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Donnerstag, 12. Mai 2005

Heute wurde ich um 6:40 Uhr vom Klingeln des Weckers wach. Erstmal habe ich natürlich die Schiebetüren aufgemacht und den Anblick genossen. Es war jedes Mal auf´s neue ein Traum

Ab ins Bad und gegen 7:30 Uhr machte ich mich auf den Weg. Frühstück gab es wieder im Waffle House.

Als erstes war ein Besuch der Gamble Plantation in Ellenton geplant. Da dort Dienstag und Mittwoch Ruhetag ist, fuhr ich heute eben wieder das kleine Stückchen über den I 175 und den I 225 bis Ellenton zurück. Kurz nach 9 Uhr traf ich dort ein und kaufte mir gleich ein Ticket für die Manison Tour um 9:30 Uhr. Die Zeit bis zum Tourbeginn nutze ich, um mir alles von außen anzuschauen und ein paar Bilder zu machen.

Gamble Plantation war wohl eine ziemlich kleine Plantage, nicht mit den Plantagen zu vergleichen, die man aus den Südstaatenfilmen kennt. Mir haben die Außenanlagen mit den wunderschönen alten Bäumen trotzdem schon sehr gefallen und mich neugierig gemacht.


Gamble Plantation

Die Gamble Plantation befindet sich in Ellenton, im Bezirksgebiet Manatee. Das Ende des Seminole-Krieges in 1842 ermöglichte die Besiedlung des Manatee Gebietes, welches durch sein mildes Klima und den fruchtbaren Boden viele wohlhabende Männer anlockte, die am Großanbau von Zuckerrohr und dessen Verarbeitung interessiert waren. Unter anderem auch Major Robert Gamble, der von seinem Vater aus Tallahassee unterstützt wurde.

Er begann auf einem relativ kleinen Landstück mit dem Anbau von Zuckerrohr, vergrösserte seinen Besitz aber Jahr um Jahr bis auf eine Fläche von ca. 14 km². Von der Familienplantage in Tallahassee wurden Sklaven herbeigeschafft und viel Geld in die Anschaffung von modernsten Maschinen zur Verarbeitung vom Zuckerrohr investiert.

Das Herrenhaus wurde in der Zeit von 1844 bis 1850 errichtet. Das einstöckige Gebäude hat zehn Räume und das Dach und der an drei Seiten des ersten Stocks liegende Balkon wurden entsprechend der damaligen Bauweise von 18 Säulen gestützt.

Das Gamble Unternehmen wuchs, war aber auf eine sehr komplizierte Kreditstruktur aufgebaut. Aufgrund von Preisrückgängen und Ernteverlusten war das Unternehmen bereits im Jahr 1856 bankrott und Major Gamble verkaufte die Plantage und kehrte nach Tallahassee zurück.

Am Ende des Sezessionskrieges, nach dem Fall der Konföderierten, diente die Plantage für einige Tage als Versteck von Judah P. Benjamin, dem Staatssekretärs der Konföderierten. Er wartete hier, dass Freunde ihm ein Boot organisierten und floh am 23. Mai 1865 nach England.

1872 wurde die Plantage wegen seiner enormen Instandhaltungskosten erneut verkauft. Die neuen Besitzer vernachlässigten das Gut und es verfiel fast völlig.

1925 wurde das Gut von der Organisation "United Daughters of the Confederacy" gekauft, die es kurz danach per Schenkungsurkunde dem Staat Florida übergaben. Heute ist die Gamble Plantation ein Denkmal an Judah P. Benjamins riskante Flucht aus Florida.

Punkt 9:30 Uhr kam eine Parkangestellte und ich war der einzigste Gast der Führung. Erst war´s mir ein wenig peinlich, dass sie jetzt nur wegen mir die Tour machen mußte aber was soll´s. Wann hab ich sonst schon mal die Möglichkeit einer Privatführung

Zuerst setzten wir uns auf die beiden Schaukelstühle vor dem Haupteingang und sie erzählte mir ein paar Details, wie die Anlage der Plantage damals angelegt wurde und aus welchen Gründen. (Z.B. dass viel mit Sand aufgeschüttet wurde und Bäume geplanzt wurden um Käfer und Insekten vom Haus fernzuhalten ). Dann begann der Rundgang. Das Manison der Gamble Plantation ist recht klein.

Im Erdgeschoß ist ein Empfangs- bzw. Teezimmer, es schließt sich ein Speisezimmer an und das Arbeitszimmer des Hausherren. Die Küche, in welcher den ganzen Tag über das Feuer brennen musste, war in einem separaten Anbau untergebracht, damit die Hitze nicht auf das Hauptgebäude abstrahlt (warm war es sowieso genug). Dieser Anbau ist baulich zwar mit dem Haupthaus verbunden, aber eigentlich nur visuell.

