Prolog

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1. Tag:
Hinflug

2. Tag:
Phoenix -
Grand Canyon

3. Tag:
Grand Canyon -
Blue Canyon

4. Tag:
Hope Arch -
Window Rock -
IR 13 - Ship Rock

5. Tag:
Bisti De Na Zin
Wilderness -
Aztec Arches -
Angel Peak

6. Tag:
Ah Shi Sle Pah
Wilderness Study
Area - Bisti
Wilderness
(North Unit)

7. Tag:
Ghost Town
Guadalupe - Rio
Puerco Valley

8. Tag:
Lybrook Badlands

9. Tag:
Lake Abiquiu -
Echo Amphitheater
- Plaza Blanca

10. Tag:
Rio Rancho
Badlands

11. Tag:
Quebradas Road -
Valley of Fires -
White Sands

12. Tag:
White Sands -
Geronimo Trail -
Ghost Town Lake
Valley

13. Tag:
City of Rocks
State Park -
Ft. Bowie

14. Tag:
Chiricahua National
Monument

15. Tag:
Ghost Towns
Courtland &
Gleeson - Wyatt
Earp Days in
Tombstone

16. Tag:
Box Canyon -
Madera Canyon -
Hwy 86 "Ajo Way"

17. Tag:
Organ Pipe Cactus
National Monument
- Ajo Mountain
Drive

18. Tag:
Kofa Mountains -
Palm Canyon

19. Tag:
Imperial Wildlife
Refuge - Yuma
Territorial Prison

20. Tag:
Fahrt nach
Phoenix - Apache
Trail bis Tortilla Flat

21. Tag:
Rückflug

Fazit

Samstag, 23. Mai 2009

"Eine zweite Chance"

Obwohl die Lage des Motels in einiger Entfernung von den Bahngleisen ist, wurde ich in der Nacht zweimal durch das Tuten vom Santa Fe Express geweckt. Kurz vor 6 Uhr stand ich auf und holte mir in der Lobby erstmal zwei Becher Kaffee.

Durch das Vagabunden-Leben der vergangenen Tage war in meinen Reisetaschen "etwas" Unordnung entstanden, denn man stopft hier oder da fix was rein, obwohl es dort gar nicht hingehört. Daher war erstmal Sortieren und Aufräumen angesagt, bevor ich mein Gepäck ins Auto schaffte und auscheckte.

Um 7.20 Uhr fuhr ich zum Safeway gegenüber, denn ich brauchte neue Getränke und was zum Frühstücken. Zu meiner Freude war im Safeway auch ein Starbucks drin, da nahm ich mir doch gleich einen Caramel Macciato mit.

Dann noch tanken, Kühlbox auffüllen, Zigaretten kaufen - fertig.

Das Wetter schien noch zu überlegen, wie es werden will : Im Süden sah es freundlich aus, blauer Himmel, aber Wolkenbänder. Im Westen war es eine geschlossene Wolkendecke. Das Thermometer zeigte 58°F, aber mir kam es wärmer vor.

Gegen 9.20 Uhr hatte ich das Chiricahua National Monument erreicht. Vor acht Jahren hatte mich dieser Park absolut nicht überzeugt Während meines Ranch-Urlaubs hatte ich mit ein paar anderen Gästen der Ranch einen Ausflug dorthin gemacht und war enttäuscht. Keine roten Felsen, alles grau, wenig zum Schauen. Allerdings haben wir damals nur die View Points besucht, bei denen man eigentlich nur von oben auf das Felslabyrinth hinab blickt. In den folgenden Jahren hatte ich im Internet immer wieder mal Berichte und Bilder gesehen, die einen Eindruck vermittelten, wie man den Park während Wanderungen erleben kann. Das hatte mich neugierig gemacht und ich wollte dem Chiricahua National Monument eine zweite Chance geben.

Trotzdem war ich nicht richtig motiviert, irgendwie hatte ich mehr Lust auf Tombstone. Aber ich wusste auch, dass ich mich später ärgern und es bereuen würde, wenn ich das National Monument nicht besuche. Also Zähne zusammenbeißen und rein in den Park!

Ich hielt zuerst beim Visitor Center und kaufte Postkarten und diverse Bücher. Ja - und dann kam der erste View Point: Ich hielt an und mir gefiel verdammt gut, was ich sah

Die Formen der Felsen waren interessant und machten neugierig, was ich während der geplanten Wanderung alles sehen würde. Bei den anderen beiden "no name View Points" und dem China Boy View Point hielt ich nicht. Hier hatte man entweder Gegenlicht oder es lag noch zuviel im Schatten. Die Stopps würde ich bei der Rückfahrt machen.

