Prolog

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1. Tag:
Ankunft

2. Tag:
Las Vegas

3. Tag:
Northshore Drive, Valley of Fire, Little Finland

4. Tag:
Cliff Dwellers, Paria Canyon

5. Tag:
North Coyote Buttes - "The Wave"

6. Tag:
Wahweap Hoodoos, Cottonwood Canyon Road, Kodachrome Basin State Park

7. Tag:
Hole in the Rock Road, Sunset Arch, Devils Garden

8. Tag:
Lower Calf Creek Falls, Burr Trail, Burr Point

9. Tag:
Cathedral Valley, Little Egypt

10. Tag:
San Rafael Swell: Temple Mountain Trail, Reds Canyon Loop

11. Tag:
Crystal Geyser, San Rafael Swell: Wedge Overlook

12. Tag:
Fahrt nach Cedar City, Old Irontown Ruins

13. Tag:
Ghost Town Frisco, Great Basin NP, Ward Charcoal Ovens State Historic Park

14. Tag:
Ghost Towns: Belmont, Manhattan, Goldfield, Gold Point

15. Tag:
Gold Point, Death Valley

16. Tag:
Death Valley, Amargosa Opera House & Hotel

17. Tag:
Las Vegas

18. Tag:
Las Vegas

19. Tag:
Rückflug

 

 

16. Tag:

Montag, 21. Mai 2007

"Schaurig schön"

Um halb sieben bin ich aufgewacht und gleich erstmal nach draußen.

Ich staune immer wieder, dass es im Death Valley nachts innerhalb von nur so wenigen Stunden doch noch etwas abkühlt. Als ich gestern Abend gegen 23.30 Uhr nach drinnen ging, betrug die Temperatur noch gespürte 30° C. Jetzt waren es sicherlich noch 25° C - zwar noch immer weit davon entfernt, dass man kühl sagen könnte, aber dennoch merkte man den Unterschied.

Um halb acht war ich soweit mit allem fertig und Blacky wurde beladen. Anschließend ging ich, aus Mangel an Alternativen, zum Buffet im Wrangler Steakhouse. Wieder einmal stellte ich fest, dass ich Buffets nicht sonderlich mag: Diese Unruhe, das Rumgemansche in den Speisen, manche Menschen werden zum Schwein und benehmen sich wie am Trog . Daher war die Sache für mich schnell erledigt.

Gestern hatte ich bei der Fahrt Richtung Furnace Creek in Höhe der Sand Dünen eine Gravel Road entdeckt, welche auf diese zuführte. Eine kleine Dirt Road, die vom North Highway zu den Dünen abzweigt. Die nahm ich jetzt genauer unter die Lupe, denn ich wollte schauen, wie weit man auf der kommt. Leider nicht weit, sie knickt dann zwar nach Süden ab und man würde so näher an den interessanten Teil der Dünen kommen, aber leider ist die Piste ab dieser Stelle gesperrt  .  Dann halt nicht.

Ich grübelte, eigentlich wollte ich ja die letztes Jahr abgebrochene Wanderung im Mosaic Canyon nachholen, aber irgendwie war es mir heute überhaupt nicht danach. Die Uhr zeigte halb neun und es war schon verdammt warm, da hatte ich keine Motivation, den Canyon, in dem man die Luft letztes Jahr hätte schneiden können, heute ausführlicher zu besuchen.
Auch das zweite Versäumnis vom letzten Jahr reizte mich heute nicht: Der Racetrack. Kurz vor meiner Tour hatte ich ein paar Bilder gesehen, die mich einfach nur abschreckten: Die karge Landschaft, ein Rudel von Fotografen, die in Reih und Glied, mit Handtüchern oder was weiß ich was über dem Kopf, über ihre Kamera gebeugt rumstanden. Die Vorstellung, solch eine Meute dort anzutreffen und ihnen eventuell durch das Bild zu hopsen bzw. mich natürlich diskret im Hintergrund zu halten, war so richtig demotivierend .

Also beschloss ich, den Mosaic Canyon und den Racetrack aufs nächste Mal zu verschieben und widmete mich dafür jetzt drei typischen Touri-Zielen, die ich noch nicht gesehen hatte .

Erste Anlaufstelle war der Salt Creek. Bei meinem Besuch 1997 haben wir den Besuch vom Salt Creek nach ca. fünf Minuten abgebrochen: Die Bohlen von dem Steg, welcher durch den Creek führte, hatte man wohl kurz vorher mit irgendeinem Schutzmittel behandelt und durch die Hitze wurde der beißende Geruch noch verstärkt. Es war ekelhaft.

