1. Tag:
Fahrt und Hellendorf

2. Tag:
Hellendorf

3. Tag:
Festung König-stein & Bastei

4. Tag:
Bastei, Lilienstein, Wehlen

5. Tag:
Herkulessäulen, Burg Stolpen, Schloss Rammenau

6. Tag:
Dresden

7. Tag:
Dresden

8. Tag:
Schloss Moritz-burg und Rück-fahrt

Mittwoch, 18. Oktober 2006

Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Zum Glück! Denn da ich gestern so zeitig das Licht ausgemacht hatte, war ich quasi seit 2 Uhr morgens immer wieder wach. Dummer Fehler von mir, ich hätte es doch gleich wissen müssen, dass dies nicht funktioniert!

Besuch im Badezimmer, anziehen und dann erstmal raus auf den Hof, um eine Guten-Morgen-Zigarette zu rauchen. Dort traf ich eine der Angestellten und sie sagte mir, dass ich gleich frühstücken könne (nicht erst um 8 Uhr), denn es sei schon alles hergerichtet. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, schließlich konnte ich so eher zu meinen Unternehmungen aufbrechen. Das Frühstück war genauso hervorragend wie am vorherigen Tag. Dann packte ich mein Zeugs zusammen, schleppte alles ins Auto und kurz nach 8 Uhr war ich unterwegs.

Ich warf meine komplette Tagesplanung um, denn ich hatte in einem Prospekt eine Ecke gesehen, die mich unheimlich reizte und so besuchte ich erneut die Sächsische Schweiz, allerdings ganz anders als vorgesehen. Über Bad Schandau und Königstein fuhr ich fast bis nach Bahratal zurück. Mein erstes Ziel für heute hieß allerdings Bielatal, denn dort stehen die Herkulesfelsen. Im Ort fehlten entweder die notwendigen Schilder oder aber ich hatte sie mal wieder übersehen

Weit und breit keine Spur von Felssäulen. Aber ich hab ja einen Mund und kann fragen So erfuhr ich, dass ich Richtung Ottomühle fahren muss. Gesagt getan - und durch die Bäume sah ich dann ziemlich schnell sehr interessante Felsformationen. Kurz vor der Ottomühle war dann auch ein gebührenpflichtiger Parkplatz. Ich frage die Parkplatzwächterin nach dem ungefähren Zeitbedarf, der mit ca. 2 Stunden veranschlagt wird.

Gleich zu Beginn des Wanderweges trifft man aufeinen kleinen Bach, wie so oft in dieser Gegend. Ich fand mich plötzlich in einem der mir so bekannten Wälder wieder: Ein kleiner Bach, Moos, viele Bäume... ein richtiger Märchenwald aus meiner Kindheit.

Über einige Holzstufen (wie könnte es anders sein) führte der Weg nach oben und man konnte zwischen den Bäumen die Felsen schon erahnen. Oben angekommen führte der Weg noch ein Stücken geradeaus und dann befand man sich in einem richtigen Felskessel. Die Herkulessäulen sah man hoch oben vor sich.

Ich strolchte in diesem Felskessel etwas herum und sah, dass sich der Weg zwischen den Felsen weiterschlängelte. Über Steinstufen mit Eisengeländern an der Seite, durch einen kleinen Tunnel und einer Mini-Leiter erreichte man einen Aussichtspunkt ganz nahe gegenüber den Herkulessäulen. Diese waren nun gar nicht mehr so weit über einem selbst, denn man war ein ganz schönes Stückchen nach oben gekommen.

Es war klasse!

Aber es war auch mächtig kalt. Das Thermometer vom Auto hatte am Parkplatz 5°C angezeigt und dort oben wehte ein kräftiges Lüftchen. Ich machte mich also wieder auf den Weg nach unten. Ich hatte vorher gesehen, dass unterhalb dieser Sandsteine ein Weg verläuft. Nach einem kurzen Weilchen auf diesem Weg kam ein Schild, welches auf eine Felsspalte wies: "Felsengasse"? Neugierig geworden beäugte ich alles näher und tatsächlich: Dort führten erneut Felsstufen (+Geländer an der Seite) nach oben. Also ausprobieren. Ergebnis: Auch in Sachsen gibt es eine Art Slot Canyon

Dort angekommen befand ich mich ein kleines Stückchen hinter dem Aussichtspunkt auf dier Herkulessäulen. Aha, der Weg wäre also dort auch weitergegangen.