Am Sugarloaf View Point hat man einen herrlichen Rundum-Blick, der nun endgültig die Vorfreude und Entdeckerlust so richtig aufleben ließ. An einem der Picknicktische frühstückte ich mein Pastrami-Käse-Sandwich und anschließend fuhr ich zum Massai View Point und zum Echo Canyon View Point. Hier folgte die übliche Sonnencreme-Orgie, dann wurde der Rucksack gepackt und gegen 11 Uhr startete ich meine Wanderung. Schon die ersten paar Meter auf dem Echo Canyon Trail begeisterten mich, denn hinter jeder Kurve des Weges erwarteten einen neue An- und Aussichten .

Ich war gerade erst ca. 10 Minuten auf dem Trail unterwegs, als ich es hinter mir hörte : "hangchingchang chei..." usw. Ein junges asiatisches Paar (sie "besonnenschirmt") mit Eltern, die scheinbar ohne Luft zu holen alle vier durcheinander schnatterten. Das Gequassel wollte ich mir auf keinen Fall die ganze Zeit antun, also ließ ich sie überholen.

Großer Fehler!

Die Erkenntnis und der Schreck folgte umgehend: Ich lief um eine Kurve und stand einer wunderschönen Felsformation gegenüber, die herrlich im Sonnenlicht lag. Nur bis die vier sich alle sortiert und gruppiert hatten, jeder mit jedem und jeder alleine und immer der, der nicht fotografiert wird, hält den Sonnenschirm... das dauerte.

Provokativ lehnte ich mich an einen Felsen, aber dies wurde gar nicht wahrgenommen, oder die haben vielleicht sogar gedacht, dass ich so höflich bin und sie nicht unterbrechen will. Als sie endlich fertig gewesen sind, war die Sonne hinter einer dicken, riesigen Wolke verschwunden. Ich wartete eine Weile und schimpfte dabei wie ein Rohrspatz vor mich hin , aber die Sonne war stur und blieb hinter der Wolke Zuviel Zeit wollte ich auch nicht verplempern, also gab es ein Bild mit grau-weißem Himmel und ich lief weiter.

Der 1,6 Meilen lange Echo Canyon Trail ist sehr, sehr schön. Leider zogen aber immer wieder große Wolken auf und fehlende Sonne & weiße Wolken erschwerten oft das Fotografieren der tollen Motive

Man muss vor lauter Staunen und Umherschauen aufpassen, wohin man tritt, denn der Weg führt stetig nach unten. Er ist uneben mit Steinen und Wurzeln, ließ sich aber dennoch sehr gut laufen.

Am Ende dieses Trails hat man die Wahl zwischen dem Upper Rhyolite Canyon Trail und dem Hailstone Trail. Der Upper Rhyolite Canyon Trail führt noch tiefer in das Felslabyrinth hinein und in Verbindung mit dem Sarah Deming Trail zum versteckten Highlight des Parks, dem "Heart of Rocks". Die Dame im Visitor Center hatte mir von dieser Trail-Kombination jedoch abgeraten, als ich mich danach erkundigte und erwähnte, dass ich mir vor ein paar Tagen den Fuß verletzt habe. Also wird mich wohl das Chiricahua National Monument noch ein drittes Mal zu sehen bekommen, schließlich hatte ich nun Blut geleckt

Ich ging daher den 0,8 Meilen langen Hailstone Trail und war gespannt, wie ich wieder nach oben kommen würde. Der Echo Canyon Trail führt ja kontinuierlich bergab, den hätte ich nicht wieder rauf laufen wollen. Aber der Ed Riggs Trail, über den ich nun wieder nach oben zum Rim gelangte, überwindet die Höhenmeter sanft und ohne erwähnenswerte Anstrengung.

Und so erreichte ich nach 0,7 Meilen wieder den Parkplatz.

Lt. der Angestellten im Visitor Center brauchte man für diesen Loop 2 Stunden. Ich war 2 h 45 Minuten unterwegs, inkl. zwei Zigarettenpausen und unzähligen Fotostopps.

Um 14.25 Uhr fuhr ich dann weiter. Die View Points entlang dem Bonita Canyon Drive, bei denen ich mir heute früh noch überlegt hatte, diese am Nachmittag zu besuchen, ignorierte ich nun komplett. Jetzt, wo ich durch die Wanderung in die Felslandschaft eingetaucht war, konnte ich nur noch müde mit der Schulter zucken. Nach den Eindrücken, die ich dabei erfahren hatte, fand ich diese View Points nun gar nicht mehr spektakulär.