Heute war es angenehm, bis auf ein paar lästige Brumm-Fliegen-Dinger, die immer um einen herum schwirrten. Anfangs sah der Salt Creek noch total trocken aus und ich dachte, dass da sicherlich kein Wasser mehr ist.

Ein paar Meter weiter wurde ich aber eines Besseren belehrt. An den kleinen Wasserläufen und Tümpeln hielt ich Ausschau nach dem Pupfisch -  leider ohne Erfolg, es war keiner zu sehen. Trotzdem war dies ein schöner Morgenspaziergang 

Dann fuhr ich weiter bis zum Abzweig der Harmony Borax Works und Mustard Canyon. Der "Interpretive Trail" um die Harmony Borax Works war schnell gegangen und während ich die Info-Tafeln las, bedauerte ich wieder die armen Esel, die bei dieser Hitze solche Lasten durch die Gegend ziehen mussten  .

Fährt man die Straße dann weiter entlang, wird sie unpaved und zur Einbahnstraße, denn dort beginnt auch gleich der Mustard Canyon. Dieser erinnert mich eher an einen Wash als an einen Canyon. Die Wände sind nicht sehr hoch und man hat nicht das Gefühl, dass sie aus Stein sind, sondern eher aus steinhart getrocknetem Lehm. Den Mustard Canyon fand ich langweilig, da gab es gar nix Besonderes zum Gucken  .

Mein nächstes Ziel war das Visitor Center, welches gestern bereits geschlossen war, als ich ankam. Ich kaufte ein paar Postkarten und zwei kleinere Bücher, eines über Wanderungen im Death Valley und eines über Ghost Towns in Nevada. Bevor ich mich wieder meinem Touri-Programm widmen konnte, musste ich noch den Zimmerschlüssel abgeben, dies hatte ich nämlich vorher total vergessen  .

Ich fuhr die Badwater Road weiter nach Süden. Wieder begeisterten mich die leuchtenden Felswände der Amargosa Range. Stellenweise glitzerten sie regelrecht im Sonnenlicht. Da soll mir doch noch mal jemand sagen, das Death Valley hätte nix zu bieten! Allein die Fahrt entlang der Badwater Road ist traumhaft schön  .


Beim Devils Golf Course machte ich einen Mini-Halt, dann fuhr ich zum Badwater Point. Heute lief ich auf den Salzsee so weit hinaus, wie der Trampelpfad führte. Erst dort sah man die Salzplatten richtig, nicht wie im vorderen Teil, wo die weiße Salzkruste vom häufigen Betreten zu einem dreckigen Braunton vermischt war.

Auf dem Rückweg kam mir ein Paar entgegen, sie gestikulierte heftig, man konnte entnehmen, dass sie keine Lust hatte, weiter zu laufen. Also entschieden sie sich, dass sie umkehrt, er ging weiter. Kurz danach rief sie ihm etwas zu, er drehte um, ging zurück, nahm sie an der Hand und gemeinsam liefen sie Richtung Parkplatz. Ca. 30 m bevor sie diesen erreichten, ging sie dann lammfromm zum Auto und er zurück Richtung Salzsee. Hatte sie Angst, den Parkplatz nicht zu finden 
Naja . 

Die Fahrt über den Artist Drive ließ ich mir natürlich nicht entgehen, für mich ist dies die schönste Strecke im Death Valley. Die Farben sind einfach unglaublich  .
Auch den Twenty Mule Team Canyon wollte ich mir noch einmal anschauen, denn letztes Jahr bin ich erst am späten Nachmittag dort durch gefahren und Teile lagen schon im Schatten oder bekamen nicht mehr genügend Licht ab. Jetzt zur Mittagszeit war dies anders und das Gelb strahlte regelrecht. Ein anderes Auto hatte den Weg dorthin ebenfalls gefunden und so überholten wir uns immer gegenseitig, wenn einer von uns zum Fotografieren anhielt. Der Twenty Mule Team Canyon ist meiner Meinung nach eine der Strecken, die man unbedingt fahren sollte. Es ist wunderschön, in die Badslands westlich des Zabriskie Points einzutauchen  .
Hm, was nun???
Irgendwie litt ich plötzlich an einem Burn-out-Syndrom. Eigentlich wollte ich jetzt nur mal ein paar Stunden lang gar nix tun bzw. hatte noch bissl was zu erledigen, bevor ich morgen in Las Vegas ankomme. Also fuhr ich aus dem Death Valley raus. Beim Abzweig zum Dantes View hielt ich an und diskutierte mit mir selber, ob ich hoch fahre oder nicht. Aber da es im Valley schon wieder so diesig war, entschied ich mich dagegen.

