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Donnerstag, 5. Mai 2005 - Fahrt nach Key West

Der Wecker war wieder auf 7 Uhr gestellt aber ich wachte gegen 6.30 Uhr wieder von alleine auf. Nachdem die Morgentoilette beendet war, packte ich meinen Krimskrams zusammen und war gegen 7.15 Uhr startklar. Frühstücken wollte ich erst in Florida City. Ich holte mir noch schnell am Automaten eine Diet Coke, denn ich hatte zwar auf dem Zimmer eine Kaffeemaschine aber leider keinen Kaffee. Und etwas Koffein am Morgen muss ja schon sein!

Endlich raus aus den großen Städten und über die Keys nach Key West

Aber die Strecke raus aus Miami sollte dauern. An jeder Kreuzung auf der US1 war die Ampel rot. Und bis sich die ganze Meute dann wieder in Bewegung gesetzt hat, das dauert... (In D hätte längst ein Riesen-Hup-Konzert eingesetzt!)

Es kam die 100ste. Str. sw

Die 200ste. ...

Die 250ste.....

Irgendwann müssen doch die Ortschaften mal zu Ende sein?!?

Es war so richtig "schlechte-Laune-verdächtig"

Der Himmel war auch nicht strahlend blau, sondern noch sehr verhangen. Naja, dann wird´s hoffentlich nicht ganz so heiß und schwül.

Irgendwann, nach der was weiß ich wievielten Querstraße, war ich in Florida City. Ich fuhr mal fix an meinem für Samstag reservierten Motel vorbei, um mir von außen einen Eindruck zu verschaffen, um ggf. noch zu canceln. Es machte aber einen ganz anständigen Eindruck und so fuhr ich zu Ihop zum Frühstück.

Mein Country Omlette mit Hashbrowns war absolut super aber wie immer viel zu viel - nach der Hälfte war ich pappsatt.

Kurz hinter Florida City fuhr ich auf die Card Sound Road. Welche Erlösung!

Endlich wirklich nur noch Landschaft, keine Häuser mehr und auch nur ganz wenig Autos. Rechts und links der Straße immer wieder Wassertümpelchen und viele Sträucher und Bäume. Ich hätte mich richtig entspannen können, wäre da nicht dieser dumme Sheriff hinter mir aufgetaucht. Der wollte zwar nix von mir aber irgendwie hat man ja dann doch immer ein Auge im Rückspiegel.

Kurz vor Key Largo traf ich dann wieder auf die US1. Im John Pennekamp SP machte ich fix eine Reservierung für meine geplante Schnorcheltour am Samstag. Ich wollte auf Nummer sicher gehen, denn immerhin war dann Wochenende und ich konnte mir vorstellen, dass es dann vielleicht ganz schön voll wird.

In Key Largo landete ich dann wieder auf dem Highway 1, der ab hier der Oversea Highway genannt wird.

An der Südspitze Floridas erstreckt sich ein Archipel aus Tausenden kleinen Inseln und Korallenriffen und bildet so eine natürliche Barriere zwischen dem Südatlantik und dem Golf von Mexiko. Die meisten dieser Inseln ragen nur ein paar Meter aus dem Meer heraus. Sie sind nicht besiedelt und bestehen aus Mangrovensümpfen oder flachen Stränden. Ein paar Inseln jedoch waren groß genug, dass sich Piratennester und Fischerdörfer bildeten.

Die Geschichte der Keys hat eine farbenfrohe Vergangenheit und reicht vom spanischen Eroberer Ponce de Leon und Eisenbahnkönig Henry Flagler bis zu Präsident Harry Truman, der so oft er konnte im "Little White House" einen Kurz-Urlaub verbrachte.

Der Oversea Highway folgt dem früheren Trail, welcher 1912 geschaffen wurde, als Henry Flagler seine Einsenbahnstrecke von Miami nach Key West ausweitete. 1935 wurde diese Eisenbahnstrecke jedoch eingestellt, da die geschaffene Infrastruktur von einem Hurricane schwer beschädigt wurde.

