh, die zur Entstehung meines Cheeseburgers beitragen sollte, hüpfte wahrscheinlich noch glücklich auf der Weide rum... Der Angestellte entschuldigte sich dann aber auch und erklärte, dass es einen Personalausfall gegeben hat und er allein für das Restaurant und die Bar zuständig ist.

Nach dem Essen holte ich mir in der Bar ein Glas Rotwein und verzog mich nach draußen in den Raucherbereich. (Beim Best Western Airport Inn darf man nämlich auch draußen nicht überall rauchen, sondern nur in dafür extra ausgewiesenen Bereichen.) Hier kam ich schnell mit einer Amerikanerin ins Gespräch, die als Kind mehrere Jahre in Deutschland gelebt hat und gerade zu Besuch bei ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter gewesen war, die Nachwuchs erwarteten. Sie hatte sogar eine Ultraschallaufnahme dabei, die sie mir gleich unter die Nase hielt. Die Schönheit solcher Bilder erschließt sich wohl nur Eltern , es hätte sich genauso gut um ein Polaroidbild vom Innenleben meiner Handtasche handeln können.

Gegen 21.30 Uhr war ich dann zurück im Zimmer und schaute noch bissl ins Forum. Zwischendurch ging ich mal nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen und schlachtete auch meine letzte Dose MGD.

Am Parkplatz sah ich dann auch dieses Schild. Also so manchmal kann ich wirklich nur

So langsam wurde es Zeit, dass ich in die Federn kam, denn um 2 Uhr morgens wird die Nacht schon vorbei sein... Der Rückflug nach Newark geht um 6 Uhr... Das ist immer der Nachteil bei Flügen ab Stuttgart, die starten beim Rückflug immer so verdammt zeitig... Ich hoffte aber, dass ich deshalb dann auf dem langen Flug bissl schlafen kann.

Wie immer, wenn ich eigentlich schlafen sollte, wirkt das bei mir gerade in die andere Richtung: Ich war richtig aufgedreht, von Müdigkeit keine Spur. Um 23.30 Uhr war ich noch immer quietschwach. Toll, in 2,5 Stunden würde der Wecker klingeln. Wäre ich jetzt in Las Vegas, dann würde ich die Nacht durchmachen. Nur hier in Phoenix war das nicht wirklich ne Option. Aber wenn ich zu wenig schlafe, dann bin ich erst recht gerädert. Aber dann kam die Müdigkeit doch noch und ich kapitulierte...

Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 145