Prolog

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1. Tag:
Ankunft

2. Tag:
Ghost Town Chloride

3. Tag:
Kaiser Spring Canyon - Watson Lake

4. Tag:
Vulture Mine - Castle Hot Springs Road

5. Tag:
Apache Trail - Tonto NM - Lost Dutchman SP

6. Tag:
Hewitt Canyon Arch - Fahrt nach Ajo

7. Tag:
Organ Pipe Cactus NM - Saguaro NP

8. Tag:
Saguaro NP - Arizona Sonora Desert Museum - Mission San Xavier del Bac

9. Tag:
White Rocks - Stud Horse Point

10. Tag:
Coyote Buttes South - White Pocket

11. Tag:
White Mesa Arch - Coal Mine Canyon - Blue Canyon

12. Tag:
Canyon de Chelly - Arches bei Many Farms - Monument Valley

13. Tag:
Valley of the Gods - Corona Arch - Arches NP

14. Tag:
Arches NP - Onion Creek

15. Tag:
Dead Horse Point SP- Canyonlands NP - Mineral Bottom - Secret Spire

16. Tag:
Mesa Arch - Factory Butte Arch - Capitol Reef NP

17. Tag:
Cedar Breaks NM

18. Tag:
Valley of Fire - Las Vegas

19. und 20. Tag :
Las Vegas und Rückflug

16. Tag - Montag, 9. Juni 2008

"Horst hat mich im Stich gelassen"

Das Bimmeln des Weckers war ein Schock...
Ich schleppte mich an die Kaffeemaschine, nach draußen zum Rauchen, ins Badezimmer - jeder Handgriff dauerte doppelt so lange wie sonst. Trotzdem schaffte ich es, zur verabredeten Uhrzeit fertig zu sein. Um 4.20 Uhr traf ich Michael und Susanne vor dem Motel, denn wir wollten gemeinsam zum Mesa Arch fahren, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Die Fahrt zum Island in the Sky District bei Dunkelheit empfand ich als ziemlich übel. Die Scheinwerfer von Commi waren so eingestellt, als ob mehr Leute drin sitzen und funzelten nur wenige Meter auf die Straße, die Sicht war gar nicht gut. Ich hatte Angst, dass mir was vors Auto hopst und natürlich tauchte erst ein kleiner Fuchs auf, dann noch ein Häschen - beide waren glücklicherweise schnell genug bzw. drehten rechtzeitig wieder um und haben es unversehrt überstanden.

Am Parkplatz vom Mesa Arch angekommen, schnappten wir uns unsere Rucksäcke und marschierten den kurzen Weg zum Rim, wo schon einige Leute auf das Ereignis warteten. Von dem, was da in diversen Rucksäcken und Taschen an Fotoausrüstung rum lag (in $$$ gesehen), hätte man den Urlaub glatt um viele Wochen verlängern können

Der Sonnenaufgang war sehr schön und es begann ein Gewusel, weil jeder mal den Standort wechselte.

Gegen 7 Uhr waren wir zurück am Parkplatz und ich machte mich auf den Rückweg bzw. auf zur nächsten Etappe. Während der Fahrt merkte ich schon, dass es ein anstrengender Tag werden würde: Das Schlafdefizit der vergangenen Tage und das eintönige Geradeaus-Fahren schwächten die Konzentration. Die Landschaft war auch nicht dazu angetan, die Lebensgeister zu wecken

In Green River hielt ich beim West Winds Truck Stop und genehmigte mir ein Frühstück mit viel Kaffee. Anschließend besuchte ich noch mal den Chrystal Geyser, aber als ich dort ankam, hatte es sich eine Rafting Gruppe samt Booten auf den wunderschönen Travertinterrassen "bequem" gemacht. Ich konnte nur ungläubig und verärgert mit dem Kopf schütteln und fuhr, ohne anzuhalten, wieder zurück auf den I 70 Richtung Westen.

Nach wenigen Meilen kam Begeisterung auf: Ich finde es faszinierend, wenn man auf dem I 70 auf das Reef zu fährt. Es ist ein gigantischer Anblick.