Gemächlich fuhr ich Richtung Death Valley Junction, dort war heute die Tagesetappe, denn ich hatte mir ein Zimmer im Amargosa Opera House & Hotel reserviert. Die Story über das Amargosa Opera House & Hotel hatte mich einfach neugierig gemacht, das wollte ich sehen.

Gegen 15 Uhr erreichte ich mein heutiges Ziel, musste mit dem Einchecken aber ein kleines Weilchen warten, da die Angestellte kurz mal weg musste. War aber nicht schlimm, ich setzte mich unter dem Vordach auf eine Bank und war einfach nur faul. Eine viertel Stunde später hielt ich dann meinen Schlüssel in der Hand und suchte mein Zimmer. Irgendwie kam ich mit der Nummerierung nicht zurecht, es war nur jede zweite Zahl vorhanden? ?

Aber dann wurde ich doch fündig und betrat mein Zimmer. Alt, aber nett mit und irgendwie mit Stil.

Ich kontrollierte gleich erstmal die Dusche: Der Wasserstrahl war sehr gut. Das Waschbecken funktionierte ebenfalls, auch wenn es nicht sehr ansehnlich war, da dort irgendwann mal jemand mit Spachtelmasse rumgefuhrwerkt hat. Egal.

Ich trug meine Taschen hinein und da sah ich sie: Eine Spinne. 
Keine europäische Durchschnittsgröße, viel größer als eine deutsche Keller-Hulda... eher in der Kategorie Baby-Tarantel ... 
An der Wand, ca. 20 cm von der Decke entfernt 
Sie sah bissl seltsam aus, soweit ich dies aus dem maximalen Sicherheitsabstand sehen konnte. War sie tot oder nicht 
Ich brauchte Gewissheit, also vor zur Rezeption und der Dame mein Problem geschildert. Bewaffnet mit Insektenspray, Schrubber und Fliegenklatsche begaben wir uns in die Höhle des Löwen. Als sie das Monstrum sah, griff sie gleich zum Schrubber.
Klatsch, sie fiel runter und blieb liegen - war vielleicht also doch schon tot.
Egal, sicher ist sicher und sie bekam nun eine 10fache Dosis Insektenspray und noch mal eins mit dem Schrubber drüber.
Ich glaube, toter ging`s nicht.
Die Angestellte rief ihren Hausmeister, damit er die Leiche beseitigt. Dann sprühte sie noch im kompletten Zimmer am Boden entlang der Wand mit diesem Spray, damit die Viecher auch ja draußen bleiben. (Ich musste danach erstmal zwei Stunden lang das Zimmer lüften, sonst hätte man mich am nächsten Tag bestimmt auch aus dem Zimmer tragen müssen.)

Während dieser Zeit kümmerte ich mich um Blacky. Ich entrümpelte ihn, denn obwohl ich jeden Tag am Fußteil des Beifahrersitzes eine Mülltüte hatte, in die ich Papierchen, leere Flaschen usw. stopfte und abends dann entsorgte, kullerte doch mal ne Flasche davon oder ein Papierchen machte sich selbständig. Außerdem hatte sich auf dem Rücksitz einiges angesammelt, was ich morgen in Las Vegas mit ins Zimmer nehmen wollte, damit ich alles einpacken kann. Und damit ich dann nicht zig mal hin und her rennen muss, packte ich jetzt alles zusammen. Als Blacky aufgeräumt war, bekam er eine kleine Innenreinigung von mir. Ich wollte ihn so nicht abgeben, denn er war mistig ohne Ende, da ich ja immer die Fenster offen hatte. Egal wo man hinlangte, man konnte überall "Sau" in den Staub schreiben. Also wurde der Mülleimer vom Zimmer in einen Putzeimer umfunktioniert und ein T-Shirt, welches eh hier bleiben würde, diente als Putzlappen. Als porentief rein konnte man Blacky danach zwar immer noch nicht bezeichnen, aber er sah wieder ganz manierlich aus. Man durfte nur nicht auf die Sitze klopfen, sonst wäre die ganze Arbeit umsonst gewesen. (Ich nahm mir vor, Heinz morgen entsprechend zu warnen.)

Nach der Arbeit machte ich dann eine Pause, las die letzten paar Seiten in meinem Buch und genoss den Schatten unter der Kolonnade.
Langsam wurde mir bissl mulmig  : Das spinnenverseuchte Zimmer beunruhigte mich sehr und ich war ganz froh, dass Blacky jetzt so aufgeräumt war. Im Fall des Falles könnte ich einfach auf dem Rücksitz schlafen, falls wieder so ein Viech auftauchen würde.
Und dann das ganze Flair hier: Dieses in Hufeisen-Form gebaute Motel, der lange Flügel mit den Säulen - und weit und breit außer mir kein anderer Gast  .