Im Inneren des Manisons waren viele Gegenstände der damaligen Zeit: ein verschließbarer Teekasten (Tee war damals wahnsinnig teuer), eine Kaffeeröstmaschine, verstellbare Kerzenleuchter, ein Schieber um unter die Matratzen zu fahren und die Käfer, die darin hausen (igitt) aufzusammeln - kurzum es war wirklich sehr interessant und man wurde mit Lebensbedingungen konfrontiert, an die man selbst im ersten Moment gar nicht gedacht hatte.

Das obere Stockwerk beherbergte zwei Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Ein paar Meter vom Haus entfernt befindet sich eine Zisterne, in welcher das Regenwasser aufgefangen wurde, und so auf der Plantage immer eine ordentliche Menge von sauberem Wasser vorhanden war.

Obwohl es sicherlich viel größere und interessantere Plantagen in den USA gibt, so war für mich die Gamble Plantation doch sehr interessant. Hat sich wirklich gelohnt.

Anschließend machte ich mich zurück auf den Weg nach St. Petersburg Vorher besorgte ich noch ein paar Kleinigkeiten (Steaksoßen etc.) im Kash´n´Karry in Ellenton.

Beim North Fishing Pier an der Sunshine Skyway Bridge machte ich noch einen kurzen Halt. Ich wollte nochmal versuchen, diese wunderschöne Brücke vielleicht doch auf einem brauchbaren Foto festzuhalten. Ich zahlte meine 3$ und stellte dann mein Auto ab. Ich glaube, ich war die einzige Person dort, die nicht zum Angeln da war

Überall flatterten große storchenartige Vögel herum und ein nette Frau warf ihnen extra kleine Fischchen zu, damit ich diese Tiere in Ruhe knipsen konnte. Auch viele Florida Pelikane waren zu sehen. Am meisten habe ich mich aber über so kleinere weiße Vögel amüsiert: die haben am Hinterkopf ziemlich lange Federn und wenn der Wind so reinfährt, dann flusen diese so komisch herum und wedeln ein wenig. Diese Tierchen sahen dann immer aus, wie ein total zerstreuter Professor, der mit dünnem, wehendem Haar durch die Gegend eilt


Ich machte noch ein paar Bilder von der Brücke und fuhr dann zum Dali Museum. Die Ausstellung ist schon interessant: von der kleinsten Skizze bis zu meterhohen Gemälden war alles vertreten. Alles war in einzelne Phasen von Dalis Schaffen ein-geteilt: seine Umsetzung von Gott, den Einfluss, den Freud auf ihn ausübte ...

Später fuhr ich noch zu "The Pier". Naja, die Pyramide ist ja eine ganz nette Idee aber ansonsten hat mich "The Pier" nicht umgehauen.

Im Inneren der Pyramide findet man die üblichen Kitsch- und Fressläden. Da fand ich die Pelikane davor schon um einiges interes-santer und sie waren auch sehr fotogen Im Captain Al´s genehmigte ich mir eine Magaritha.

Es war schon witzig, dort zu sitzen, auf´s Meer zu schauen und im Hintergrund dudelt im Radio die Titelmelodie von "Titanic".

Gegen 15 Uhr war ich dann wieder im Jefferson Motel. Ich packte ein bissl (d.h. habe versucht, meinen ganzen Kram vom Gewicht her gleichmäßig auf beide Taschen aufzuteilen) und ging dann für ca. eineinhalb Stunden noch an den Strand.

Abendessen gab´s heute im Durango Steakhouse, etwas südlicher auf der 699. Ich Dummerle hab natürlich genau an der Stelle einen Turn gemacht, an der man das nicht durfte (hab das Schild nicht gesehen) und selbstverständlich war genau hinter mir die Polizei. Naja, ich machte mir keinen großen Kopf, der Officer war auch sehr nett und erklärte mir freundlich, dass es hier so viele Stellen gibt, an denen man umdrehen darf, aber an dieser soll ich es bitte nicht mehr tun.

Zurück im Motel wollte ich dann gegen 20 Uhr den Sonnenuntergang beobachten und ging deshalb auf die Terrasse am Pool. Dort saßen die Deutschen und die Schweizer vom vorherigen Abend und die haben mich gleich adoptiert. Bis kurz vor 22 Uhr saßen wir zusammen und tratschten. Der Sonnenuntergang war leider nicht so schön wie gestern Abend, da wieder genau oberhalb des Meeres ein Wolkenband lag.

Auf dem Zimmer habe ich mich dann wieder an die offene Türe gesetzt und meinen Reisebericht geschrieben. Wieder war die Brandung ganz deutlich zu hören und ich habe diesen letzten Abend in Florida sehr genossen.

Gefahrene Meilen: 97


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