Prolog

1. Tag:
Hinflug

2. Tag:
Las Vegas - Prescott Valley

3. Tag:
Sedona

4. Tag:
Sedona

5. Tag:
Sedona - Blanding

6. Tag:
Moab: Arches National Park

7. Tag:
Moab: Sand Flats Road, Picture Frame Arch

8. Tag:
Moab: Secret Spire, Spring Canyon Point, Shafer Trail

9. Tag:
Fahrt nach Overton, Valley of Fire

10. Tag:
Valley of Fire

11. Tag:
Fahrt nach Ridgecrest, Trona Pinnacles

12. Tag:
Ghost Town Ballarat, Charcoal Kilns, Skidoo Mine

13. Tag:
Alabama Hills

14. Tag:
Titus Canyon, Racetrack Playa

15. Tag:
Ghost Town Berlin

16. Tag:
Ghost Town Bodie, Mono Lake

17. Tag:
Ghost Town Bodie, Mono Lake, Tioga Pass

18. Tag:
Ancient Bristlecone Pines

19. Tag:
Joshua Tree National Park

20. Tag:
Joshua Tree National Park

21. Tag:
Joshua Tree National Park

22. Tag:
Kelso Depot, Las Vegas

23. - 25. Tag:
Las Vegas und Rückflug

Fazit

Samstag, 28. Mai 2011
"Auf der Zeil"


Die innere Uhr funktionierte perfekt: Um 6.30 Uhr aufgewacht und das übliche Morgen-Programm abgespult. Das Frühstück bei Rita war ok, aber bei Spiegeleiern mit Bacon kann man auch nicht viel falsch machen.

Dann luden wir Paletten von Wasser und Gatorade in Gerds Auto, gefolgt von literweise Sonnencreme, und holten an der Tankstelle noch frisches Eis für die Kühlbox. So sollten wir für die heutige Expedition ordentlich ausgerüstet sein. Um 8.35 Uhr starteten wir. Der erste Teil des Tagesprogramms lautetet "via Titus Canyon ins Death Valley".

Wenige Meilen westlich von Beatty ist der Abzweig ausgeschildert. Die ersten Meilen sind recht unspektakulär, man fährt über eine Schotterpiste auf die Grapevine Mountains zu. Dann wird die Gravelroad one way und schlängelt sich durch die ersten Hügel.

Kurz darauf rettete ich einer Schlange, die auf der Straße ein Sonnenbad nahm, das Leben. Gerd hatte sie gar nicht als Schlange wahrgenommen und ich konnte ihn noch im letzten Moment darauf aufmerksam machen. Selbstverständlich wurde sie von uns ausgiebig fotografiert, aber irgendwie fühlte sie sich dadurch gestört und flüchtete in die Prärie. Braves Tier! Gut so! Ich hatte nämlich schon überlegt, wie wir sie von der Straße kriegen.

So unspektakulär die Strecke beginnt, desto schöner wird sie.

Wir überquerten den White Pass und schunkelten den Red Pass hinauf. Natürlich immer wieder mit Unterbrechungen in Form von Fotopausen.

Während diesen Pausen nuckelte ich immer brav an meiner Wasserflasche, schließlich würde mein Körper heute einen größeren Wasservorrat benötigen

Die beiden Pässe waren in dem Zustand, wie ich sie 2007 erlebt habe. Teilweise recht tiefe Furchen, Steine und ein paar Steinplatten - das Auto schaukelte manchmal ordentlich hin und her. Ohne HC wäre man hier aufgeschmissen, denn es gibt einige tiefen Furchen, Steine und Steinplatten. Das schlimmste Stück war dann runter nach Leadfield, dort war es sehr steinig und man konnte wirklich nur im Schritttempo fahren.

Immer wieder wehte der weiche, süße Duft der Blüten der Kreosotsträucher in die offenen Autofenster. Diese lenkten mich aber nicht von der holprigen Piste ab. Denn wenn ich auf der bösen Seite war, hatte ich den Blick in den Abgrund, der Gedanken an "herausschleudern" hervorrief. War ich auf der guten Seite, an der die Böschung neben dem Beifahrerfenster aufragte, hatte ich Visionen von Klapperschlangen, die aus dem Gebüsch hervorgeschossen kommen und mir durch das offene Fenster in die Backe beißen Denn die Straße ist oft so eng, dass man mit dem ausgestreckten Arm die Büsche berühren könnte.