Gegen 10.30 Uhr war ich kurz vor Hanksville und erreichte das grüne Band des Fremont Rivers. Die meisten meiner Postkarten hatte ich zwar mittlerweile geschrieben, adressiert und frankiert - aber noch nicht eingeworfen. In Hanksville wusste ich auf Anhieb, wo ein Briefkasten ist und schickte die Karten dann auf die Reise.

Es folgte der kleine Abstecher zum Factory Butte Arch, den ich letztes Jahr schon besucht hatte.

Kurz darauf passierte ich die Stelle, an der die "Caineville Wash Road" von der SR 24 abzweigt. Unglaublich, dass es schon wieder ein Jahr her war, als ich hier gewesen bin. Mir kam es vor, als wäre es erst gestern gewesen.

Die SR 24 führt nun richtig in das Gebiet des Capitol Reef National Parks hinein. Irgendwie war das Licht heute besonders gut. In solchen herrlichen Pastellfarben hatte ich diese Gegend bisher noch gar nicht gesehen. Die Strecke ist einfach wunderschön und man möchte ständig anhalten. Sie erinnert mich irgendwie an die Cottonwood Canyon Road nur in groß und asphaltiert.

Nach einem kurzen Stopp am Visitor Center fuhr ich auf den 10 Meilen langen Scenic Drive. Die ersten sechs Meilen sind asphaltiert, die Straße verläuft westlich der Waterpocket Fold, deren Klippen wunderschön in der Sonne leuchteten. 

Dann wird die Straße zur Dirt Road und windet sich in die Narrows hinein. Man wusste oft gar nicht, wohin man zuerst schauen soll, ein Farb- und Formenrausch, wie man ihn sich wünscht.

Für den heutigen Tag hatte ich keine großen Pläne geschmiedet, ich musste nichts abwägen, checken, überlegen... Heute ließ ich mich einfach so dahin treiben. Einfach durch diese wunderbare Landschaft fahren, Musik hören, alles genießen. Irgendwie war es auch schon wie ein vorzeitiger Abschied, das Ende der Tour näherte sich unaufhaltsam

In Torrey bog ich auf die SR 12 ab. In der Ferne sah man in den Boulder Mountains noch einzelne Schneefelder.
Die Straße führt nun durch den Dixie National Forest stetig bergauf und erreicht eine Höhe von 9.600 ft. Ab und zu kommt man an einem Aussichtspunkt vorbei, von welchem man auf die südliche Waterpocket Fold in der Ferne hinab blicken kann.
Ich hatte die Straße fast für mich alleine, es waren auffallend wenig Autos unterwegs. Dies schien in den vergangenen Tagen anders gewesen zu sein, es war fürchterlich, wie viele überfahrene Häschen auf der Straße lagen

Nachdem ich den Dixie National  Forest hinter mir gelassen hatte, lag die wunderbare Landschaft des Grand Staircase Escalante National Monument vor mir.

Die Höhe und der Schlafmangel machte mir nun wieder zu schaffen. Ich durchwühlte meine Kühlbox - Katastrophe: Das Diet Coke war alle. Also hielt ich fix in Boulder an einem kleinen Tante-Emma-Laden und kaufte Nachschub. Danach ging es mir fast schlagartig besser.

Dann erreichte ich auch schon mein persönliches Stück Angstrecke, die Stelle oberhalb des Calf Creeks, an der die SR 12 über eine Art Grat verläuft. Dem Fahrer vor mir war das wohl auch nicht so geheuer, denn er machte es so wie ich: Mit den linken Reifen immer fein auf dem Mittelstreifen bleiben

Gegen 16.30 Uhr war ich in Escalante und checkte im Circle D Motel ein. Ich wollte Johannes fix eine Mail schreiben, dass ich in Escalante angekommen bin (wir hatten per E-Mail festgestellt, dass sich unsere Touren hier noch mal überschneiden, nachdem es mit einem Treffen in Page leider nicht geklappt hatte) aber ich bekam keine Internetverbindung. Dann machte ich mich auf den Weg zum Devils Garden.

