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8. Tag - Sonntag, 01.Juni 2008
"148 Meilen"
Heute war mal "Ausschlafen" angesagt: Um 6.20 Uhr bin ich aufgewacht und um 8.30 Uhr war ich dann mit allem fertig (inkl. E-Mails gucken, tanken, Kühlbox auffüllen usw.). Mein erstes Ziel war das Rincon Mountain District vom Saguaro National Park. Als ich 1999 zum ersten Mal in diesem Park war, hatte er mich nicht überzeugt, aber ich war bereit, ihm eine zweite Chance zu geben. Dorthin zu finden war auch nicht schwer, ich brauchte nur rechts, links, rechts, links abbiegen und schwupps, schon war ich da - insgesamt bin ich ca. ne Stunde gefahren
Ich mied den Interstate und wählte für die Strecke nach Süden die Silverbell Road - zu dieser Entscheidung beglückwünschte ich mich selber, denn dort war so gut wie gar niemand unterwegs, mir gehörte die Straße fast alleine. Herrlich. Als grobe Orientierung galt auch hier: Ich muss einfach so weit nach Osten fahren, bis ich die Berge erreicht habe. Hatte ich mich vor neun Jahren in Tucson bissl tappig beim Fahren angestellt, so kurvte ich heute durch die Stadt, als hätte ich nie was anderes gemacht.
Um 9.45 Uhr erreichte ich das Visitor Center, kaufte ein paar Postkarten und am Parkeingang holte ich mir dann den National Park Pass. Den Eintrittspreis von gestern, vom Organ Pipe National Monument, ließ ich mit anrechnen. Zum National Park pass bekam ich so ein Hängeteil fürs Auto, in welches man den Pass dann einstecken muss, damit er sichtbar im Fahrzeug platziert ist. (Hoffentlich denke ich auch dran, das Ding dann mit nach Hause zu nehmen.)
Kaum war ich im Park wusste ich, warum in Tucson nicht so viel Verkehr war: Die waren alle mit dem Fahrrad im Saguaro Park. Fahrradfahrer kann ich ja gar nicht leiden, wenn ich hinter dem Steuer sitze. Und hier erst recht nicht, denn sie quälten sich in schlingernder Fahrweise die Hügel hoch und man kam nicht an ihnen vorbei. .
Während der Fahrt durch den Park erinnerte ich mich daran, dass Andy und ich damals irgendwie enttäuscht waren. Der Begriff "Saguaro" verleitet zu der Annahme, dass es dort von diesen Kakteen nur so wimmelt. Dies ist aber nicht der Fall, im Rincon Mountain District findet man mehr eine gemischte Wüstenlandschaft mit verschiedenen Kakteenarten und kleinwüchsigem Zeugs, die Saguaros sind dort eher spärlich vertreten und die Exemplare wirken auch nicht so eindrucksvoll. Da hatte ich gestern Abend im West Teil doch ganz anderes gesehen.
Dennoch hat mir die Fahrt über den Cactus Forest Drive gefallen, es boten sich immer wieder schöne Motive
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Auch hier grillte und zirpte es überall, manche Insekten geben Geräusche von sich, die klingen, als ob jemand einen herzhaften Schmatzer gibt. ich hatte kein Interesse daran...
Am Javelina Overlook traf ich ein deutsches Ehepaar, welches mit einem Wohnmobil unterwegs war. Wir haben uns kurz unterhalten und sie äußerten ihre Enttäuschung über den Park, sie hatten sich mehr Saguaros erhofft. Also schickte ich sie gleich in den Westteil.
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Um 10.45 Uhr machte ich mich dann auch auf den Weg zum Tucson Mountain District, also zurück zu den Bergen auf der anderen Seite der Stadt. Nach einer knappen halben Stunde war ich dort und fuhr über den Gates Pass in den Park hinein.
Ich überlegte, ob ich einen Abstecher nach Old Tucson mache, am Parkplatz angekommen entschied mich aber dagegen. Ich wollte nicht jetzt evtl. Zeit damit verplempern, um Filmkulissen zu sehen.
Also auf zum "Arizona Sonora Desert Museum". Der Parkplatz war gerammelt voll, aber ich hatte Glück und es wurde gerade eine Parklücke frei. Die Anlage ist sehr schön gemacht. Alles passt sich perfekt der Umgebung an, die ganze Flora wird toll erklärt.
Und die Tiere sind auch in ihrer natürlichen Umgebung. Aber sie sind trotzdem eingesperrt. Spätestens als ich bei den Katzen war, machte mich dies alles richtig traurig. Die Kätzchen dösten im Schatten, lagen genauso faul und auch verrenkt da, wie unsere Hauskatzen.
Aber die Gehege waren so klein. Wenn ich mir überlege, was für ein großes Revier unser Tommy dagegen hat! Und diese hier haben nur ihr Gehege. Dann kam ich zu der Bobcat, sie lag in einer kleinen Kuhle, direkt an der Glasscheibe und blickte mir genau in die Augen. Ach je - mir tat sie so leid
Diese traurigen Augen begleiteten mich in Gedanken auf dem weiteren Weg und ich schlenderte lustlos umher. Dann traf ich auf zwei "freie Bewohner" des Sonora Desert Museums und an den beiden konnte ich mich erfreuen.