Nach zig kurzen Fotostopps machten wir in Leadfield eine etwas längere Pause und stöberten ein wenig in der Gegend rum.
Und die nächste leere Wasserflasche landete im Müllbeutel auf dem Rücksitz. Es kam ein anderes Auto und hielt ebenfalls an. Es stieg ein Mann aus, der den Eindruck machte, dass er in Leadfield gezeugt und die Mauerreste seines Geburtshauses suchen will. Er war so alt und "klapprig" und hatte Mühe ein paar Schritte zu laufen und den Foto ruhig zu halten. Irgendwie war es wirklich rührend, ihn zu beobachten. Er wirkte, als hätte sich für ihn noch mal ein Traum erfüllt.

Je näher wir dem eigentlichen Titus Canyon kamen, desto häufiger wurden unsere Foto-Stopps. Die farbigen Felsen und das lebendige Grün der Pflanzen boten ein wunderbares Zusammenspiel

Dann rückten die Canyonwände immer enger zusammen und man erreicht die Narrows. Hier windet sich die schmale Road in engen Kurven durch die hoch aufragenden Felsen. Ein "Drive Thru Slot Canyon"

Der Canyon endet abrupt und spuckt seine Besucher regelrecht aus. Und nun entrollt sich die lange Talsohle des Death Valley mit seiner vor Hitze flimmernden und staubgeschwängerten Luft.

Naja, Hitze ist etwas übertrieben. Es war angenehm warm. Aber auf keinen Fall "abartig" heiß oder so. Eigentlich war es die bisher kühlste Temperatur, die ich während meiner ganzen Besuche im Death Valley erlebt hatte.

Durch die ruckelige Fahrt war meine Blase mit den 2,5 Litern Wasser, die ich bis jetzt in mich reingekippt hatte, gut durchgeschaukelt und ich war sehr froh, dass hier ein National Park Plumpsklo stand.

Bevor wir weiterfuhren, beobachteten wir noch eine Echse, die dort in einem Gebüsch rumturnte und die Blättchen mampfte.

Auf dem Teer angekommen, fuhren wir nach Norden bis zum Ubehebe-Crater Abzweig.

Den Crater ließen wir aber im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. Wir stoppten kurz, ich bekam eine Zigarettenpause und trank mal zum Auffüllen des Wasserhaushalts ein Gatorade. Eine weitere Flasche Wasser deponierte ich im entsprechenden Fach der Beifahrertür.

An dieser Stelle stand ich vor Jahren schon mal und blickte mit einem mulmigen Gefühl in die Ferne. Da hinten irgendwo liegt er.
Der Racetrack.
Damals hatte ich gekniffen. Die Kargheit der Landschaft wirkte da so bedrohlich auf mich. Auch beim folgenden Besuch vom Death Valley war ich froh, vor mir selbst eine Ausrede zu haben, dass es zeitlich nicht mit dem Racetrack klappen würde. Irgendwie hatten mich die ganzen Stories über zerfetzte Reifen richtig verunsichert. Die Warnungen im Visitor Center, dass man mind. 2 Ersatzreifen dabei haben soll, die ganze Panikmache im Internet etc. So war die Location bei mir zu einem regelrechten Angst-Trauma geworden.

Dann machten wir uns auf den Weg und mit jeder Meile, die wir zurücklegten, verstand ich diese ganze Aufregung nicht mehr Natürlich hängt die Beschaffenheit immer vom Wetter ab, ob es Ausspülungen etc. gibt. Aber als wir dort waren, war die Strecke vom fahrtechnischen her absolut harmlos. Keine Löcher, Dellen, Felsen etc.