Lust auf große Wanderungen oder Fahrten ins Backcountry hatte ich nicht, da waren die Teufelchen gerade richtig, diesen kleinen Freunden kann man immer wieder "hallo" sagen. In den Devils Garden zu fahren ist schon fast so, wie die eigene Wohnungstüre aufzuschließen.

Ich hatte gerade knapp vier Meilen auf der "Hole in the Rock Road" hinter mich gebracht, als Commi "pling" machte und ein bis dahin unbekanntes Lämpchen auf dem Armaturenbrett aufleuchtete: Ein runder Kringel mit einem Ausrufezeichen drin, der unten aber nicht rund, sondern platt und ausgefranst ist...
Mir schwante nix Gutes...
Vielleicht hat ja aber der Boardcomputer gesponnen, also Auto ausschalten und wieder anmachen.
Mist, das Symbol kam wieder.
Ok, ich stieg aus und wollte das Handbuch befragen, welches auf dem Rücksitz lag - das war aber unnötig, denn ich hörte schon das "pfffffff"
Hey, das gilt nicht!!! Meine Pannenquote wird seit Jahren von meinem Forum-Freund Horst miterfüllt! Das ist so abgesprochen! Warum hat er mich dieses Jahr im Stich gelassen?
Sch.... die paar Meilen auf der "Hole in the Rock Road" wären von der gesamten Tour die letzten paar Meilen auf Gravel gewesen.
Was tun?
Im Kofferraum fuhr ne große Dose Fix a Flat mit. Sollte ich oder sollte ich nicht

Es gibt definitiv weitaus schlimmere Stellen, um mit einem Platten konfrontiert zu werden, als die "Hole in the Rock Road". Hier würde ich auf keinen Fall lange fest sitzen, bevor jemand vorbei kommt. Und gerade weil hier immer wieder jemand vorbei kommt und ich auch noch so in der Nähe vom Ort war, hatte ich keine Lust auf eigene Experimente mit Ersatzrad, Wagenheber, Bedienungsanleitung ...

Nur warten wollte ich auch nicht, also Dreherle gemacht und zurück nach Escalante gefahren.

Die Luft im Reifen reichte bis zur ersten Tankstelle am Ortseingang. Ich ging rein und fragte, ob mir jemand helfen könnte, das Ersatzrad drauf zu machen. Der Angestellte war sehr freundlich und hilfsbereit. Wir suchten das "Dings" zum Runterlassen des Rades, ich assistierte mit der Bedienungsanleitung und achtete darauf, nicht im Weg zu stehen . Mit geübten Handgriffen wechselte er ( mein Held ) das Rad, das Kaputte kam in den Kofferraum, denn irgendwas würde ich ja damit machen müssen. Ich war heilfroh, dass meine erste Panne so glimpflich abgelaufen war. Das Trinkgeld lehnte er vehement mit den Worten "everybody needs sometimes help" abgelehnt.

Trotzdem saß mir der Schrecken noch in den Gliedern und total entnervt fuhr ich ins Motel. Johannes hatte mir geschrieben, mit was für einem Auto er unterwegs ist und da dieses nun auf dem Parkplatz stand, klopfte ich mal an die Zimmertüre. Wir setzten uns auf die Veranda, tranken ein Bier und unterhielten uns. Dabei beruhigten sich dann auch meine Nerven wieder. In meinem Zimmer hüpfte ich dann fix unter die Dusche und spülte den Staub von meinem Einsatz als Kfz-Mechaniker ab.

Zum Abendessen gingen wir ins Prospectors Inn, normalerweise würde ich den Laden ja wie die Pest meiden, es hat die Atmosphäre einer schlechten Kantine - aber heute war mir das egal. Anschließend setzten wir uns für ein weiteres Bier und ein Tratscherle auf die Veranda, bevor wir kurz vor 22 Uhr "gute Nacht" sagten.

Ich kramte noch etwas in meinem Zimmer, las ein paar Seiten in meinem Krimi, ging eine Gute-Nacht-Zigarette rauchen und knipste gegen 23  Uhr das Licht aus.

Die Karte wurde mit Topo USA von DeLorme www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 345

Factory Butte Arch