Mit dem Bau des Highways, für den teilweise der Untergrund der Eisenbahnstrecke verwendet wurde, hat man in den späten 30er Jahren begonnen. Die Fertigstellung erfolge 1938: der 113 Meilen lange Highway führt über 42 Brücken nach Key West. Der Tourismus zu den Keys konnte beginnen.

37 der alten Brücken wurden 1982 durch modernere und breitere Brücken ersetzt und man sieht an vielen Stellen die alten, parallel verlaufenden Brücken, die heute nicht mehr benutzt werden.

Die imposanteste Brücke ist die 7-Mile-Bride, welche den Vaca Key kurz hinter Marathon mit dem Bahia Honda Key verbindet. Erst verläuft sie schnurgerade über das Meer und knickt dann in einem hohen Bogen ab, damit für Schiffe die Durchfahrt möglich ist.


 

Das Wetter wurde immer seltsamer...

Hey, so war das aber nicht geplant!

Es sollte noch schlimmer kommen: In Marathon hatte ich die ersten Regentröpfchen auf der Windschutzscheibe, dann setzte der Regen richtig ein und wurde immer stärker. Die Schilder, mit den Namen der Kanäle und der Brücken, konnte man gar nicht mehr lesen. Und als ich dann gefühlsmäßig auf der Seven Mile Bridge war (sie war es auch wirklich), konnte man kaum noch zwischen Meer und Himmel unterscheiden. Alles war grau in grau und überall Wasser! Man sah nur die ca. 50 m Straße vor sich und sonst nix. Das hat mich vielleicht gewurmt.

Da der Regen immer stärker wurde hielt ich auf eine der nächsten Inseln an und ging in ein Drugstore, um mich dort mit den Sachen einzudecken, die ich bisher noch nicht besorgt hatte. Dort wartete ich dann ab, bis das Gewitter schwächer war und fuhr weiter.

Weil ich nicht bei Regen in Key West ankommen wollte, trödelte ich noch ein wenig in einem Visitor Center rum. Während ich dann weiterfuhr fraß es innerlich in mir immernoch, dass ich von der Seven Mile Bridge nun so überhaupt nix gehabt hatte.

Deshalb drehte ich kurzentschlossen ca. 20 Meilen vor Key West um. Der Regen hatte aufgehört, es war alles wieder freundlicher und Zeit hatte ich schließlich auch genug. Was solls!

Während ich also zurück tuckerte konnte ich endlich sehen, wie die Strecke ist, die ich vorher gefahren war. An der Seven Mile Bridge hielt ich dann natürlich auch erstmal an. Die Sicht war zwar immer noch nicht berauschend aber wenigstens konnte man was sehen.

Dann wieder umdrehen und nun wirklich nach Key West. Ein paar Meilen vor Key West, fing es wieder an zu regnen. Hm - scheinbar sollte es mein Schicksal sein, im Regen auf Key West anzukommen. Aber der Himmel sah nicht so verheerend aus wie vorher und so störte mich der sachte Regen dann auch nicht besonders. Ohne den Regen wäre die Vegetation ja schließlich sonst nicht so, also gehört der einfach dazu. Basta.

Als ich die ersten typischen Sträßchen mit Ihren wunderschönen Häusern sah, war ich gleich total verliebt in Key West. Der Ort hat einen Flair, der hatte es mir sofort angetan: Die wunderschönen Conch Villen, in ihrer gemischten Architektur aus viktorianischen, karibischen und Südstaatenelementen! Die verschwenderische Natur mit ihrer farbfrohen Blütenpracht! Der Regen hatte aufgehört und die Sonne kam hervor. Die Strahlen brachen sich in den Regentröpfchen, die noch überall hingen, und alles erstrahlte in einem ganz besonderen Licht. Verträumte Straßen mit den wunderschönen Häusern und die Menschen saßen auf ihrer Veranda - alles war so entspannt.

Das Feeling war unbeschreiblich! Irgendwie als ob plötzlich alles Schwere von einem verschwindet, alle innere Anspannung von einem abfällt. Man möchte sich in dieses Kaleidoskop von Wärme, Farben, Feuchtigkeit, Musik, Düften, Geräuschen . und und und einfach fallen lassen.