Nur Schotter - und genau dieser ist es, der die Strecke so reifenmordend macht. Denn wenn man da zu schnell unterwegs ist, dann ist die Gefahr wirklich sehr groß, dass die Reifen Schaden nehmen. Aber wer seine Vernunft einschaltet und sich vor Augen hält, dass die Reifen eines Miet-SUV nun eben nicht so strapazierfähig sind und entsprechend langsam und umsichtig fährt, der brauchte da momentan gar nix befürchten.
So zuckelten Gerd und ich mit ca. 20-25 mph dahin. Die Landschaft um uns herum war eher nichtssagend, richtig eintönig.
Ich nuckelte weiter an meiner Wasserflasche rum.

Wir erreichten die berühmte Teakettle Junction und hielten natürlich an, um Fotos zu machen.

Ich hätte nix dagegen gehabt, wenn dort irgendwo ein paar große Steine oder dichte Büsche gewesen wären, die Deckung geboten hätten. Denn meine Blase drückte schon wieder. Ich hatte mit viel höheren Temperaturen gerechnet und dass man da viel verdunstet, aber es war nicht heiß. Und so verdunstete auch nix und nahm den direkten Weg in die Blase

Aber ich war zuversichtlich, dass es an der Playa ne Möglichkeit gibt.

Schließlich hatte ich auch schon oft gelesen, dass Leute dort zelten, um die Moving Rocks im besten Licht zu fotografieren. Ich war mir sicher, dass es dort sogar ein Plumpsklo geben würde. Und die paar Meilen bis dorthin, so lange konnte ich es locker aushalten.

Kurz darauf bogen wir dann auch schon auf die Straße ab, die genau zur Playa führt. Diese lag in einem kleinen Talkessel vor uns und der markante Grand Stand, bei dem einige irrtümlich nach den Moving Rocks suchen, wirkte irgendwie wie ein Geisterschiff.

Wir fuhren an der Westseite der Playa nach Süden. Denn die "Moving Rocks" findet man im südlichen Teil. Dort brechen die Steine von dem Hang ab, der die Playa im Süden begrenzt.

Nur wenige Minuten später hatten wir den Parkplatz erreicht und meine Augen suchten die Umgebung nach dem Plumpsklo ab. Keins da. Auch kein Strauch oder großer Stein. Der einzige Sichtschutz würde das Auto sein

Naja, ich sagte Gerd, er soll dann schon mal zur Playa gehen, ich komme nach. In dem Moment kam ein weiteres Auto angebraust und hielt neben uns. Die Insassen stiegen aber nicht aus, sondern es entstand eine kleine Diskussion. Ich trippelte unruhig hin und her, kontrollierte zum Schein mehrmals den Inhalt meiner Fototasche etc.
Ja, werden die sich denn jetzt endlich in Bewegung setzen Nach einer gefühlten Ewigkeit fuhren sie dann weiter.

Ich wollte gerade hinter dem Auto verschwinden, da kündigte eine Staubwolke auf der Straße ein weiteres Fahrzeug an. Ja, was ist denn los hier Betriebsausflug zum Racetrack Kurz darauf hielt das Auto und ein Paar stieg aus. Ich beschäftigte mich erneut mit meinem Foto, Sonnencreme etc. Zum Glück hielten sich die beiden nicht lange beim Parkplatz auf, sondern gingen gleich auf die Playa.

Endlich!!! Viel entspannter und mit beschwingten Schritten betrat ich dann auch die Playa. Mir ging es gleich wieder viel besser! Mit drückender Blase kann ich mich nicht konzentrieren und ich wollte doch den so viele Jahre ersehnten Racetrack ohne quälende Ablenkung genießen.

Ziemlich am Anfang der Playa gab es dann auch schon die ersten Exemplare von Steinchen mit Schleifspuren hinter sich. Begeistert wurden sie von mir fotografiert. Sie hatten maximal die Größe eines Handballs und ich war voller Vorfreude auf die richtigen großen Brummer.

Als ich mal zurück Richtung Parkplatz blickte, sah ich eine ganze Jeep-Kolonne anrollen, es waren bestimmt 8 Fahrzeuge. Tssss, da ist man im hintersten Winkel im Death Valley und hier herrscht ein Betrieb wie in Frankfurt auf der Zeil!