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Die Luft im Desert Museum konnte man schneiden. Trotz oder vielleicht gerade wegen dem Sonnenschutzdächern, die an vielen Stellen angebracht sind. |
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Seltsam, obwohl man dort auch im Freien unterwegs war, hatte ich das Gefühl, dass die Luft steht. Ich dachte, mir dreht es den Kreislauf weg. Deshalb genehmigte ich mir auf der schattigen Terrasse eines Cafés einen Cappuchino-Shake, bevor ich mich auf die Weiterfahrt machte. Als ich dann gegen 13.30 Uhr weiter fuhr war ich froh, dass sich Commi nicht so sehr aufgeheizt hatte, denn er stand mit dem Hinterteil zur Sonne und seine getönten Scheiben boten einen guten Sonnenschutz.
Mein nächstes Ziel war das Red Hill Visitor Center, wo ich ein wenig herum stöberte. Mir war noch immer bissl komisch und ich machte mir ein kaltes Cola auf. Oh oh, ob das mal gut geht? Erst der Shake und nun ein Cola. - es ging gut |
Von der Hauptstraße bog ich auf den "Bajada Loop Drive" ab.
Gleich beim ersten Fotostopp stöpselte ich dann den Sicherheitsgurt wieder hinter mir ein, damit ich mich nicht ständig an- und abschnallen muss, denn das Gepiepse von Commi nervte, wenn man fährt und nicht angeschnallt ist.
Um 14 Uhr war ich am "Valley View Overlook Trail". Dieser ist nicht sehr lang, unterwegs begegnet man interessant gewachsenen Saguaros.
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Der Weg hat kaum Höhenunterschiede und ist absolut nicht anstrengend, aber bei über 100°F sollte man Wasser mitnehmen und das hatte ich nicht gemacht. Das war leichtsinnig und zurück am Auto musste ich mich erstmal auftanken.
Nun hatte ich mich doch noch dazu entschlossen, Old Tucson anzuschauen, aber als ich um 15.15 Uhr dort ankam, war schon alles verschlossen. Seltsam, es steht doch dran, bis 16 Uhr geöffnet. Und ich habe die richtige Zeit.
Vielleicht machen sie den Eingang ja schon eine Stunde vor der endgültigen Schließung dicht
Ok - Ausweichprogramm her, Notfallplan?
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Dies war nicht schwer, denn es gab hier noch etwas, was ich gerne mal wieder sehen wollte: Die Mission San Xavier del Bac - "die weiße Taube der Wüste".
Ich hatte noch in Erinnerung, dass diese irgendwo im Süden von Tucson ist. Fix einen Blick auf die Karte geworfen und siehe da, es war doch gar nicht so weit. Nur die Kimney Road nach Süden, dann auf den Ajo Hwy, ab auf die Mission Street und eine halbe Stunde später war ich schon da. (Leider ist ein Teil der Fassade noch immer eingerüstet.)
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Westlich der Mission ist ein Indian Friedhof, parallel dazu verläuft die Straße. Was mich befremdete war, dass an der Straße ein Schild war "Do not enter when floaded" - d.h. über die Straße fließt doch wohl immer mal Wasser hinweg. Der Friedhof liegt in der gleichen Senke/Wash? Und was ist dann mit dem Inhalt der Gräber, wenn das große Wasser kommt???
Ich beschloss, mich nun so langsam auf den Heimweg zum Motel zu machen. Heute wurde nicht so spät wie gestern Feierabend gemacht, denn am nächsten Tag stand mir eine lange Fahrt bevor und ich wollte zeitig los. |
Ich fuhr also zurück in den Saguaro National Park.
Am Anfang hat die Kimney Rd. viele Dips - das macht immer höllisch Spaß, da durchzuhopsen. Ich sah das Schild zum McCain Loop und bog ab. Die kurze Strecke bot wieder schöne Ansichten auf die Tucson Mountains, im Vordergrund die beeindruckenden Saguaros.
Ich drehte das Radio auf, der warme Wind wehte ins Auto und ich genoss den Anblick der herrlichen Landschaft.
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Ich hielt aber nicht mehr an. Das Fotografieren ließ ich bleiben, denn kein Bild kann wiedergeben, wie ich diese Momente erlebt und genossen haben.
Um 17.30 Uhr war ich im Motel, ich schrieb Volker fix ein E-Mail, dann ging ich der Einfachheit halber wieder rüber zum Denny's. Von meinen Hähnchenteilen mit BBQ-Sauce, Onionrings, Knobi-Giabatta und Pommes schaffte ich vielleicht ein Viertel, dabei wollte ich die Pommes gar nicht und wollte sie abbestellen aber das ließ die Bedienung nicht zu.
Der restliche Abend war weg wie nix. Ich packte mein Zeugs schon mal so weit zusammen, wie es möglich war, dann duschen, Bericht tippen, Bilder überspielen und sichern usw. Als alles erledigt war, stellte ich mir wieder einen Stuhl nach draußen und schmökerte in meinem Krimi, der kurz vor der Entscheidung stand. Aber die Müdigkeit gewann und die endgültige Aufklärung wurde vertagt, denn ich knipste gegen 22.30 Uhr das Licht aus.
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Die Karte wurde mit Topo USA von DeLorme www.delorme.com erstellt.
Gefahrene Meilen: 148
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