Heute "hörnelte" es wie verrückt, ständig hopste eines über die Straße. Aber zum Glück alle in sicherem Abstand und schnell genug.

Eigentlich wollte ich via Gleeson nach Tombstone, aber wegen der starken Regenfälle der vergangenen Tage war ich unsicher und nahm die Davis Rd. Zum Zustand der Backroads würde ich mich nachher erstmal bei den Locals erkundigen.

Kurz nach 17 Uhr erreichte ich Tombstone. Ich hatte mir ein Zimmer im Trail Riders Inn reserviert. Von dem Motel hatte ich schon einige sehr positive Kritiken gelesen. Die Lage ist super, bis zur Allen Street sind es nur ein paar Gehminuten. Die Inhaberin ist sehr nett. Ich fragte, ob sie weiß, in welchem Zustand die Middlemarch und die Gleeson Rd sind. Ihr Mann kam auch hinzu und die beiden spekulierten, dass es nicht zu heftig sein würde. Aber sie boten mir sofort an, dass ich mich morgen abmelden soll und wenn ich bis Einbruch der Dunkelheit nicht wieder da bin, dann würden sie mich suchen. Und ich könnte mich auch jederzeit per Handy melden. Ich wollte schon wegen fehlendem Empfang abwinken, kramte es aber doch hervor und siehe da: Ich hatte hier in Tombstone sogar Empfang, ob es aber "draußen" auch geht, ist natürlich ungewiss. Ich war mal wieder von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft überwältigt. Aber ich hoffte, dass ich nicht auf diese netten Angebote zurückgreifen muss.

Das Motel ist super, hoher Wohlfühlfaktor Mein Einzelzimmer ist zwar klein, aber sehr liebevoll eingerichtet und es ist alles vorhanden: Kühlschrank, Mikrowelle, Fernseher, etc. Kaffee gibt es vor dem Office, das ist eine Tür weiter.

Nach einer Zigarettenpause lief ich zur Allen Street und mir bot sich ein erfreulicher Anblick: Endlich fuhren dort keine Autos mehr.

Bei meinen früheren Besuchen hatte ich mich immer geärgert, denn man konnte die Fassaden der Häuser gar nicht genießen, weil überall Autos parkten. Aber seit ein paar Jahren ist die Allen Street endlich für Fahrzeuge gesperrt. Auch der Asphalt war weg und der Wind jagte eine Staubwolke über die Straße. So muss das sein, ist doch gleich viel authentischer

Es war Wyatt Earp Memorial Weekend und Tombstone platzte aus allen Nähten. Viele Besucher waren gemäß der damaligen Zeit kostümiert, das war ein netter Anblick. Ich weiß nicht, wie viele Wyatt Earps heute in Tombstone unterwegs waren. Es wimmelte von Wyatts und Sheriffs! Die Details der Kostüme waren oft toll. Uiiii, da waren Sporen unterwegs! Die haben bestimmt mal dem Urgroßvater gehört (oder stammen aus einem der zahlreichen Läden, die solche Utensilien verkaufen ).

Der Big Nose Kate Saloon war brechend voll, aber ich hatte Glück und ergatterte einen kleinen Tisch. Dort trank ich ein Bud und zum Abendessen verspeiste ich einen Grand Hotel Burger.

Später beobachtete ich auf der Allen Street den Sonnenuntergang. Die Abenddämmerung und die Wolken tauchten alles in ein geheimnisvolles Licht und verbreiteten eine eigentümliche Stimmung. Man konnte die Menschen nur noch als Silhouetten erkennen. Die Werbeschilder an Restaurants und Geschäften verschmolzen mit den Fassaden. Man fühlte sich dadurch wie in eine andere Zeit katapultiert.

Ich konnte mich von der Szenerie kaum losreißen und drückte immer wieder auf den Auslöser.

Dann ging ich aber endgültig zurück zum Motel. Dort setzte ich mich nach dem Duschen auf die Veranda vor meinem Zimmer. Ich überspielte die Bilder, tippte den Reisebericht und amüsierte mich über eine Katze im Flegelalter, welche eine Heuschrecke jagte. Neugierig wie sie war, kam sie dann auch mal her und sie war ja sooooo verschmust. Am liebsten hätte ich sie eingepackt und mitgenommen

Heute machte ich das Licht schon um 23.30 Uhr aus.

 

Tagesetappe: 126 Meilen / 210 Kilometer


Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.