Gerd und ich wollten nicht japan-like auf die Stelle an dem Abbruch-Hang zustürzen, sondern drehten einen schönen Kringel auf der Playa. Spuren von schlitternden Steinen sah man häufig, Moving Rocks gab es da eher wenige und die waren noch bissl kleiner als die ganz am Anfang.

Das versetzte mir einen Dämpfer. Wenn man Bilder im Internet sieht, dann hat man den Eindruck, das wären ganz ordentliche Brummer, die da auf der Playa rumjagen - dabei sind sie nur aus einer geschickten Perspektive fotografiert und in Wirklichkeit viel, viel kleiner!
Irgendwie ernüchterte mich dies und nahm mir bissl die Freude an der ganzen Sache.
Das Jagdfieber war wie weggeblasen und den eigentlichen Hauptteil an dem Abbruchhang streifte ich nur noch. Ich hatte keine Lust auf mickrige Steinchen und schaute mir dafür lieber noch ein paar interessante Spuren an, deren Verursacher aber bereits das Weite gesucht hatten.

So arbeitete ich mich Richtung Parkplatz zurück, wo ich während einer Zigarettenpause auf Gerd wartete.

Mein Fazit zum Racetrack: Es war gut, dass ich jetzt dort gewesen bin - aber ich glaube, einmal reicht mir. Der Weg dorthin zieht sich und ist m.M.n. ziemlich eintönig. Lediglich der Talkessel, in dem sich die Playa befindet, ist landschaftlich dann wieder reizvoll. Meine Erwartung an die Moving Rocks war einfach zu hoch und so war ich dann enttäuscht, als ich die Steinchen mit eigenen Augen sah. Trotzdem - ich war jetzt dort und es war ok, wenn auch nicht das Mega-Highlight, auf welches ich gewartet hatte.

Gegen 15.30 Uhr machten wir uns auf die Rückfahrt, hielten dann aber noch für einen kurzen Fotostopp am Ubehebe Crater.

Der Wind fegte mit unheimlicher Kraft über den Rand des Kraters und wir sahen zu, dass wir schnell wieder in das schützende Auto kamen.

Da wir noch Zeit hatten und uns den langsamen Rückweg über den Daylight Pass nicht noch mal antun wollten, fuhren wir den Kringel über die SR267 / Hwy 95 und waren gegen 19 Uhr wieder in Beatty.

Abendessen wieder bei Rita - nö, das muss man nicht noch mal haben. Daher schauten wir im Ort nach einer Alternative und fanden ein kleines Diner. Dies machte aber nicht den Eindruck, dass es offen hat oder man es besuchen sollte. Dafür steppte im Sourdough Saloon nebenan der Bär. Dort gab es zwar nur kleinere Snacks, aber die Atmosphäre gefiel uns deutlich besser.

Zum Abendessen gab es Chicken Stripes und Onion Rings, war beides wirklich ok. Bei Margaritas und MGDs (Miller Genius Draft = Bier) lauschten wir dann noch eine Weile der Musik und beobachteten die Leute.

Wir waren erst gegen 20.30 Uhr zurück im Motel und trafen uns noch auf ein Bier am Pool. Dort machen wir im Internet einen Wettercheck und bekamen große Augen: In den Regionen, die für morgen auf unseren jeweiligen Plänen standen, für die war Schnee und Regen gemeldet.

Na prima - aber nein, ich werfe nicht noch mehr um. Das Motel in Austin zu buchen war so ein Act gewesen, das ziehe ich jetzt durch. Zumal ich mir in dieser Gegend einen lang gehegten Traum erfüllen möchte.

Der angekündigte Wetterumschwung machte sich schon jetzt bemerkbar. Es kam ein unangenehm frischer Wind auf, sodass wir uns bald in unsere Zimmer verzogen.

Während ich duschte, überspielte ich die Fotos aufs Netbook, tippte ich meine Notizen, schrieb eine Mail und schaute noch kurz ins Forum.

Die Karte wurde mit TopoUSA von www.delorme.com erstellt.

Gefahrene Meilen: 186

;arr: Info-Seite: Titus Canyon