Prolog

Die Fotos von der Colorado Tour 2012 und die dazugehörigen Notizen hatten quasi gerade erst auf der Festplatte von meinem Computer Einzug gehalten, da ging es schon wieder los.

So schön und farbenreich die Colorado Tour war, die Zeit bis zur nächsten Tour war einfach irgendwie zu kurz. Das ist ja aber eher ein Problem der Luxus-Kategorie

Wie üblich flog ich an einem Sonntag rüber und da der vorherige Donnerstag ein Feiertag war, sollte die Packerei und noch bissl Wohnungsputz ziemlich entspannend ablaufen.

Aber da machte mir mein lieber Kollege aus dem Büro einen Strich durch die Rechnung, denn er kam erkältet und total (sorry) verrotzt ins Büro und erzählte quasi lachend, dass er den Schnupfen des Jahrhunderts hat. Auf meinen Einwand, warum er denn dann nicht mal daheim bleibt, meinte er nur: "ach was, wegen einem Schnupfen..."
Also teilte er großzügig seine Bakterien mit mir und es kam, was kommen musste: Am Mittwochabend fing es an, bei mir in der Nase zu kribbeln. Leider läuft ein Schnupfen bei mir nicht als Schnupfen ab, es kommt immer gleich hohes Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen usw. dazu und den (Feier-)Donnerstag verbrachte ich inmitten einer Ansammlung von Taschentüchern und in Gesellschaft einer großen Teekanne auf dem Sofa. Meine Ernährung bestand aus Gelomyrtol, Sinupret und ACCakut. Grippostat C lag schon in Lauerstellung... Ich war nur froh, dass ich bereits in den vergangenen drei Wochen täglich eine ordentliche Dosis Zink eingeworfen hatte. Ich möchte nicht wissen, wie es mir sonst gegangen wäre.

Am Freitag ging es mir etwas besser und ich kümmerte mich um den Haushalt und die Wohnung. (Ja, ich gehöre zu den Leuten, die vor dem Urlaub noch mal alles durchputzen. Obwohl, das ist bissl "besser" geworden, seit ich Karlie habe. Der kleine Racker schleppt mir während meines Urlaubs eh genug Dreck rein, da bin ich nicht mehr ganz so penibel, wenn sich noch in der letzten Ecke eine Staubfluse versteckt...)

Und zwischendurch musste ich immer wieder meinen kleinen Liebling trösten, denn der litt unter dem Mist-Wetter. In den vergangenen Wochen konnte man ja nicht wirklich von Frühling, geschweige denn Frühsommer sprechen. Es war kalt und regnerisch. Da will man nicht raus, da will man Innen-Bespaßung durch das Personal.

Den Samstagvormittag vor dem Abflug verbrachte ich mal wieder im Nachbarort in der Notfallpraxis. Mir ging es wieder schlechter, da wollte ich kein Risiko eingehen, dass es mich noch fieser erwischt. Und mir grauste zunehmend vor dem Flug, da leiden die Augen- und Nasenschleimhäute eh schon genug und dann noch mit Erkältung... dankeschön... Außerdem wäre es mir auch sehr unangenehm, morgen gleich als Bazillenmutterschiff entlarvt zu werden, welches das ganze Flugzeug ansteckt.

Zum Glück hatten die in der Apotheke dann auch gleich alles da und frisch gedopt wollte ich mich ans Packen machen. Dies musste aber erstmal warten, denn natürlich hatte sich Karlie ausgerechnet für heute das Bett (also mein Bett) zum Schlafen ausgesucht. Das hatte der kleine Flohschiss garantiert so geplant... Also hab ich mich erstmal um das Handgepäck und den Kosmetikkram gekümmert und diverse Lotionen und Shampoo abgefüllt. (Ich schleppe nie die Originalflaschen mit rüber, ist nur unnötiger Ballast.) Nachdem Karlie dann irgendwann das Schlafzimmer geräumt und ins Wohnzimmer umgezogen war, konnte ich mich dort nun ausbreiten und den großen Trolley bepacken.

Auf Zehenspitzen schlich ich in den Keller, dort warteten meine Trolleys, die ich mir vor ein paar Tagen ganz neu angeschafft hatte. Damit Karlie aber nicht gleich "Lunte riecht" hatte ich diese im Keller geparkt. Und was war? Als ich wieder hoch kam, saß er im Flur und beäugte mich argwöhnisch...

Das Wichtigste war dann auch gleich eingepackt...

Ja, Karlie hat die Promotion darin, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn ich verreisen möchte. Mir blutete eh schon das Herz, wenn ich dran dachte, dass mein Süßer dann wieder so viel alleine ist. Ich hoffte, dass alles wieder so gut wie beim letzten Mal klappt.
Meine Katzensitterin kam noch vorbei und wir haben alles durchgesprochen. Außerdem hatte ich bei allen wichtigen Karlie-Positionen in meiner Wohnung Zettel mit Anweisungen angebracht. Tolstoi hatte für "Krieg und Frieden" bestimmt weniger Papier gebraucht, als ich für meine Karlie-Notizen.