War aber nicht schlimm, denn beim nächsten Sachsenaufenthalt fahre ich dort nochmal hin, denn die Herkulessäulen sind eine typische Spät-Nachmittag-Location, morgens hat man dort totales Gegenlicht

Ich ging die Felsengasse wieder zurück, der Wanderweg knickte dann ab, ich überquerte erneut ein sehr malerisches Bächlein, traf kurz danach wieder auf die Straße und ging zum Parkplatz zurück, wo ich kurz nach 11 Uhr ankam.

Über viele kleine Orte fuhr ich nach Stolpen.

Auf der Burg Stolpen bin ich als Kind sehr oft gewesen. Die unglaubliche Lebensgeschichte der Gräfin Cosel hatte mich schon damals sehr fasziniert. Gegen 12 Uhr erreichte ich Stolpen und parkte am großen Parkplatz, am Ortsrand unterhalb der Burg. Dummerweise hatte ich kein Kleingeld für den Parkscheinautomaten also quälte ich mich den Berg hoch und wechselte Geld in der Garküche, einer historischen Gaststätte.

Wieder runter zum Parkplatz, Parkschein rausgelassen und ins Auto gelegt. In Stolpen ist alles sehr steil, denn der Ort liegt auf einem Basalt-Bergl. Diesen also wieder hochgejapst und dann hatte ich mir eine Pause in der Garküche verdient. Die Speisekarte dort bietet ausschließlich einheimische Hausmannskost zu sehr fairen Preisen und als Tagesgericht stand "Szekediner Gulasch mit Böhmischen Knödeln" angeschrieben, für 3,50 Euro - da kam ich nicht dran vorbei. Aus Erfahrung lernt man (ich war vor zwei Jahren schon mal hier) und deshalb fragte ich vorsichtig, ob ich eine kleine Portion bekommen könne. Natürlich. Dazu nahm ich noch ein kleines Radeberger Pils.

Kurz danach erhielt ich auch schon mein Essen. Eine richtig nette Portion mit 2 Scheiben Knödel anstatt 4 und ich war selig, dass ich mal aufessen konnte und nicht immer die Hälfte zurückgehen lassen musste. Aber als ich dann die Rechnung erhielt, war es mir fast peinlich: Man hatte mir auch nur den halben Preis für das Essen berechnet Also hatte ich 1,70 € für das Radeberger zu zahlen und 1,75 für das Essen. Also die Garküche wird immer wieder mit auf dem Programm stehen, wenn ich nach Stolpen komme.

Dann quälte ich mich die letzten Höhenmeter zur Burg hoch. Es ist immer wieder ein eigenartiges Gefühl, dort hinzukommen, denn durch die tragische Geschichte der Gräfin Cosel, ist alles hier irgendwie "persönlicher", da die Lebensgeschichte dieser Frau der Burg irgendwie eine persönliche Note gibt.

Von der Burg selbst sind leider nur noch einzelne Türme vorhanden, die Verbindungsgebäude wurden beim verheerenden Stadtbrand 1723 vernichtet und 1756 durch preußische Soldaten weiter zerstört. Auch umfangreiche Restaurationsmaßnahmen durch König Johann schafften es nicht, die Burg nach diesen Zerstörungen vollständig wiederherzustellen.

Am Burgtor kann man die Hauptwache und den Marstall besichtigen. Die einzigartige Wasser(kunst)versorgung der Burg (ca. 715 m lang, 100 Höhenmeter überwindend), die mit Antrieben und Zisternen erfolgte, wird anschaulich erläutert.
In der Folterkammer sind alte Instrumente ausgestellt, bei denen ich nicht glauben kann, dass diese Folter jemand überlebt hat

Dann im Burghof der "Coselturm", in welchem die Gräfin ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Im hinteren Burghof wird gerade viel gebaut, bzw. erfolgen umfangreiche Ausgrabungen. Ich war total überrascht von den ganzen Kellergewölben der nicht mehr existierenden Burgteile, denn diese Gewölbe hat man ausgegraben und restauriert. Es war faszinierend, dieses Gewölbegeflecht zu erforschen. In diesen Gewölben ist eine Ausstellung über den Stolpener Basalt. Dieser sehr harte, bläulich-schwarze Basalt war das Hauptmaterial beim Bau der Burg.