Conchs sind die in den Keys lebenden und dort auch aufgewachsenen Bewohner. Der Name Conch stammt von der Seemuschel, von der sie sich früher hauptsächlich ernährt haben. Als die US-Behörden im Jahre 1982 eine Straßensperre in Key Largo errichteten, um damit Drogenschmuggler, illegale Einwanderer und Kriminelle zu fangen, entstanden für die Bewohner etliche Unannehmlichkeiten , besonders durch lange Staus. Die Conchs beschwerten sich, sie würden wie Ausländer im eigenen Land behandelt und riefen aus Protest die Conch Republic mit eigener Flagge, Ausweisen und Währung aus. Der Bürgermeister von Key West, Dennis Wardlow, wurde zum Premierminister der Conch Republic ernannt. Die Conch Republic erklärte den USA den Krieg - und kapitulierte sofort wieder bedingungslos. Der ganze Vorgang sorgte für einige Popularität und führte schließlich dazu, dass die Kontrollstelle aufgelassen wurde.

Noch heute identifizieren sich viel Einwohner von Key West mit der Conch Republic, obwohl diese nicht einmal einen Tag lang existierte. Jedes Jahr wird in Key West am 23. April der Unabhängigkeitstag mit entsprechenden Festivitäten gefeiert.

Nachdem ich ein bissl durch Downtown rumgegurkt war (sind einige Einbahnstraßen dabei, das wusste ich vorher nicht und konnte deshalb meinen auf der Karte ausgeheckten direkten Weg von A nach B nicht fahren) fand ich dann das Angelina´s Guest House. Wunderschön. Auch so ein richtiges Key West Haus.

Das Angelinas Guest House ist ca. 100 Jahre alt und war früher ein Bordell. Wenn man die schmale Treppe in den ersten Stock hinaufgeht, zweigen oben vom Flur viele kleine Zimmerchen ab, eben die der Ladies von damals. An jeder Zimmertüre steht ein Frauenname. OK, ich war dann also für die nächsten beiden Tage die Flo.

Janet, die Inhaberin führte mich noch durch´s Haus aber ich mußte erstmal anhalten und mit dem größten Kater schmusen den ich jemals gesehen habe!

Dann eine schnelle Zigarette auf der Veranda, die um den ersten Stock drumherumverläuft und dann ab unter die Dusche. Für 18 Uhr war ich mit Markus alias Humvee aus dem Forum verabredet. Wir wollten uns vor dem Hemingway House treffen.

Gespannt tigerte ich also dort hin (hätte ja auch sein können, das bei ihm was dazwischen gekommen ist - wir hatten ein mögliches Treffen eben mal ins Auge gefasst, da wir beide zur gleichen Zeit auf Key West sind).

Vor dem Hemingway House stand auch jemand; vorsichtig fragten wir uns gegenseitig und es hatte geklappt! Zwei Forianer treffen sich auf Key West!

Über die Duval Street gingen wir zum Mallory Square um auf den Sonnenuntergang zu warten. Leider war der an diesem Abend nicht so berauschend, da noch immer ein ziemlich dickes Wolkenband oberhalb des Wassers war, welches bewirkte, dass die Sonne schon weg war, bevor sie das "Wasser" erreicht (von der Stelle aus, erreicht sie allerdings eh nicht das Wasser, sondern taucht hinter einer Insel unter).

Markus und ich verstanden uns auf Anhieb super und aus dem einen Bier, zu dem wir uns verabredet hatten, wurden einige mehr.

Zum Abendessen gingen wir dann ins Hard Rock Cafe und ich bestellte mir meinen ersten Burger in diesem Urlaub. Anschließend tranken wir noch ein Absackerle in einem Gartenlokal auf der Duval Street, bevor Markus mich dann noch zu meiner Unterkunft begleitete, da diese ja doch zwei Querstraßen oberhalb der Duval Street war.

Auf meiner mittlerweile heißgeliebten Veranda genoss ich dann noch in einem großen Korbstuhl mit kuscheligen Kissen den schwülen Abend und lag gegen halb zwei im Bett.

Gefahrene Meilen: 265


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