Hilfe, ich würde doch wohl hier nicht alleine sein
Dann kamen zwei Motorradfahrer mittleren Alters, die zogen drei Zimmer weiter ein.
Puhhhh, wenigstens nicht alleine hier mit den Spinnen. Kurz danach erschien ein Paar, das zog auf der anderen Seite, zwei Zimmer weiter, ein. Die Angestellte kam raus, schloss die Lobby ab, stieg ins Auto und fuhr davon.

Himmel, wenn die anderen Gäste bis jetzt nicht gekommen wären, ich wäre wirklich total alleine hier gewesen  .
(Ich glaub nicht, dass ich das gemacht hätte! Bestimmt wäre ich zurück zur Furnace Creek Ranch geflüchtet.  Alleine im Amargosa Opera Hotel . niemals!)
Kurz danach kamen zwei Französinnen an und liefen dann mit einem Kuvert in der Hand an mir vorbei: Aha, hier wird der Schlüssel also auch an die Türe geklebt, wenn man reserviert hat und der Check-in nicht mehr besetzt ist.

Gegen 17.30 Uhr beschloss ich, mal zu suchen, wo ein Restaurant ist. Ich fuhr Richtung Norden, nach sieben Meilen erreichte ich die Stateline. Dort ist das Longhorn Casino mit einem Restaurant. Ich fuhr aber noch weiter, mal gucken, wo eine Tanke ist und vor allem, ob ich irgendwo eine Autowaschanlage finde. Eine Tankstelle fand ich irgendwann mal, aber Blacky musste äußerlich noch dreckig bleiben. Dann fuhr ich zurück zu diesem Stateline Casino und genehmigte mir eine Suppe und einen Salat als Abendessen.

Zurück im Motel flanierten plötzlich drei Pfaue auf dem Gelände rum  .  Gehen die hier abends immer auf Patrouille? Ich verfolgte sie gleich erstmal mit meiner Digi.

Im Zimmer inspizierte ich dann die andere Türe meines Zimmers. Man kann ja viel von mir behaupten, aber nicht, dass ich nicht neugierig bin  . Das Zimmer hatte zwei Türen, eine nach vorne, da war man dann auf dieser Säulen-Veranda, die andere auf die gegenüberliegende Seite, die führte zum Innenflur des Hotels. Dort fand ich dann auch die Lösung dafür, dass von außen nur jede zweite Zimmernummer sichtbar ist: Die anderen Zimmer sind innen vom Flur zu erreichen und somit von außen nicht zu sehen.

Der Flur ist sehr lang, allerdings nicht so lang, wie außen die Kolonnade, denn ein Teil ist mit einem großen Spiegel abgetrennt, wahrscheinlich befindet sich dort der Wohnbereich von Martha Becket?

Auf der anderen Seite kommt man in die Lobby und den früheren Speisesaal. Alles ist so gehalten, wie aus der Bauzeit.

Schaut zwar interessant aus, aber hier alleine durch die Gegend zu geistern... 
Nööööö, das schaue ich mir morgen an, wenn es draußen hell ist und die Angestellten wieder da sind.
Schnell ins Zimmer zurück, die Flurtüre von innen abgeschlossen und die große Reisetasche davor gehieft.

Nach einer gründlichen Inspektion des Badezimmers, ob irgendwo Wasserspinnen lauern, gönnte ich mir dann eine ausgiebige Dusche. Dann gings nach draußen, schließlich würde dies der letzte Abend sein, den ich gemütlich vor dem Motelzimmer verbringen kann. Mein Notebook und ein Samuel Adams leisteten mir Gesellschaft.
Es tauchten noch mal drei Autos auf, ich war richtig baff, wie gut besucht das Motel ist.

Jetzt, wo ich wusste, dass auch andere Gäste in der Nähe sind, gefiel es mir richtig gut im Amargosa Opera House & Hotel.
Ok, Luxus ist was anderes. Vom fließenden Wasser abgesehen, hatte mein Zimmer den Standard der Miners Cabin in Gold Point.
Aber das Flair ist schon irgendwie schön 

Schaurig schön 

Zur Geisterstunde knipste ich das Licht aus.


Die Karte wurde mit Topo USA von DeLorme www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 169

Info-Seite: Amargosa Opera House & Hotel