Wie immer blickte ich in den tiefen Brunnen, der in den Basalt gehauen wurde. Im Bereich der früheren Burgkapelle befindet sich (wahrscheinlich - noch nicht ganz bestätigt) das Grab der Gräfin Cosel ist. Hier blieb ich aber nicht lange, denn dort war eine Familie mit zwei Kindern und die Eltern amüsierten sich, wie die Kinder auf der Gedenkplatte rumsprangen...

Eine ältere Frau, die dieses Treiben ebenfalls bemerkte, rief die Kinder zur Ordnung, worauf sich deren Eltern derartige Einmischung in ihre Erziehung verbaten.... (Warum rufen sie dann ihre Sprösslinge nicht selber mal zur Ordnung... )

Sorry, für sowas hab ich kein Verständnis. Meine Eltern hätten mir was gehustet, wenn ich mich früher so aufgeführt hätte!

Wenn die Eltern den Kindern die Geschichte etc. verständlich erklären und dadurch ein gewisser murmelnder Geräuschpegel entsteht, so ist dies absolut kein Thema für mich. Im Gegenteil Aber wenn die Kinder um die historischen Objekte herum fangen spielen und Geschrei herrscht, dann hab ich kein Verständnis, wenn die Eltern nichts sagen.

Gegen 14.30 Uhr verließ ich Stolpen und fuhr Richtung Kamenz zu meiner Cousine. Kurz hinter Bischofswerda liegt der kleine Ort Rammenau, in welchem ein Barock-Schloss ist. Dieses ist wegen seiner barocker Architektur und klassizistischer Ausschmückung schon zu DDR-Zeiten ein kleines Juwel gewesen.

Auch damals schon war im Schloss ein Restaurant. Dieses hatte ich mit meinen Eltern besucht, kurz bevor wir damals ausgewandert sind. Und so entschied ich mich zu einem spontanen Besuch.

Das Schloss kann man auf drei Etagen eigenständig erkunden und es war super. Jeder Raum hat ein anderes "Motto", welches sich im Design wiederspiegelt. Es gibt ein "Chinesische Zimmer", ein "Teufelszimmer", ein "Bulgarisches Zimmer" usw. - jeder Raum hat andere Stilmerkmale. Die kostbaren Tapeten weisen entsprechende Motive auf und auch das Mobiliar und die alten Gegenstände sind passend.

Im Restaurant machte ich dann eine Kaffee-Pause und las amüsiert die Speisekarte. Man kann sich dort ein 16-Gänge-Menü bestellen, wie zu Zeiten von August dem Starken, man kann sich aber auch jeden Gang separat bestellen - und die Preise sind durchaus akzeptabel. (Im Stuttgarter Raum, wo ich wohne, wäre dies so nicht bezahlbar.)

Nach der kurzen Schlossbesichtigung bummelte ich noch ein Weilchen durch den Schlossgarten, der in warmen Herbstfarben lockte.

Um 16.45 Uhr kam ich dann nach einer ausführlichen Stadtrundfahrt durch Kamenz bei meiner Cousine an. (Ich glaube, ich werde es nie schaffen, mich in Kamenz nicht zu verfahren.) Wir hatten uns das letzte Mal 2004 nach unserer USA-Tour gesehen und so gab es natürlich viel zu beschnattern. Wir fuhren noch fix zu einem kleinen Lokal am Flugplatz, wo wir uns mit einer leckeren Soljanka für die nächtlichen Gespräche stärkten.

Diese führten wir dann auch bei einem guten Rotwein bis 1 Uhr morgens und es war hochinteressant, was wir alles aus der Vergangenheit hervor kramten