Nachdem er alles beschnuppert und durch heftiges Schmusen als "seins" markiert hatte, trottelte er wieder auf seinen Kratzbaum und ich konnte weiterpacken bzw. nun damit anfangen.

Dafür wurde erstmal alles Erforderliche (und auch Nicht-Erforderliche) auf dem Bett ausgebreitet. Dumm, wenn einem dann einfällt, dass ein Teil der benötigten Utensilien im Bettkasten ist, also alles wieder beiseite räumen bzw. auf dem Boden zwischendeponieren...

In Nullkommanix herrschte Chaos und man fand kaum noch eine freie Stelle, wo man den Fuß hinsetzen konnte. Mein Schlafzimmer hätte gut in eine "Heute_räumen_wir_beim_Messi_auf-Sendung" gepasst.

Irgendwann war das Chaos in den Trolleys verstaut und die Kofferwaage gab auch grünes Licht. Nun folgten noch die letzten Handgriffe im Haushalt und ich merkte den Totalausfall vom Donnerstag schon noch, denn es wurde wieder 20 Uhr, bis ich mit allem, aber auch wirklich allem fertig war.
Nun musste ich mich selber erstmal "runterfahren" und kurz nach 24 Uhr ging ich ins Bett.

Und hier jetzt schon eine kleine Einstimmung auf die folgenden Wochen. Die Tour hatte ursprünglich den Titel "Treasures of Reunion" bekommen, da ich nach vielen, bei früheren Touren liebgewonnenen Gegenden Sehnsucht hatte und diese endlich mal wieder besuchen wollte. Aber irgendwie wurde ich mit dem Titel nie so ganz warm. Und an einem der folgenden Tage im wunderschönen Südwesten, als ich mir während einer Wanderung ein schattiges Plätzchen gesucht hatte und von einem leichten und doch so angenehmen Windhauch gestreichelt wurde, formte sich in meinen Gedanken der wirkliche Titel meiner Tour: "Desert Breeze".

Vorneweg jedoch noch ein paar Sätze, eine Art "Beipackzettel":

. Die ersten Tage sind sehr textlastig, beim Lesen werdet Ihr feststellen, warum.

. Auf neue Locations dürft Ihr bei dieser Tour nicht hoffen. Wie schon geschrieben, ging es mir überwiegend darum, Locations, nach denen ich schon lange wieder Sehnsucht hatte, einfach mal wieder zu besuchen. Trotzdem gab es für mich immer wieder Ziele, die für mich neu waren.

. Und zu guter Letzt haben die Tage auch nicht so ein straffes Programm. Ich hatte mir das Motto "entschleunigt" von Claudia, einer lieben Freundin aus dem Discover America Forum, auf die Fahne geschrieben.

So, nun geht's aber los.

"Houston, ich habe ein Problem" - Der Hinflug Teil 1
"Vom Pech verfolgt" - Hinflug Teil 2 und Fahrt nach Village of Oak Creek
"Ungewissheit in Sedona" - Rote Felsen bei Sedona
"Endlich Urlaubsstimmung!" - West Fork of Oak Creek
"Ich war im Grand Canyon" - Lee's Ferry & Grand Canyon North Rim
"2. Buch Mose, Kapitel 10" - Grand Canyon North Rim & Felsformationen am Whitehouse Trailhead Vermilion Cliffs
"Psychopathin auf der CCR" - Cottonwood Canyon Road & Willis Creek
"Der Tag der nackigen Ärsche und großen Hüte" oder "Desert Breeze" - Bryce Canyon & Kodachrome Basin State Park

"Lonely Roads" - Burr Trail & Notom Road, Capitol Reef National Park
"Glück gehabt!" - Temple Tower, Little Egypt, Hwy 95
"Blut geleckt" - Canyonlands National Park, Needles District, Chesler Park
"Naja..." - Montezuma Canyon Road, Monument Valley, Baby Rocks
"Große Pläne, kleine Ziele" - Kiss Arch, Spire of Aztec, Boomerang Arch, Aztec Ruins National Monument
"Totalausfall" - Krank in Farmington
"Entschädigung" - Bisti Wilderness South, La Plata Badlands
"Unbekannte Straßen" - Fahrtag von Farmington nach Tucson
"Ein erfolgreicher Tag" - Sabino Canyon
"Skifahrn" - Catalina Highway / Mt. Lemmon Highway
"Ein würdiger Abschluss" - Saguaro National Park West
"Heimflug" & Fazit